Ausgehend von politisch-ästhetischen Verfahren, wie sie Elfriede Jelineks Werk charakterisieren, befasst sich der Themenschwerpunkt „Kunst & Politik“ des interuniversitären Forschungsverbundes Elfriede Jelinek mit grundsätzlichen Aspekten politischer Ästhetik: Was ist „politische Kunst“ heute? Welche ästhetischen Strategien führen dazu, dass ein Kunstwerk als „politisch“ wahrgenommen wird oder als solches wirkt?
Ausgangspunkt ist das Werk Elfriede Jelineks und dessenpolitisch-ästhetische Verfahren: Subversion und Dekonstruktion, das Erzeugen von Widerständen, Störungen und Reibungen, Sprachkritik und die Entlarvung manipulativ-populistischen Sprach(miss-)brauchs wie auch sprachlich vermittelter gesellschaftlicher Ausschlussmechanismen.
Damit verbunden sind – etwa in neueren Theatertexten wie Am Königsweg, Schwarzwasser, aber auch rückverfolgbar bis zu Werken wie Wolken.Heim, Das Lebewohl oder Rechnitz –Themen wie Populismus, Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Rechtsruck, aber auch das politische Engagement und die Positionierung als Künstler*in sowie die (Un-)Möglichkeit des Eingreifens.
Als erste Manifestation des Themenschwerpunkts „Kunst & Politik“ fand am 28.11.2019 im WERK X in Wien das interdisziplinäre Symposium „Kunst & Politik“ statt, das sich mit politisch-ästhetischen Strategien ebenso auseinandersetzte wie mit den politisch-ästhetischen Möglichkeiten der unterschiedlichen Künste (wie Literatur, Musik, Theater, Tanz, bildende Kunst, Film) und neuer intermedialer künstlerischer Formate.
Auch das interdisziplinäre Symposium, das am 5. und 6.4.2019 als Rahmenprogramm zur Wien-Premiere von Kelly Coppers und Pavol Liskas Film Die Kinder der Toten im Stadtkino im Künstlerhaus stattfand, setzte sich mit Transformationsprozessen an der Schnittstelle von Roman, Live-Performance und Film sowie mit neuen Formenpartizipativer Kunst und politisch-künstlerischer Interventionen auseinander.
Im Rahmen des Schwerpunkts „Kunst & Politik“ geht es zum einen um Grundlagendefinition: Was bedeutet politische Ästhetik und Subversion heute, auch und gerade im internationalen Vergleich? Von welcher Politik-bzw. Kunst-Definition geht dieses Verständnis von „politischer Kunst“ aus? Und was macht Kunst im Allgemeinen und Jelineks Werk im Besonderen politisch?
Daraus ergeben sich Fragen nach konkreten politisch-ästhetischen Verfahren, die in einem zweiten Schritt weiterverfolgt werden: Wie muss Kunst gestaltet sein, um politisch zu sein bzw. als politisch wahrgenommen zu werden, welche Möglichkeiten haben hier die jeweils unterschiedlichen Kunst-Disziplinen?
Auch Fragen nach Kunst und Moral stellen sich in diesem Zusammenhang: Welche Rolle nehmen im internationalen Vergleich die Intellektuellen und engagierte, politische Künstler*innen ein und welche Rolle wird ihnen von der Gesellschaft zugewiesen?
Schließlich geht es auch um kulturpolitische Fragen insofern, als sich der Forschungsschwerpunkt damit auseinandersetzt, wie Kunst konkret wirksam werden und eingreifen kann bzw. wie dieses Eingreifen überhaupt definier-und „messbar“ist.
Das Projekt setzt sich ausinterdisziplinärenund internationalen Symposien, vier Arbeitsgruppen und einem Doppel-Symposium in Wien und in Warschau zusammen.
Ab Mai 2020 stellt der Interuniversitäre Forschungsverbund Elfriede Jelinek auf seiner Homepage multimediale Beiträge von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen digital zur Verfügung.
Diese Beiträge entstehen im Rahmen der vier Arbeitsgruppen, die sich, prozessual aufeinander aufbauend und in unterschiedlichen innovativen Formaten, mit zentralen Aspekten des Themenfeldes „Kunst & Politik“ auseinandersetzen. Jede Arbeitsgruppe besteht aus Mitgliedern des Interuniversitären Forschungsverbunds, seinen International Scientific Partners und aus weiteren namhaften internationalen Wissenschaftler*innen und Künstler*innen, die zum Netzwerk des Forschungsverbunds gehören.
21.5.2020
Video-Konferenz
Wer stört hier wen?
