„Von 1931 bis 1938 unterrichtete Wittgenstein im Wiener Konservatorium, in dem er sich in seine um 28 Jahre jüngere, fast blinde Schülerin Hilde Schania verliebte …" — Auszug aus Georg Markus' Text über den Pianisten Paul Wittgenstein, der an der Vorläuferinstitution der MUK unterrichtete.
Paul Wittgenstein hatte eben erst in Wiens Großem Musikvereinssaal sein umjubeltes Debüt gefeiert, da brach der Erste Weltkrieg aus, und er wurde nach Galizien an die Front gerufen. Dort passierte das denkbar Schlimmste, das einem Konzertpianisten widerfahren kann. Wittgenstein wurde bei Gefechten durch eine Kugel der Ellbogen zerschmettert. Sein rechter Arm musste amputiert werden. Eine Tragödie, die wohl jeder andere Pianist mit dem Ende seiner Laufbahn quittiert hätte.
Paul wuchs im prunkvollen Palais Wittgenstein in der heutigen Argentinierstraße in Wien-Wieden auf, in dem legendäre Musikabende mit Brahms, Clara Schumann, Mahler und Arnold Schönberg veranstaltet wurden. Doch der setzte seine Karriere als Klaviervirtuose mit großem Erfolg fort, erlangte als „linkshändiger Pianist“ Weltruhm. Mit seinem verbliebenen Arm versuchte sich Paul zunächst an einer Nocturne, die Franz Liszt für den ebenfalls einarmigen Pianisten Geza Graf Zichy komponiert hatte. Darüber hinaus arrangierte Wittgenstein für sich selbst Werke von Beethoven, Mozart, Schubert und Wagner.
Von 1931 bis 1938 unterrichtete Wittgenstein im Wiener Konservatorium, in dem er sich in seine um 28 Jahre jüngere, fast blinde Schülerin Hilde Schania verliebte, die er später heiraten und mit der er drei Kinder haben sollte. Nach Hitlers „Anschluss“ flüchtete er mit seiner Familie in die USA, wo er u. a. mit dem Cleveland Orchestra spielte.
Kurier, 06.10.2024
Von Georg Markus (Link)