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Wiener (Musik-)Mythen und der Versuch einer Erklärung: Apotheose Strauss

Vortrag: Susana Zapke

Anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Strauss (Vater) gründete das Wiener Institut für Strauss-Forschung (WISF) 2004 die Veranstaltungsreihe „Tanz-Signale“, die jährlich Musikwissenschaftler, Historiker, Musiker und ein interessiertes breites Publikum zur Auseinandersetzung mit der Familie Strauss einlädt.
Der Vortrag von Univ.-Prof.in Susana Zapke findet im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe statt.

Fr, 14. März 2025,
10:00 – 12:30 Uhr

Antonio Vivaldi Saal
Johannesgasse 8
1010 Wien

Nähere Informationen finden Sie auf der Homepage des Wiener Instituts für Strauss Forschung
 

Phänomen Strauss – Zum 200. Geburtstag von Johann Strauss (Sohn)

Ein minderjähriger Studienabbrecher der kommerziellen Abteilung des Polytechnikums (heute: Technische Universität Wien) absolviert Schnellsieder-Kurse in Generalbass beim Musiktheoretiker und Komponisten Joseph Drechsler und in Violine bei Anton Kohlmann, einem Mitglied des Hofopernorchesters. Mit Gefälligkeitszeugnissen beider Lehrer sucht er beim Wiener Magistrat um Auftrittserlaubnis an. Diese wird trotz Intervention des Vaters bewilligt.

Mit mangelhafter Musikausbildung  (wo hatte er Komposition, Instrumentation oder die Vertonung von Texten gelernt?) baut er zielstrebig, und auch dank diskreter musikalischer Unterstützung eine einmalige Karriere auf. Er übernimmt das Erfolgsrezept des Vaters und baut es aus. Es gelingt ihm die Brüder Josef und Eduard in das Musikunternehmen einzuspannen. Unterstützt wird er bis zu deren Ableben von Mutter Anna bzw. auch von seinen Ehefrauen Jetty und Adele.

Um seine Person und sein Schaffen bildet sich ein Mythos. Ist er diesem immer gewachsen? Wir begegnen einerseits nie zuvor dagewesenen Erfolgen von Russland bis Amerika, andererseits Selbstzweifel im Privaten wie im Beruflichen. Wie reagiert die Nachwelt auf diese Diskrepanz? Bei der Sichtung selbst neuester Strauss-Literatur stellt sich die Frage, ob die Wahrheit gefragt ist, bzw. ob seriöse Strauss-Forschung künftig noch ein Thema sein soll?

Seine Biografie muss endlich einmal authentisch überliefert, seine Werke wieder original aufgeführt werden. Darüber hinaus gilt es gangbare und nachhaltige Wege aufzuzeigen, wie das Œuvre musikalisch weiterentwickelt und wie die Musik an noch fern stehende Menschen und fremde Kulturkreise vermittelt werden kann.

In 22 Vorträgen, einem Round-Table-Gespräch und Musikbeispielen werden bei den „Tanz-Signalen 2025“ Fakten aufgezeigt, Mythen widerlegt und neue Ansätze diskutiert. Wie kann Johann Strauss (Sohn) zukünftig für die Stadt Wien und Österreich kulturell und künstlerisch erhalten, und sein Marktwert unter diesen Prämissen gewinnbringend gesteigert werden?

Text: Norbert Rubey

KULTURTRANSFER IM (MUSIK)THEATER - Österreich & China

Wissenschaftlich-künstlerisches Symposium in China

veranstaltet vom Interuniversitären Forschungsnetzwerk Elfriede Jelinek 
der Universität Wien und der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien

in Kooperation mit dem Institute of Global Humanities der Nanjing Universität, dem Zhejiang Konservatorium und dem Österreichischen Kulturforum Peking


11.-13.April 2025
Der Eintritt ist frei.