Politisch-ästhetische Verfahren bei Elfriede Jelinek: Störung, Subversion, Dekonstruktion
Mit Karoline Exner, Bérénice Hebenstreit, Teresa Kovacs, Monika Meister, moderiert von Andrea Heinz
In Kooperation mit dem Volkstheater Wien
22.9.2020
Interdisziplinäres Symposium
Sprache.Macht.Politik
Mit Dirk D'Ase, Andrea Heinz, Anna Maria Krassnigg, Julya Rabinowich, Christoph Reinprecht und Sylvie Rohrer
In Kooperation mit der wortwiege
23.12.2020
Podcast
"Eine politikfreie Kunst ist nicht möglich"
Über die Stellung der Kunst in verschiedenen politischen Systemen
Mit Yuly Khomenko und Anton Pelinka
Wie können Kunst und Wissenschaft in den politischen Diskurs und in gesellschaftliche Debatten eingreifen, wie werden sie wirksam, wann zur politischen Aktion? Welche Funktion haben dabei Kunstinstitutionen und Universitäten? Und ist das überhaupt ihre Aufgabe?
Diesen Fragen widmet sich das zweitägige interdisziplinäre Symposium „Wissenschaft.Kunst.Politik – Aktivismus & Partizipation“, das der Interuniversitäre Forschungsverbund Elfriede Jelinek in Kooperation mit dem Schauspielhaus Wien und der Central European University am 28. und 29.5.2021 veranstaltet.
Verhandelt werden aktuelle Tendenzen aktivistischer Ästhetik und Forschung, neue Formen der Partizipation und Immersion, der Zusammenhang von Kunst/Wissenschaft und sozialer Praxis sowie zukünftige Modelle des Umgangs mit dem öffentlichen Raum in diesem Zusammenhang.
Höhepunkt der Veranstaltung ist eine chorisch-performative Intervention vor dem Schauspielhaus Wien mit einem Text, den Thomas Köck exklusiv für den Interuniversitären Forschungsverbund Elfriede Jelinek verfasst hat: „eine sehr kurze sehr grundsätzliche überlegung für harfe chor und schlagwerk“. Schauspieler*innen und Mitarbeiter*innen des Schauspielhauses nehmen an dieser Intervention ebenso teil wie Studierende der Universität Wien und der MUK.
Mit: Gerald Bast, Eva Blimlinger, Claudia Bosse, Rosemarie Brucher, Kai van Eikels, Andrea Heinz, Lisz Hirn, Michael Ignatieff, Pia Janke, Veronica Kaup-Hasler, Thomas Köck, Maria Kronfeldner, Andreas Mailath-Pokorny, Monika Meister, Johanna Mitulla, Milo Rau, Christoph Reinprecht, Tomas Schweigen, Schauspieler*innen und Mitarbeiter*innen des Schauspielhaus Wien, Studierenden der Universität Wien und der MUK
Konzeption und Organisation: Pia Janke, Andrea Heinz
Fr 28.05.2021 17:00
Schauspielhaus Wien
Porzellangasse 19
1090 Wien
begrenzte Platzzahl, Anmeldung bis 17.5. unter jelinek.germanistik@univie.ac.at
Sa 29.05.2021 15:00
Central European University, Auditorium
ausschließlich online im Livestream zu sehen unter: https://ifvjelinek.at/
Nähere Informationen sowie das detaillierte Programm finden Sie unter:
https://www.ifvjelinek.at/veranstaltungen/kunst-politik-wissenschaftkunstpolitik-2021
Hier finden Sie den Veranstaltungsfolder des Symposiums.
wird vom Interuniversitären Forschungsverbund Elfriede Jelinek und dem Elfriede Jelinek-Forschungszentrum in Kooperation mit dem Tanzquartier Wien und dem Österreichischen Kulturforum Warschau veranstaltet.
Das Symposium bildet den Höhepunkt des Forschungsschwerpunkts „Kunst & Politik“, der sich, ausgehend von Elfriede Jelineks Werken, mit grundsätzlichen Aspekten politischer Ästhetik befasst: Was ist „politische Kunst“ heute? Wie könnte/sollte Kunst „politisch“ sein? Und mit welchen ästhetischen Strategien wird Kunst politisch wirksam?
Das Symposium fragt nach den Zusammenhängen von Kunst, Politik und Moral. Ausgehend von Elfriede Jelineks politischer Haltung werden das Spannungsverhältnis von Kunst und Moral, die Position von Intellektuellen in unterschiedlichen politischen Systemen, Repression und Skandalisierung kritischer Kunst im internationalen Vergleich sowie die Möglichkeiten politischer Ästhetik zwischen Postmoderne und Populismus diskutiert.
