Aktuelle Veranstaltungen

Nylon. Re-Stagings von Mode-Fasern in den darstellenden Künsten

Gastvortrag von Dr.in Mariama Diagne

Mi, 08.05.2024
15:15-16:45 Uhr

MUK.studio (Raum 4.15)
Johannesgasse 4a
1010 Wien

EINTRITT FREI

Keine Anmeldung erforderlich


Das bekleidete Bein, die zweite Haut fasziniert. Sie ist undurchsichtig genug, um Fehler zu verbergen, transparent genug, um Authentizität zu suggerieren. Die zweite Haut ist je nach Faser immer auch politisch: Nylon ist beispielsweise ein klassisches Krisenprodukt. Es wurde in den 1930er und 40er Jahren während des Zweiten Weltkrieges entwickelt und spielte eine Schlüsselrolle in der Bereicherung der US-Wirtschaft. Als Konsumgut sollte Nylon die Bedürfnisse und Wunsch-Träume einer ganz bestimmten Zielgruppe erfüllen: Weiblich gelesene Verbraucherinnen sollten sich durch das Tragen der Strumpfhose vorübergehend in einen imaginären, idealen weiblichen Körper verwandeln. Körperform und Identität sollten durch das Tragen des Produkts idealisiert werden. Nylon zog aber auch jene an, die sich affirmativ und ablehnend mit den Normen der Repräsentation der sozialen Kategorie „Frau“ sowie den ökonomischen Verhältnissen auseinandersetzen wollten. Im Gegensatz zur Seide ist Nylon ein erschwingliches Massenprodukt, das zwar teure Seide vortäuscht ohne tatsächlich Seide zu sein, aber im Umkehrschluss nicht wie Seide reparierbar ist. Eine Laufmasche genügt, und der Nylonstrumpf markiert als Wegwerfprodukt das Verfallsdatum der Repräsentation.

Der Vortrag „Nylons“ widmet sich der Schauqualität, oder Show-Qualität, dieser Faser, und den Kontexten, in denen Nylon politisch wurde. Seine künstlerische Wiederverwendung leitet sich von einer Normkritik ab, die beispielsweise ein wichtiger Bestandteil der afro-diasporischen Performance-Kunst und seinem Verständnis von care wie auch von Widerstand im Black Arts Movement ist - aber auch eine Kritik am Patriarchat in der Performancekunst.

Basierend auf Arbeiten aus Tanzkunst, Film und Performance, wird vermittelt, inwiefern spezifische intersektionale und künstlerische Signaturen die Mode-Faser Nylon und ihre verwandten Texturen Seide oder Netz in neue Zusammenhänge versetzen.

 

Mariama Diagne (Dr.in phil.) ist Tanzwissenschaftlerin am Collaborative Research Center SFB 1512 „Intervening arts“ an der Freien Universität Berlin, mit einem Hintergrund in Tanz und Praxis in Dramaturgie. In ihrer Arbeit versucht sie, eine diasporische Schreibweise in der tanzwissenschaftlichen Forschung zu entwickeln, zusammen mit einem poetologischen Ansatz zum Forschungsmaterial. Sie verfolgt das Verweben von Theorie, Praxis und dem Alltag in einer kritischen Untersuchung der Historizität des afro-diasporischen Tanzes und Kultur sowie deren Einbettung in eurozentrische Strukturen. Als Dramaturgin begleitet sie Künstler*innen in antikolonialen Kontexten. Von 2019 bis 2023 leitete sie den Vorstand der Gesellschaft für Tanzforschung (gtf), ist seit 2019 Mitglied des NFDI4C Steering Board for the Performing Arts, seit 2022 Mitglied der deutschen Unesco Kommission Immaterielles Kulturerbe und seit 2023 Mitglied der Jury für den Deutschen Tanzpreis.

 

Der Vortrag findet im Rahmen der Lehrveranstaltung „Geschichte und Gegenwart des Tanzes“ von Univ.-Prof. Dr. Eike Wittrock statt, und ist offen für interessierte Gäste.

Un)documented. Eine (S)kartierung des Verschwindens

Kapitel 1

Fr, 17.05.2024
16.00, 18.00 und 20.00 Uhr

Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien
Bräunerstraße 5,
1010 Wien

 

Im Zentrum von (Un)documented - Eine (S)kartierung des Verschwindens der Agentur für Unabkömmlichkeitsbegründungen (AGFU) steht die weitverbreitete Sucht nach Dokumentation, der Selbstlegitimierungszwang durch Dokumentation. Vorgänge jedweder Art werden dokumentiert und gehen meist unhinterfragt und unbearbeitet in bestehende Archive ein oder schaffen neue: Ich dokumentiere, also bin ich? Wir dokumentieren, also werden und bleiben wir?

