Eine der ganz großen Absolventinnen des Konservatoriums der Stadt Wien — der Vorgängerinstitution der MUK — erinnert sich im Interview an ihre prägende Zeit.
[…] Wenn ich über die Zahl 80 rede, denke ich immer, ich rede über eine andere Person. Das ist so ein biblisches Alter, und ich fühle mich überhaupt nicht so. Es geht mir relativ gut, ich harre der Dinge, die da auf mich zukommen und hoffe, dass ich alles derpacke. Alter ist etwas, was man nicht ändern kann. Der Körper macht seine Späßchen und die sind dementsprechend altersgemäß. […] Man muss sich einfach ablenken. Und ich bin relativ bodenständig und realistisch, das hilft.
Wie haben Sie sich Ihre Bodenständigkeit erhalten?
Ich glaube, das ist eine Mentalitätsfrage. Ich bin normal aufgewachsen, habe nichts für selbstverständlich gehalten. Und mich hat sicher auch die Tingelzeit geprägt, wenn man sieben Stunden lang Leute unterhalten muss. Ich habe ja mit 18 Jahren als Sängerin angefangen, dann auch mit eigener Band, und diese Zeit war wichtiger als das Konservatorium und der Klavierunterricht.
Wir haben in Schweden gespielt und in Frankreich und über Jahre zum Fünf-Uhr-Tee im Werzers am Wörthersee, dann auch oft auf der Terrasse zum Tanz. Das waren echte Lehr- und Wanderjahre, auch in puncto Vielfältigkeit. Wir haben von Robert Scholz bis zum Jazz in Army-Clubs alles gespielt. Da habe ich mir ein fundamentales Wissen angeeignet. […]
„Vor Dummheit habe ich mich immer gefürchtet“. Interview mit Marianne Mendt.
Kleine Zeitung Steiermark, 03.08.2025, S. 60-61
Von Marianne Fischer