Das Symposium verbindet die Wissenschafts- und Kunststandorte Wien und Warschau: zwei Tage werden aus dem Tanzquartier Wien, zwei aus dem Österreichischen Kulturforum Warschau gestreamt. Ausschnitte aus der Inszenierung von Elfriede Jelineks Rechnitz (Der Würgeengel) des Theaters in der Josefstadt sind ebenso zu sehen wie Wojtek Blecharzʼ Rechnitz. Opera (Anioł Zagłady) als Mitschnitt aus dem TR Warszawa.
Konzeption und Organisation: Pia Janke, Andrea Heinz
Die Symposiumstage sind ab der jeweils angegebenen Uhrzeit für 24 Stunden als Stream auf www.ifvjelinek.at zu sehen.
Programm:
Sa 1.5.2021 18:00
aus dem Tanzquartier Wien
Stream: https://www.ifvjelinek.at
Begrüßung: Pia Janke, Andrea Heinz
Brigitte Jirku: Zur Kunst politischen Schreibens. Provokation ade
Gespräch: „Ich habe es jetzt lange genug versucht ...“ – Aufbruch oder Resignation?
Mit Silke Felber, Anita Mayer-Hirzberger, Doron Rabinovici, Kristine Tornquist, moderiert von Andrea Heinz
Gespräch: Zwischen Postmoderne und Populismus: Perspektiven politischer Ästhetik
Mit Rosemarie Brucher, Natascha Strobl, Doris Uhlich, moderiert von Christian Schenkermayr
Dirk D’Ase, Miroslava Svolikova: europa flieht
Mit Julia Mikusch, (Schauspiel), Schlagwerk: Junghyun Oh, Linus Rastegar
Einleitung: Dirk D´Ase, Miroslava Svolikova
So 2.5.2021 15:00
aus dem Tanzquartier Wien
Stream: https://www.ifvjelinek.at/
Elfriede Jelinek: Rechnitz (Der Würgeengel) - Ausschnitte mit Sona MacDonald
(Produktion des Theaters in der Josefstadt, Inszenierung: Anna Bergmann)
Pia Janke im Gespräch mit Monika Meister und Barbara Nowotny
Statements: Anna Bergmann, Oskar Deutsch, Daniela Strigl, Heidemarie Uhl
Gespräch: Kunst als Tagespolitik? Ästhetik und Aktualität
Mit Didier Eribon, Olga Flor, Geoffroy de Lagasnerie, David Weberman, moderiert von Jens Kastner
Gespräch: Kunst & Moral
Mit Łukasz Chotkowski, Katarzyna Kalwat, Oliver Marchart, Stefan Schmidl, moderiert von Andrea Heinz und Artur Pełka
Ausschnitte aus Wojtek Blecharz: Rechnitz. Opera (Anioł Zagłady)
(Produktion des TR Warszawa, Inszenierung: Katarzyna Kalwat)
Mo 3.5.2021 18:00
aus dem Österreichischen Kulturforum Warschau
Stream: https://www.ifvjelinek.at
Begrüßung: Rupert Weinmann, Leiter des Österreichischen Kulturforums Warschau
Agnieszka Jezierska-Wiśniewska:
Jelineks ästhetischer Protest im Namen der Schweigenden, gegen die politischen Schreihälse
Gespräch: Staatskunst oder Nestbeschmutzung? Politische Kunst im internationalen Vergleich
Mit Zuzana Augustovà, Karoline Exner, Anton Pelinka, Weronika Szczawińska, moderiert von Monika Szczepaniak
Gespräch: „Eine Frau darf kein Werk haben“
Mit Claudia Breger, Mumina Hafez, moderiert von Stefan Krammer
Łukasz Chotkowski und Agata Koszulińska (Studierende der Theaterakademie Warschau):
Die Schutzbefohlenen – Atlantide
Di 4.5.2021 18:00
aus dem Österreichischen Kulturforum Warschau
Stream: https://www.ifvjelinek.at
Begrüßung: Maciej A. Soborczyk, Leiter der Österreich-Bibliothek Warschau
Tatjana Griessler, Sabrina Weinzettl:
Jelinek online. Elfriede Jelinek: Werk und Rezeption
Anna Majkiewicz:
Zwischen Kunst und Politik
Der Theaterskandal um die polnische Inszenierung von Jelineks Prinzessinnendramen im Teatr Polski
Gespräch: „Solche Stücke [...] wollen wir nicht auf unseren Bühnen sehen!“
Die Rezeption von Jelineks politischen Texten in Polen
Mit Bożena Chołuj, Anna Majkiewicz, Monika Muskala moderiert von Sabrina Weinzettl
Soweit möglich, wird das Symposium in deutscher und polnischer Sprache gestreamt, Simultandolmetscher: Maciej Zgondek, Jarosław Sobczak. Informationen auf Polnisch / Wszystkie informacje dotyczące sympozjum znajdą Państwo także po polsku: https://ifvjelinek.at/veranstaltungen/sympozjum-online-sztukapolitykamoralnosc/