Konzeption und Organisation: Pia Janke, Rosa Eidelpes
 

Das Symposium KULTURTRANSFER IM (MUSIK)THEATER. Österreich & China, das am Suzhou-Campus der Nanjing Universität in China stattfindet und per Live- stream übertragen wird, ist Teil des Forschungsschwerpunkts "Musik.Theater" des Interuniversitären Forschungsnetzwerks Elfriede Jelinek, der sich historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Formen der Verschränkungen von Text, Musik und Theater widmet. Das Symposium thematisiert dieses Spannungsfeld in Österreich und China und diskutiert interkulturelle Bezüge und Gegensätze. 

Die Präsentationen, Vorträge und Gespräche von internationalen Wissenschaft- ler*innen und Künstler*innen befassen sich mit österreichischen und chinesischen Musiktheater-Traditionen, mit kulturübergreifenden musiktheatralen Praktiken und mit interkulturellen Rezeptionsräumen in Österreich und China. Im Dialog werden die Grenzen und Möglichkeiten von interkulturellem Austausch erörtert und über Entwürfe zu einem "Musiktheater der Zukunft" nachgedacht. Auch Themen wie Nachwuchsförderung in der Oper sowie die Zukunft der Opernhäuser in Österreich und China stehen zur Debatte.

Das Programm umfasst auch einen gemeinsamen Besuch einer traditionellen Kunqu-Oper sowie eine szenische Lesung und ein Werkstattgespräch mit dem österreichischen Autor Thomas Köck zur chinesischen Übersetzung seines Theatertextes paradies spielen (abendland. ein abgesang). Die Programmpunkte finden auf Deutsch, Englisch und Chinesisch (Konsekutivübersetzung: Chang Xuan) statt.

PROGRAMM

FREITAG, 11.4.2025, 13 Uhr (MEZ: 7 Uhr)
Suzhou-Campus der Nanjing Universität
| Internationales Akademisches Austauschzentrum
1520 Taihu Avenue, Bezirk Huqiu, Suzhou

Live-Streams:
Zoom: https://univienna.zoom.us/j/66315337209?pwd=f8abALSCRcn7oBaJniQARmiRvGEtsE.1
Meeting-ID: 663 1533 7209, Kenncode: 658815
Tencent: https://meeting.tencent.com/dm/ayDrcx7M3Zwc
#Tencent Meeting: 425-885-713

Begrüßungen:
Suo Wenbin (Vizepräsidentin Nanjing Universität)
He Chengzhou (Direktor Institute of Global Humanities, Nanjing Universität)
Gudrun Hardiman-Pollross (Leiterin Österreichisches Kulturforum Peking)
Pia Janke (Leiterin Interuniversitäres Forschungsnetzwerk Elfriede Jelinek, Universität Wien, online)

Keynotes:
Shen Lin (The Central Academy of Drama Peking):
Ut Pictura Poesis, Ut Pictura Theatrum

Anke Charton (Universität Wien):
Recitar cantando. Notes on the Development of Western music theatre

Präsentation des künstlerischen Forschungsprojekts:
Suite-Mixtur (Performance) 
Mit Jean Beers (MUK Wien), Zhang Zeyi (Zhejiang Konservatorium) und Studierenden der MUK Wien, der Universität Wien und des Zhejiang Konservatoriums
Im Anschluss Werkstatt-Gespräch mit den Mitwirkenden, moderiert von Rosa Eidelpes

 

SAMSTAG, 12.4.2025, 9 Uhr (MEZ: 3 Uhr)
Suzhou-Campus der Nanjing Universität
| Internationales Akademisches Austauschzentrum
1520 Taihu Avenue, Bezirk Huqiu, Suzhou

Live-Streams:
Zoom: https://univienna.zoom.us/j/66315337209?pwd=f8abALSCRcn7oBaJniQARmiRvGEtsE.1
Meeting-ID: 663 1533 7209, Kenncode: 658815
Tencent: https://meeting.tencent.com/dm/V3lhcGVsyd9b
#Tencent Meeting: 378-264-081

Statements und Diskussion:
Spaces of Reception: China-Austria
Mit Li Qian (Nanjing Universität), Christoph Lepschy (Mozarteum Salzburg, online), Li Shuanghzi (Fudan Universität Shanghai), moderiert von Isabel Wolte (Universität Wien)

Video-Vortrag:
Richard Trappl (Universität Wien):
Jia Baoyu trifft Figaro – eine konfrontative Collage

