Weinen will man nicht. Auch Susi Stach (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) hält nichts davon, bei Studierenden Traumata anzuzapfen, um Gefühle zu wecken. Überhaupt sagt sie: „Es geht nicht um das Fabrizieren von Gefühlen. Man kann nicht sagen: Ich will jetzt dieses Gefühl von dir sehen.“ Lieber befasse man sich mit der Analyse von Texten und Beziehungen.
[…] Das sieht auch Susi Stach so. Die Schauspielerin unterrichtet an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. In ihrer eigenen Ausbildungszeit in den 1980er-Jahren hätten viele Schauspiellehrer „die Leute psychisch fertiggemacht“ – wohl auch, meint sie, um damit die eigene Genialität zu beweisen: „Ich glaube, ich bin Gott und kann jemanden zerstören, um aus den Teilen des zerstörten Menschen einen neuen zu erschaffen.“
Weinen will man nicht. Auch sie hält nichts davon, bei Studierenden Traumata anzuzapfen, um Gefühle zu wecken. Überhaupt sagt sie: „Es geht nicht um das Fabrizieren von Gefühlen. Man kann nicht sagen: Ich will jetzt dieses Gefühl von dir sehen.“ Lieber befasse man sich mit der Analyse von Texten und Beziehungen – gebe es doch eine Bandbreite, wie diese dann emotional ausgedrückt werden können.
Und wie bringt man Studierende dann zum (überzeugenden) Weinen? Das sei meist gar nicht notwendig, meint Stach – schließlich stehe das ja diametral zum Vorgang, den man im wahren Leben in entsprechenden Situationen meist habe: Da versuche man ja meist, nicht zu weinen. Niermeyer pflichtet ihr bei: „Das will man gar nicht. Der Kampf gegen den Schmerz ist auf der Bühne viel interessanter als das pure Weinen.“ […]
Die Presse am Sonntag, 11.06.2023
Von Katrin Nussmayr (Quelle)