Zeitgenössischer Tanz

Der Forschungsschwerpunkt Zeitgenössischer Tanz umfasst an der MUK sowohl wissenschaftliche Forschung als auch künstlerische Forschung und EEK. Dabei wird in allen drei Bereichen die Zusammenführung aus praxisorientierten und theoriegeleiteten Forschungsansätzen verfolgt, welche die Studierenden des Studiengangs Tanz durch das Angebot von spezifischen Wahlfächern und projektorientierten Formaten miteinbeziehen. Die nachhaltige Umsetzung von gewonnenen Erkenntnissen wird auch durch das Angebot neuer Lehrveranstaltungen und der damit verbundenen Weiterentwicklung der Tanz Curricula gesichert. Im Zentrum stehen dabei zeitgenössische Ästhetiken und Politiken des Tanzes vor dem Hintergrund historischer Entwicklungen und Traditionen.

 

Forschungsprojekte

An der MUK befinden sich derzeit verschiedene mehrjährige Forschungsprojekte im Feld Zeitgenössischer Tanz in Durchführung. Besonders hervorzuheben sind hierbei drei Forschungsbereiche, die ihrerseits auf die thematische und ästhetische Diversität des zeitgenössischen Tanzschaffens verweisen: die Wiener Tanzmoderne, die Kunst der Inklusion (Gender & Diversity) und das Projekt DANCR (KI und Zeitgenössischer Tanz).


Die Kunst der Inklusion

Seit 2017 ist am Studiengang Tanz ein Forschungsschwerpunkt im Bereich Gender und Diversity eingerichtet, womit einem Kernziel des Forschungskonzepts der MUK Rechnung getragen wurde. Unter dem Projekttitel Die Kunst der Inklusion wird unter der Leitung von Univ.-Prof.in Mag.a Virginie Roy und Univ.-Prof.in Mag.a Nora Schnabl-Andritsch in Kooperation mit Ass.Prof.in Dr.in Michelle Proyer vom Institut für Bildungswissenschaft, Heilpädagogik und Inklusive Pädagogik der Universität Wien ein polyästhetisches Konzept entwickelt, das Inklusion über Kunst ermöglichen soll. Im Praxisfeld mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Behinderung wird in diskriminierungsfreiem bzw. inklusivem Rahmen der Fokus auf die Sichtbarmachung inklusiver künstlerischer Prozesse gerichtet. Der partizipative Forschungsansatz an der Intersektion Kunst/Behinderung/Inklusion ermöglicht es, anhand von Tools aus Tanz-, Musik- und Kunstpädagogik gemeinsam Diversität zu (er)leben. So entsteht ein explorativer, offener und transparenter Forschungsprozess, der jederzeit von allen Beteiligten eingesehen und mitgestaltet werden kann. Das Projekt führte bisher zu mehreren Subprojekten, Vorträgen, Performances, Lecture Demonstrations sowie zur Einrichtung neuer Lehrveranstaltungen und zu Publikationen. So fanden etwa Konferenzteilnahmen der beiden Leiter*innen bei der 53. Arbeitstagung Sektion Sonderpädagogik, Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg (2018), bei dem Symposium Tanz-Diversität-Inklusion der Gesellschaft für Tanzforschung an der Technischen Universität Dortmund (2017) sowie bei der 34. Tagung für Integrations- und Inklusionsforscher*innen Grenzen.Gänge.Zwischen.Welten. an der Universität Wien (2020) statt.

Im Studienjahr 2021/22 wurde darüber hinaus an der MUK ein Ausschuss zur Entwicklung barrierefreier Studien eingerichtet. Im gleichen Zeitraum wurde eine längerfristige Kooperation mit dem Verein MAD —- mellow yellow vereinbart.

Ausgehend vom Forschungsschwerpunkt Die Kunst der Inklusion sind zahlreiche Abschlussarbeiten entstanden. Beispielhaft seien zwei BA-Arbeiten genannt, die jeweils mit einem Förderstipendium der Kulturabteilung der Stadt Wien (à EUR 1.000,—) ausgezeichnet wurden:

Katharina Senk: Zur Begriffsbestimmung der Inklusion von Menschen mit Behinderung und der Frage nach Schulungsmöglichkeiten an zeitgenössischen Bühnentanzausbildungen. Der Versuch einer Analyse im deutschsprachigen Raum unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Österreich. (2016; Betreuung: Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Amort)

