„Ich arbeite als Schriftstellerin sprachkompositorisch.[...]
So gesehen bin ich eine Komponistin.“
Elfriede Jelinek im Interview: Ich bin eine Komponistin
Der Forschungsschwerpunkt Wort.Musik.Theater widmet sich den Beziehungen zwischen Musik, literarischem Text und seiner theatralen bzw. musikalischen Inszenierung – einem Spannungsfeld, das in Elfriede Jelineks Werk und dessen Rezeption Gegenstand eines stetigen Aushandlungsprozesses ist. Jelinek thematisiert ihr Verhältnis zur Musik nicht nur in zahlreichen essayistischen Texten, ihre enge Beziehung zur Musik manifestiert sich auch in Form einer musikalisierten Schreibweise, in Rhythmisierungen und in literarischen „Sprachpartituren“. Darüber hinaus komponierte sie auch selbst und verfasste mehrere Texte für Kompositionen und Musiktheaterwerke.
Ein erster Arbeitsschwerpunkt nimmt die engen Verbindungen zwischen Musik und Literatur im Werk von Elfriede Jelinek zum Ausgangspunkt und untersucht historische und gegenwärtige Formen der Verschränkungen von Literatur auf Musik sowie musikalische Formen des literarischen Schreibens.
Gefragt wird nach den Wechselbeziehungen zwischen den beiden Künsten und nach den verschiedenen ästhetischen Formen, die daraus resultieren. Dabei rücken insbesondere die literarische Arbeit mit und an der Lautlichkeit von Sprache, der Klanglichkeit von Texten sowie Rhythmisierungsformen in den Fokus, die in Jelineks Werk ebenso zentral sind wie die Übernahme musikalischer Kompositionstechniken in den literarischen Produktionsprozess.
Der zweite Arbeitsschwerpunkt des Projekts fokussiert das Spannungsverhältnis zwischen dem Text und seiner sprachlichen Inszenierung und widmet sich den Bezügen und Reibungen zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, zwischen Sprechen und körperlichen Aufführungspraktiken sowie den fließenden Übergängen zwischen Sprechen und Singen.
Ausgehend von der in Jelineks Texten angelegten Akustik bzw. Oralität wird nach dem bedeutungsmodifizierenden Charakter von Praktiken des Text-Sprechens gefragt, nach der Theatralität der Stimme und der Performativität des Schweigens – sowie nach verschiedenen Traditionen und Praktiken des interpretierenden Sprechens, der Stimmführung und des Gesangs.
Die dritte Arbeitsschwerpunkt des Projekts fokussiert, ausgehend vom szenischen Umgang mit Jelineks Texten und „musikalischen“ Inszenierungen ihrer Werke, die Rolle der Musik im Theater und nimmt dabei auch Gattungsfragen in den Blick: Auf welche Art und Weise wirken Text, Musik, Szene und Körper in diesen Aufführungen zusammen? Lässt sich angesichts einer gattungsübergreifenden Autorin wie Elfriede Jelinek eine Unterscheidung zwischen Sprech-, Tanz- und Musiktheater noch aufrechterhalten?
Darüber hinaus widmet sich die Arbeitsgruppe Gegenwartstendenzen im (Musik-)Theater, fragt nach aktuellen Musikalisierungsformen bei Regisseur*innen wie u.a. Christoph Schlingensief, Jossi Wieler oder Ulrich Rasche und erörtert bzw. experimentiert mit möglichen Zukunftsformaten eines musikalisierten Theaters.
Methodisch macht der Forschungsschwerpunkt die bei Jelinek angelegte intermediale und Künste-übergreifende Vernetzung zwischen Text, Musik und Theater zum Programm und initiiert wissenschaftlich-künstlerische Arbeitsgruppen und interdisziplinäre und internationale Symposien und Workshops mit dem Ziel, innovative Forschungspositionen und experimentelle Forschungsformate und -ansätze an den Schnittstellen von Wissenschaft und Kunst zu entwickeln.
Das Projekt Wort.Musik.Theater startet mit Arbeitsgruppen, die zu spezifischen Fragestellungen arbeiten und dabei wechselseitig die jeweiligen Teilergebnisse reflektierend miteinbeziehen. Die Arbeitsgruppen setzen sich aus Mitgliedern der Universität Wien, der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, International Scientific Partners des Interuniversitären Forschungsverbunds sowie weiteren Expert*innen und Kooperationspartner*innen zusammen.
Die Ergebnisse der Projektarbeiten werden laufend im Open Access auf der Homepage des Interuniversitären Forschungsverbunds Elfriede Jelinek sowie auf dessen Portal zu Wissenschaft und Kunst öffentlich gemacht.
DIE DREI ARBEITSGRUPPEN
1. MUSIK/SCHREIBEN
2. TEXT - SPRECHEN - SINGEN
3. MUSIK.THEATER
KOOPERATIONSPARTNER DES PROJEKTS
Neben seinem zentralen Kooperationspartner, dem Elfriede Jelinek-Forschungszentrum wird das Projekt in Kooperation mit folgenden Institutionen durchgeführt:
Die Musikwissenschaftlerin Melanie Unseld und der Germanist Björn Hayer nehmen in dieser Online-Diskussion die engen Verbindungen zwischen Musik und Literatur im Werk von Elfriede Jelinek zum Ausgangspunkt, um die Wechselbeziehung zwischen den beiden Künsten zu befragen.
Ausgehend von Jelineks Bestimmung des Verhältnisses von Musik und Sprache, das sie in verschiedenen Essays darlegt, diskutieren Unseld und Hayer die spezifische Musikalität von Jelineks literarischen Texten und ihre Übernahme musikalischer Kompositionstechniken in den literarischen Produktionsprozess.
Das Gespräch bildete den Auftakt zu dem 2022 gestarteten Forschungsschwerpunkt „Wort.Musik.Theater" der sich den Beziehungen zwischen Musik, literarischem Text und seiner theatralen bzw. musikalischen Inszenierung widmet – einem Spannungsfeld, das in Elfriede Jelineks Werk und dessen Rezeption Gegenstand eines stetigen Aushandlungsprozesses ist.
20.4.2022
Die Online-Diskussion zum Nachhören: hier