Liminale Bilder

Auf der Suche nach einem frühgriechischen Konzept von Bildlichkeit

Philosophische Abhandlungen über Bildlichkeit beginnen zumeist bei Platon. Seine bis heute wirkmächtige Auseinandersetzung mit Bildern ist allerdings zu großen Teilen als Kritik an einem bestehenden Modell formuliert. Während das platonische Verständnis sehr gut untersucht wurde, gibt es kaum Studien zu dem Objekt seiner Kritik. Genau hier setzt das Projekt an, indem es nach einem frühgriechischen Konzept von Bildlichkeit fragt. Die Arbeitshypothese lautet, dass es sich um ein „liminales Bildverständnis“ handelt. Aus dem Bereich der Ethnologie kommend, wird darunter ein Schwellenphänomen verstanden. Charakteristisch dafür ist ein Zustand des „betwixt and between“, in dem weder die Eigenschaften des vorigen noch des zukünftigen Zustandes gelten. D.h., dass die in der Forschungsliteratur häufig bemühten und unterschiedlich benannten beiden Seiten eines Bildes (Bildinhalt/Bildträger) hier nicht in einer Trennung, sondern in einem permanenten Übertreten begriffen werden. Für die philosophische Bildforschung, die sich so maßgeblich auf Platon beruft, liegt hierin ein alternatives Bild- und Denkmodell, das im Projekt historisch untersucht wird. Für den Erfolg dieses komplexen Unterfangens ist die Einbeziehung von Bild- und Textquellen ebenso essenziell wie die Zusammenarbeit von Philosophie, Klassischer Philologie, Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte.

Das Projekt wird gefördert durch das Land Steiermark und in Kooperation mit dem Institut für Antike der Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführt.