Das Kooperationsprojekt „LSBTIQ* Bewegungen und Demokratie: Geschichte, Gegenwart und Zukunft” erforscht den Einfluss von LSBTIQ* Bewegungen auf Prozesse der Demokratisierung in Deutschland und Österreich. Ein transdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Berlin, Gießen und Wien beschäftigt sich mit LSBTIQ* Bewegungen als potentiellen Katalysatoren in vergangenen und aktuellen Demokratisierungsprozessen und mit repressiven Strömungen innerhalb dieser Bewegungen. Wie lassen sich Kämpfe um queere Rechte als Fragen der Demokratisierung begreifen? Wie hat LSBTIQ* Aktivismus Grenzen liberaler Demokratien und Versprechen von Gleichheit der Bürger*innen herausgefordert und erweitert? Welchen Einfluss hatten repressive Tendenzen auf die Struktur der Bewegungen und ihre Forderungen? Das Projekt möchte dieses Spannungsverhältnis zwischen dem Ausschluss von LSBTIQ* und dem demokratischen Grundprinzip queerer Rechte näher untersuchen.
Zentrales Ziel ist dabei, das gewonnene Wissen für heutige und zukünftige Nutzung zugänglich zu machen. Durch die Erfassung und Zugänglichmachung von bisher vernachlässigten historischen Quellen über LSBTIQ* Bewegungen in Deutschland und Österreich sowie die Erschaffung innovativer Formate historischer Bildungsarbeit wie Theaterworkshops und digitaler Vermittlungsformate sollen die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit kommuniziert werden.
An der MUK Wien sind zwei Projekte angesiedelt:
Entwicklung eines Theaterworkshop-Modells zur Vermittlung queerer Geschichte für Jugendliche
und
Politik der Selbsterfahrung. Theaterworkshops und Körperarbeit in der westdeutschen Schwulenbewegung
Im schwulen Reiseführer „Berlin von hinten“ (1981) ist eine ganze Doppelseite der Selbsterfahrung gewidmet: von Tai-Chi über Yoga, Contact Improvisation und Living Theatre werden in diesem Ratgeber unterschiedliche Angebote versammelt, um das schwule Subjekt zu stärken. Das Forschungsprojekt untersucht die Geschichte und Methoden dieser Theater- und Bewegungsworkshops im Kontext der westdeutschen Schwulenbewegung in den 1970er und 1980er Jahren, die an Orten wie der Berliner Tanzfabrik oder der Akademie Waldschlösschen angeboten wurden. Wie lassen sich diese Angebote historisch einordnen – zwischen Kreativitätsdispositiv, Therapeutisierung der Gesellschaft und dem Kampf um politische Teilhabe? Welche Weisen der Begegnung oder öffentlicher Intervention werden hier eingeübt? Und wie lassen sich Theaterworkshops und Körperarbeit als Beitrag zur Demokratisierung fassen?
Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Eike Wittrock und Dr. Gin Müller
Studentische Mitarbeit: Melina Vesely
Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen des Programms „Transformationswissen über Demokratien im Wandel – Transdisziplinäre Perspektiven“ gefördert.
https://www.geschkult.fu-berlin.de/forschung/queerdem/