Der Rektor der einzigen Universität der Stadt Wien, Andreas Mailath-Pokorny, im Gespräch mit Georg Leyrer (Kurier) über die Anziehungskraft Wiens für junge Künstler, über zunehmend komplexe Karrieren und eine Gefahr für die Kultur.
In der Wiener Innenstadt sind junge Menschen, die mit Instrumentenkoffern ihres Weges eilen, irgendwie Bestandteil der Kulisse. Aber wer sind die eigentlich? Die Chancen stehen gut, dass es Studierende an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) sind. Hinter dem Namen versteckt sich die einzige Uni der Stadt Wien, sie ist aus dem ehemaligen Konservatorium hervorgegangen und bildet den hochtalentierten Kunstnachwuchs der Kulturstadt aus. Zum Semesterstart spricht deren Rektor, der ehemalige langjährige Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, über Auslese, Kulturpolitik und die schwindende Präsenz der Kultur in den öffentlichen Debatten.
KURIER: Sagen wir mal, ich hätte Talent. Wie schwierig wäre es denn, aufgenommen zu werden?
Andreas Mailath-Pokorny: Wir haben ein intensives Ausleseverfahren. Es gibt zwischen 1.300 und 1.500 Bewerbungen, wir nehmen davon 200 Studierende auf. Den intensivsten Wettbewerb gibt es in der darstellenden Kunst, weil wir da am wenigsten Plätze haben.
Wir nehmen pro Jahr acht auf – und haben allein im Musical 200 Bewerbungen. Da ist die Konkurrenz wirklich stark, die Plätze sind sehr begehrt. Und es wäre zwar vermessen, „Jobgarantie“ zu sagen – aber meistens sind die Studierenden noch bevor sie ihren Bachelor machen im Engagement. Wir haben meistens Schwierigkeiten, die Abschlussabende terminlich zustande zu bringen (lacht).
KURIER: Was sind die Kriterien?
Andreas Mailath-Pokorny: Wichtig ist, dass bei uns die Leistung und nicht die Herkunft zählt. Es gibt für das ordentliche Studium keine Studiengebühren, daher kann man sich bei uns nicht einkaufen. Ein Studienplatz kostet aber eigentlich 22.000 Euro. Das ist ein Bekenntnis der Stadt Wien, die das finanziert, für eine Exzellenzausbildung im Bereich Musik und darstellende Kunst. Wir sind die einzige Universität der Stadt Wien.
KURIER: Warum heißt man dann „Privatuniversität“?
Andreas Mailath-Pokorny: Das versuche ich die ganze Zeit schon zu ändern. Die ehemaligen Landeskonservatorien – Linz, Klagenfurt und wir – müssen sich Privatuniversität nennen und über das Privatuniversitätengesetz akkreditieren lassen, weil wir keine staatlichen Universitäten sind. Ich habe das allen Ministern schon gesagt: Es ist eine Irreführung, dass sich Universitäten, die tatsächlich ausschließlich öffentlich finanziert werden, trotzdem „privat“ nennen müssen. Wir versuchen, das zu bekämpfen.
KURIER: Das ist internationalen Studierenden wohl schwer zu erklären. […]
Kurier, 15.09.2023
Von Georg Leyrer (Link zum Bericht)