Dialog:
Aneignung oder Austausch? Grenzen und Möglichkeiten musiktheatraler Fortschreibung
Mit Julia Purgina (mdw Wien) und Wang Yingqiao (Stanford)

14 Uhr (MEZ: 8 Uhr)
Statements und Diskussion:
Exotismus oder kultureller Dialog? Puccinis Turandot
Mit Sergio Morabito (Wiener Staatsoper), He Chengzhou, Andrea Moses (Deutsches Nationaltheater Weimar), moderiert von Pia Janke

19.15 Uhr
Vor Ort im Liangchenyu Kunqu-Theater, Qianjin Zhonglu Nr. 32, Kunshan

Aufführung und Diskussion:
Kunqu – Bühnenkunst und Weltkulturerbe
Mit Jean Beers, He Chengzhou, Ke Jun (Jiangsu Performing Arts Group), moderiert von Du Lanlan (Nanjing Universität)

 

SONNTAG, 13.4.2025, 9 Uhr (MEZ: 3 Uhr)
Suzhou-Campus der Nanjing Universität
| Internationales Akademisches Austauschzentrum
1520 Taihu Avenue, Bezirk Huqiu, Suzhou

Live-Streams:
Zoom: https://univienna.zoom.us/j/66315337209?pwd=f8abALSCRcn7oBaJniQARmiRvGEtsE.1
Meeting-ID: 663 1533 7209, Kenncode: 658815
Tencent: https://meeting.tencent.com/dm/tuBlVKJnqxfQ
#Tencent Meeting: 517-111-202

Statements und Diskussion:
Das Musiktheater der Zukunft
Mit Julia Purgina, Dai Jingsong (The Central Academy of Drama Peking), David Roesner (LMU München, per Video), Huang Fangling (Shanghai Dramatic Arts Centre), moderiert von Shi Ke (Nanjing Universität)

Szenische Lesung und Werkstattgespräch:
Theater über-setzen in China: Thomas Köck paradies spielen (abendland. ein abgesang)
Mit Thomas Köck (Berlin/Wien), Zhang Deng (Berlin, online), Cao Kefei (Berlin, online), moderiert von Robin Mallick (Goethe-Institut Peking)

15 Uhr (MEZ: 9 Uhr)
Gespräch:
Der Klang von morgen: Nachwuchsförderung für die Oper der Zukunft
Mit Gao Jiahui (The Central Academy of Drama Peking), Bartolo Musil (MUK Wien, online), Zhang Zeyi, moderiert von Monika Meister (Universität Wien, online)

Diskussion:
Opernwelten im Umbruch: Visionen für China und Österreich
Mit Fei Yuanhong (Shanghai Culture Square, online), Samuel Penderbayne (MUK Wien, online), Franz Patay (Vereinigte Bühnen Wien, online), moderiert von Isabel Wolte

In Kooperation mit:

Workshop „Kreative Audiodeskription im Tanz“

Katharina Senk/Senki und Theresa Scheinecker/Ray

Mo, 5.Mai 2025,
14:45 - 18:00 Uhr

Bräunerstraße 5, 3. Stock Saal 3

Der Workshop findet im Rahmen der Veranstaltung „Interdisziplinarität der Künste“ von Eike Wittrock statt, und ist aus Kapazitätsgründe auf Studierende der Tanzpädagogik beschränkt.

Kreative Audiodeskription im Tanz überträgt die visuelle Dynamik und Ausdruckskraft von Tanz in gesprochene Sprache. Sie beschreibt nicht nur die Bewegungen der Tänzer*innen, sondern auch deren Emotionen, Körpersprache und die Beziehung zur Musik und zum Raum. Die Audiodeskription (kurz AD) geht über „einfache“ anatomische Bewegungsbeschreibungen hinaus, indem sie die Atmosphäre, Emotionen und Handlung in einer künstlerischen Weise vermittelt. AD hat die Kraft, die vielen sensorischen Ebenen des Tanzes zu thematisieren und die vielen körperlichen Sinnlichkeiten anzusprechen, in denen der Tanz stattfindet. In der AD kann die visuelle Dominanz des Tanzes aufgebrochen und Tanz als multisensorisches Ereignis bewusst gemacht werden. Dabei wird der Tonfall, die Musik und die Geräuschkulisse gezielt genutzt, um das Hör-Erlebnis zu verstärken. Ziel ist es, Menschen mit Sehbehinderung ein reichhaltiges Erlebnis zu bieten und ihnen ein ebenso tiefes Verständnis der Tanzperformance zu ermöglichen, wie es für sehendes Publikum der Fall ist. Audiodeskriptionen werden oft mit Tastführungen im Vorfeld ergänzt, bei denen die Bühne und die Kostüme haptisch erkundet werden.