Lena Pirklhuber: Zeitgenössischer Tanzunterricht als kunstpädagogischer Beitrag zur psychomotorischen Entwicklung blinder und hochgradig sehbeeinträchtigter Kinder von 6 bis 10 Jahren. (2017; Betreuung: Univ.-Prof. Manfred Aichinger)

Subprojekt: Blick_Wechsel

Projektbasis und Forschungsstätte ist die Schule für sehbehinderte Kinder Zinckgasse in Wien. Hier wurde 2017 ein Tandem gestartet, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine kommunikative Vernetzung zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen in den unterschiedlichen Schulstufen und -arten an dieser Schule zu etablieren. Gemeinsam sucht, forscht und erfindet die Schulgemeinschaft mit dem Projektteam neue Formen des Austauschs. Die Schüler*innen suchen nach kommunikativen Codes und entwerfen dazu künstlerisch-kulturelle Transformationen: tänzerisch, musikalisch und bildsprachlich. Als langfristiges Ziel der Zusammenarbeit ist angedacht, dass das mit den Schüler*innen initiierte Kommunikations-Konzept partizipativ in ein Modul weiterentwickelt wird, welches Aufnahme in unterschiedliche Ausbildungscurricula der sich wandelnden Pädagog*innen-Bildung finden kann.

Nähere Informationen sind unter folgendem Link einsehbar: https://muk.ac.at/zwf/forschungsprojekte/kuenstlerische-forschungsprojekte/die-kunst-der-inklusion.html


DANCR

Beim transdisziplinäre Forschungsprojekt DANCR interagieren die Bereiche Ingenieurswesen/Robotik — KI und Tanzkunst. Die Projektbetreiber*innen haben den Studiengang Tanz der MUK als Kooperationspartner eingeladen, um seine Expertise im Bereich der zeitgenössischen Tanzkunst einzubringen. Forscher*innen unterschiedlicher Disziplinen finden sich zusammen zur Entwicklung eines künstlerischen, KI-getriebenen Tools für Tanzforschung am individuellen Repertoire von Künstler*innen, um mit humanoiden Robotern zu tanzen, zu experimentieren und zu improvisieren. Die dreidimensionale Verkörperung von KI durch Roboter wird anhand von Imitationsprozessen tänzerischer Bewegungsabläufe entwickelt. Das Forschungsteam besteht aus Dipl.-Ing. Dr. Oliver Schürer, Institut für Architekturwissenschaften der TU Wien, Dr.in Brigitte Krenn, Austrian Research Institute for Artificial Intelligence (OFAI) der Österreichischen Studiengesellschaft für Kybernetik (OSGK), Eva Maria Kraft BA, Mitglied der transdisziplinären Forschungsgruppe H.A.U.S. — Humanoids in Architecture and Urban Spaces und dem Studiengangsleiter des Studiengangs Tanz an der MUK, Univ.-Prof. Nikolaus Selimov.

Auch der Interuniversitäre Forschungsverbund Elfriede Jelinek trägt zur Forschung im Studiengang Tanz bei. So forschten 2020 Univ.-Prof.in Dr.in Karoline Exner und Univ.-Prof.in Jolantha Seyfried künstlerisch zur Performativität von Notation in Theater und Tanz. Dabei entstand ein experimenteller Kurzfilm mit dem Titel Notation und Aufführung: Eine Improvisation mit Nikita Dendl und Runa Schymanski (Studierende SG Schauspiel) sowie Adrian Infeld, Jasmin Kudernatsch und Esther Lottes (Studierende SG Tanz). Univ.-Prof. Nikolaus Selimov war u. a. 2020 Teilnehmer beim Forschungslabor Notation und Aufführung. Ein Ausbau der Zusammenarbeit ist geplant.

Kooperationsprojekt: Dynamik Kondensierter Systeme — Tanz als Medium der Wissenschaftskommunikation, FWF Projekt

Leitung: Ao. Univ.-Prof. Dr. Bogdan Sepiol, Institut für Physik, Universität Wien und Katharina Holzweber, Absolventin des SG Tanz an der MUK und Doc-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Künstlerische Mitarbeit: Univ.-Prof. Nikolaus Selimov, MUK. In diesem Wissenschaftskommunikationsprojekt wird Tanz als Kommunikationsmittel rund um das Thema Dynamik auf atomarer Ebene herangezogen. Die tanzkünstlerischen Forschungsergebnisse werden ab dem Studienjahr 2022/23 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Tanz hat sich beispielsweise durch den internationalen Wettbewerb Dance your Ph.D., durch seine Originalität und Attraktivität bezüglich adäquater Wissensvermittlung etablieren können.