Die Wien-Film GmbH fungierte als eines der drei großen Unternehmen der nationalsozialistischen Filmproduktion. Der Gründung im Jahre 1938 ging ein rascher Veräußerungsprozess der österreichischen Filmindustrie voran. Da der Schwerpunkt der Wien-Film Produktion vor allem auf Filmen mit ‚unpolitischem’ Charakter gelegt wurde, genoss das Studio einen Ruf, der eine Unterscheidung von der sonstigen nationalsozialistischen Filmindustrie ermöglichte. Jedoch war es genau jener scheinbar ‚leichte’ und eskapistische Kontext der Filmproduktionen, der eng mit bestehenden, wenn auch subtilen Botschaften an das Publikum im Dritten Reich und darüber hinaus verflochten war. Daraus lässt sich ableiten, dass auch der scheinbar reine Unterhaltungszweck des Studios und dessen Produktionen einer politischen Strategie dienten. Die auf den ersten Blick unbeschwert anmutenden Filme streuten eine Ideologie, die umso wirksamer war, als das nationalsozialistische Dogma verschleiert oder ideologisch nicht ausgesprochen wurde.
Das Forschungsziel der Dissertation besteht darin, den Workflow der Kompositionen und die Manipulationsstrategien der Filmmusik in der nationalsozialistischen Filmindustrie nachzuvollziehen. Die im Rahmen der Dissertation geplante Forschung befasst sich mit den Produktionen der Wien-Film, mit der Analyse dieser Filme und einer entsprechenden notwendigen Kontextualisierung der Forschungsinhalte. Die Betrachtung des Forschungsmaterials erfolgt aus Sicht der Musikwissenschaft und befasst sich daher in erster Linie mit der Analyse der Filmmusik. Auf Basis der anvisierten Recherche wird es in neuer Art und Weise möglich sein, kompositorische und musikalische Aspekte über eine längere Zeitspanne und mehrere Werke des Produktionshauses Wien-Film hinweg, aber ebenso auch im Prozess der Produktion einzelner Werke zu verfolgen und diese langfristige Auswertung historisch umfassend zu analysieren. Die behandelten Filme werden durch das Prisma der Musikwissenschaft mit starkem Fokus auf die Musikanalyse betrachtet und auch anhand dieser Sichtweise zur Bearbeitung und Analyse ausgewählt.
Projektleiter: Timur Sijaric, BA BA MA