Noch komplexer wird diese Frage im Kontext des Projekts der Agentur für Unabkömmlichkeitsbegründungen: Wie eine fast 3 Jahre dauernde künstlerische Forschung dokumentieren, die sich mit dem selbstgewählten, vorsätzlichen Verschwindenlassen von Archiven beschäftigt, ohne automatisch ein Archiv des Verschwindens zu kreieren?

Könnte eine solche Dokumentation zB. ein Erste Hilfe-Kurs zur Auflösung, zur Aufhebung von Archiven sein? Eine Handlungsanweisung zur De-Konstruktion? Eine Abandonnage? Eine Klage auf Archivunterlassung? Ein Handbuch des Verschwindens, ein Katalog des Verlassens? Wie sähe ein Format aus, das sich nicht vereinnahmen läßt, das seine eigene Integrität anzweifelt, sich selbst kompromittiert? Ein unzugängliches Unikat, das sich der Massenverbreitung widersetzt? Kein Buch. Als Buch? Keine Dokumentation. Als Dokumentation des Verschwindens?

#No archive, more history!
#Was nicht im Archiv ist, ist in der Welt.
#i’d like to be an undocumented archive!

 

Im Rahmen von
Dismantling the Archive - The Art of Disappearing
Das Verschwinden des Archivs
FWF / PEEK-Projekt AR 626

Kontakt:
Agentur für Unabkömmlichkeitsbegründungen
buero@agfu.at
www.aufhebekunst.net

LANGE NACHT DER FORSCHUNG

MITMACHEN. STAUNEN. ENTDECKEN.

Fr, 24.05.2024
17:00‒ 23:00 Uhr

Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Verschiedene Säle
Johannesgasse 4a
1010 Wien

Eintritt frei

Die Lange Nacht der Forschung findet an über 200 Ausstellungsorten in ganz Österreich statt. Nach der erfolgreichen Erstteilnahme 2022 wird sich das Zentrum für Wissenschaft und Forschung der MUK zum zweiten Mal daran beteiligen. Präsentiert wird bei freiem Eintritt ein Querschnitt unterschiedlichster Forschungsprojekte aus den beiden Fakultäten Musik und Darstellende Kunst, die zum Mitmachen, Staunen und Entdecken einladen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Forscher*innen der MUK im Rahmen eines wissenschaftlichen Speed-Datings kennenzulernen. Vom MUK.podium über die Vollpension bis hin zum Clemens Hellsberg Saal und den Theorie-Räumen wird die MUK an diesem Abend ihre Räume für alle öffnen, die einen Einblick in die Forschung an einer Musikuniversität erhalten möchten. Das Detailprogramm wird Anfang April bekanntgegeben.

Dramaturgien der Unbestimmtheit. Berichte aus einem künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungskontext.

Vortrag von Prof. Dr. Daniel Rademacher

Mi, 29.05.2024
11:15-13:15 Uhr

BRA Theorieraum 2.33
MUK Bräunerstraße 5
1010 Wien

Eintritt frei

Der Titel des Vortrags Dramaturgien der Unbestimmtheit ist der Titel eines künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungskontexts, der am Institut Schauspiel der Kunstuniversität Graz situiert ist. Die Forschungsmethode besteht darin, künstlerische Praktiken von Dramaturgie und wissenschaftliche Diskurse „kultureller Unbestimmtheit“ in der dramaturgischen Praxis aufeinander zu beziehen. Der Forschungskontext umfasst Praktiken wie Stückentwicklung, Produktionsdramaturgie, Lehre, wissenschaftliches Schreiben, Vorträge u.a. Es werden zwei Ziele verfolgt: Einerseits werden Beitrage zur Überarbeitung und Veränderung zeitgenössischer Dramaturgie geleistet, andererseits wird der ursprünglich sprachphilosophische Begriff der Unbestimmtheit im Kontext von Ästhetik und Theater künstlerisch forschend erweitert.

Vortrag 45 Minuten mit anschliessender Diskussion

Referent:  Prof.Dr. Daniel Rademacher.


