Der Einfluss des Tonfilms auf das Drehbuch, 1927—1934

Mit der Einführung des Tonfilms haben sich auch Format und Gestaltung des Drehbuchs geändert. Aus einem oftmals in Prosa gehaltenen Text (das so genannte continuity script) wurde jenes Drehbuchformat, das wir heute kennen und das in Hollywood als master scene script bezeichnet wurde.

Diese grundlegende Veränderung des Stummfilmdrehbuchs vollzog sich in relativ kurzer Zeit und wurde bislang nicht im Detail untersucht. Mein Projekt stellt sich die Aufgabe, den Einfluss des Tons und damit des Dialogs, der Geräusche und der Musik auf das Drehbuch zu erforschen. Diese akustischen Elemente des Films, die der Tonfilm mit sich brachte, forderten nicht nur ein neues Format, sondern brachten auch eine stärkere Rhythmisierung von Teilen des Drehbuchs mit sich. Das Drehbuch als Grundlage für die Produktion eines Films musste wegen der Inklusion akustischer Elemente neue Aufgaben erfüllen, für die das alte Format keine Lösungen bot. Dabei entstanden zunächst unterschiedliche Formen und Formate, die sich an andere Kunstformen wie etwa dem Theater orientierten. Am vorläufigen Ende dieser Entwicklung stehen im Detail unterschiedliche Formate, abhängig von der Produktionsweise des jeweiligen Landes. Im Projekt wird auf eben jene Unterschiede Wert gelegt und die besagte Entwicklung an Beispielen von Drehbüchern der frühen Tonfilmzeit aus Amerika, Frankreich, Deutschland und Österreich untersucht.

Neben der Formatfrage und all den damit verbundenen Themen, steht insbesondere der Rhythmus eines Drehbuchs im Mittelpunkt des Projekts. Mit dem Tonfilm wird Rhythmus auf allen Ebenen (Dialog, Musik, Schnitt) zu einem wichtigen Element. Dies bildet sich auch im Drehbuch ab, auch wenn dieses keinen unmittelbaren Einfluss auf den Rhythmus etwa des Schnitts hat. Mit dem Ton bekommt das Drehbuch jedoch seine eigenen Rhythmen, vom Dialog bis zur Erzählgeschwindigkeit. Die Sichtbarmachung, Kontextualisierung und Diskussion von Formen des Rhythmus im Drehbuch des frühen Tonfilms nehmen im Projekt breiten Raum ein und sollen damit auch das Bewusstsein für eine zentrale ästhetische Kategorie schärfen.