Audiodeskriptionen werden für blindes und sehbehindertes Publikum erarbeitet und in Zusammenarbeit von sehenden UND sehbehinderten Menschen kreiert – die Expertise von Personen mit der gelebten Erfahrung von Sehbehinderung ist hier elementar.

Im Workshop teilen Theresa Scheinecker und Katharina Senk ihre Erfahrungen im Feld der kreativen Audiodeskription mit den Studierenden. Ziel ist es, sowohl theoretische Grundkenntnisse zum Thema mit den Teilnehmenden zu teilen als auch gemeinsam in praktische Übungen einzutauchen, um so ein tieferes Verständnis für die Praxis der kreativen Audiodeskription auch auf körperlicher Ebene zu ermöglichen. 

Wie sicher kann sich eine Begegnung unter Fremden heute anfühlen? Wie stärken wir uns für die alltäglichen Anstrengungen und Dissonanzen in einer ungleichen Gesellschaft? Wie gelingt gesellschaftliche Emanzipation durch Selbstliebe und wo liegen ihre Grenzen? Wann wirkt Self-Care ausgrenzend? Und wie erlangen wir die nötige Sensibilität und Kraft um füreinander einzustehen?

Biografien

Theresa Scheinecker/Ray ist Psychologin, angehende Psychotherapeutin und Performerin in Wien. 2022 war Theresa Teil von PARASOL (TQW) und erhielt das danceWEB Stipendium im Rahmen des ImPulsTanz Festivals. Theresa performte unter anderem für Ian Kaler, Alix Eynaudi, Michael Turinsky, Silke Grabinger und Annie Hanauer/beweggrund Bern. Ihre Bewegungserfahrung beruht auf Urbanen Stilen, Akrobatik sowie zeitgenössischem Tanz. Die eigene gelebte Erfahrung als sehbehinderte Person nützt Theresa in den letzten Jahren vermehrt, um im Kunstschaffenden Bereich darauf aufmerksam zu machen, dass die visuelle Wahrnehmung auch im Theaterkontext nur eine von vielen Ebenen bedient. Die Wahrnehmungsvielfalt und der Bereich der kreativen Audiodeskription sind derzeit im Fokus ihrer Recherche. Die Zugänglichkeit für sehbehindertes und blinde Publikum in der performativen Tanzwelt zu erhöhen steht hierbei im Zentrum.

Katharina Senk/Senki lebt als weiße, weibliche und nichtbehinderte Tänzerin in Wien. Sie performte u. a. in Arbeiten von Doris Uhlich, Florentina Holzinger, Sara Ostertag, Georg Blaschke und Michael Turinsky. In ihrer persönlichen Kunstpraxis arbeitet Senki an der Verbindung ihres Interesses für intersektionalen Feminismus mit ihrem Wissen in den Bereichen Tanz, Bewegung und Kampfkunst. Senki tourt international - auch mit ihren eigenen Arbeiten - und erhielt zahlreiche Stipendien, zuletzt die ImPulsTanz-TURBO Residency im Sommer 2024 gemeinsam mit Theresa Scheinecker. Gemeinsam mit Maartje Pasman leitet Senki den Verein tanz.sucht.theater – hier entstanden mit vielen wichtigen Weggefährt*innen in den letzten Jahren spannende Projekte, die Access auf vielen Ebenen mitdenken. Seit Ende 2022 widmet sich Senki vermehrt der künstlerischen Audiodeskription.