Kurzbiographie

Prof.Dr. Daniel Rademacher ist Dramaturg und promovierter Medien- und Kulturwissenschaftler. In seiner Dissertation mit dem Titel Spielbeziehungen und das Zwitschern des Theaters hat er Schauspielmethoden des 20. und 21. Jahrhunderts im Hinblick auf relationale Handlungstrategien und szenische Prozesse der Subjektivierung untersucht.  Als Dramaturg arbeitet er im zeitgenössischem Tanz, in der Performance Art und im Sprechtheater. Im Herbst 2023 hatte die Produktion ULTRA in der Choreographie von Reut Shemesh als Koproduktion zwischen dem tanzhaus nrw und dem Theater fabuleuse im belgischen Leuven Premiere. Sein Beitrag „Unbestimmtheit Üben. Kulturwissenschaftliche Interventionen in den Schauspielunterricht“ ist im Jahr 2022 im Forum Modernes Theater, Themenheft: Spielräume professionellen Schauspielens, erschienen. Seit dem Jahr 2021 hat Daniel Rademacher eine Professur für Dramaturgie am Institut 9 der Kunstuniversität Graz inne.

Land am Donaustrom. Eine Kulturlandschaft im Film

Ein Gespräch über den "Mythos Wachau"

Sa, 08.06.2024
18:30 Uhr

Flyer

Stift Melk, Dietmayrsaal
Abt-Berthold-Dietmayr-Straße 1
3390 Melk
www.stiftmelk.at

Kaum eine andere Landschaft Österreichs wird so oft und beständig in Filmen gezeigt wie die Wachau. Dieses Phänomen bildet den Mittelpunkt eines interdisziplinären Gesprächs, in dem die Traditionen, in denen die Filme stehen, ebenso diskutiert werden wie die Art und Weise, wie die Wachau hier inszeniert und zum medialen Sehnsuchtsort gemacht worden ist.

Mit Werner Telesko (Österreichische Akademie der Wissenschaften), Magdalena Weber (Stift Melk und MUK) und Stefan Schmidl (MUK und ÖAW).

Eine Veranstaltung des Kompetenzzentrums Film | Filmmusik in Kooperation mit dem Stift Melk.

 

 

LESBIAN DANCE HISTORY

Mi, 12.06.2024
18:00 Uhr

Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Clemens Hellsberg Saal
Johannesgasse 4a
1010 Wien

Eintritt frei

Anlässlich der Vienna Pride 2024 unterhalten sich die in Wien lebende Choreografin Claire Lefèvre und Eike Wittrock, Professor für Tanzwissenschaft an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK), über die lesbische Geschichte des Tanzes.
Im Zentrum des künstlerischen Programms des modernen Tanzes stand die (sinnliche) Erforschung des Körpers, seiner affektiven Ausdruckskraft und Beziehung zur Umwelt. Queere Frauen haben nicht nur einen fundamentalen Beitrag zur Entwicklung der Kunstform des Modernen Tanzes allgemein geleistet, sondern auch die Tanzausbildung an der MUK begründet. Moderne Tänzerinnen schufen sich eigene Räume, von Tanz- und Gymnastikschulen hin zu Siedlungsprojekten wie Loheland.

Wie lassen sich die queeren Sensibilitäten dieser Projekte rekonstruieren? Wie können wir uns dem queeren Erbe des Tanzes, das bisher größtenteils unsichtbar ist, künstlerisch und wissenschaftlich nähern? Und was bedeutet es, Sexualität in die Geschichtsschreibung einzuführen? Geht es um eine Geschichte lesbischer Tänzerinnen, eine Geschichte tanzender Lesben, oder doch um eine Tanzgeschichte, die selbst lesbisch geworden ist? Und wie angemessen die komplexen Verwicklungen der queeren Geschichte mit faschistischen und/oder kolonial-rassistischen Programmen anerkennen, ohne sie vollends zu verwerfen?
 

Claire Lefèvre ist femme Choreografin, schlaflose Autorin und Reality-TV-Genießerin. Sie lebt und arbeitet derzeit in Wien. In ihren Arbeiten sieht sie sich als Gastgeberin, die Publikum und Kollaborateur*innen gerne in kitschigen Landschaften empfängt, in denen Politik und Poetik sanft miteinander verwoben sind. Ihre Lecture-Performance LOIE (is a fire that cannot be extinguished) zur lesbischen Tanzgeschichte hatte im März 2024 im brut, Wien, Premiere.

Eike Wittrock ist butch Historiker, Kurator und Professor für Tanzwissenschaft an der MUK. Seine Forschungen zur Geschichte des europäischen Bühnentanzes präsentiert er in künstlerischen und wissenschaftlichen Zusammenhängen. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen zählen Theater* in queerem Alltag und Aktivismus der 1970er und 1980er Jahre (Neofelis Verlag, gemeinsam mit Jenny Schrödl) und Speculations on the Queerness of Dance Modernism (Sonderausgabe des Dance Research Journal, mit Mariama Diagne und Lucia Ruprecht).

Begrüßung: Vizerektorin Ass.Prof.in Dr.in Rosemarie Brucher


Eine Veranstaltung des Zentrums für Wissenschaft und Forschung an der MUK im Rahmen der Vienna Pride 2024.