Weil die Welt des Digitalen – wenn man sie sich kreativ zu eigen macht – zahlreiche künstlerische und pädagogische Potenziale birgt! „Um diese meine Überzeugung nicht nur zu predigen, sondern erfahrbar zu machen, halte ich einen Kurs pro Studienjahr ab, in welchem die Studierenden hands on mit digitalen Tools, Apps und anderen technischen Hilfsmitteln experimentieren. Denn die künftig Unterrichtenden sollen Spaß am kreativen und zeitgemäßen Einsatz digitaler Medien in der Instrumentalpädagogik entwickeln. Damit das gelingen kann, sollten einige Prämissen beherzigt werden“, so MUK-Professorin Wiebke Rademacher über ihren Unterricht.
Mehrwert schaffen.
Da wäre zunächst die Erkenntnis aus den von der Pandemie erzwungenen didaktischen Experimenten der Fernlehre: Digitaler Unterricht vermag das persönliche Erleben der Studierenden nicht zu ersetzen. Streamings kommen nicht an die reale Konzerterfahrung heran, Distance Teaching kann den persönlichen Kontakt und die individuelle Kommunikation nicht ersetzen. Allerdings bieten digitale Kommunikationstechnologien einige Möglichkeiten, die die analoge Welt bereichern können. Ob niederschwellig-lustvolles Komponieren und Samplen mithilfe von Apps, ob kollaboratives Arbeiten über Kontinente hinweg oder das Erstellen von elaborierten Visualisierungen komplexer Musikstücke: Digitale Tools eröffnen (häufig sogar kostenfrei) völlig neue Welten für die Musikvermittlung und Musikpädagogik. Diese zu erkunden sowie künstlerisch und pädagogisch zu erschließen, stellt eine spannende Herausforderung für die universitäre Ausbildung nachwachsender Generationen von Musikpädagog*innen dar.
Digital Literacy
Das Angebot von digitalen Tools und Apps entwickelt sich rasant. Es ist daher oft wenig zielführend, den Studierenden konkrete Programme zu empfehlen oder dafür spezifische technische Einführungen anzubieten. Stattdessen geht es darum, sie zu ermächtigen, eigenständig die individuell geeigneten Tools zu finden und sich die notwendigen Kompetenzen für deren Anwendung anzueignen. Worauf kommt es beim Einsatz von Apps mit Dialoggruppen an? Welche einfachen Programme kann man in der täglichen Arbeit für Audio- und Videoschnitt nutzen? Wie kann ich mit einfachen Mitteln eine professionelle Präsenz im digitalen Raum erzielen? – Die angehenden Instrumentalpädagog*innen sollen im Seminar Sicherheit gewinnen, digitales (und technisches) Handwerkszeug selbstbewusst und kompetent für ihre Zwecke zu nutzen.
Gerade im pädagogischen Kontext sollte im Zusammenhang mit Digital Literacy auch das Problembewusstsein der Studierenden in Hinblick auf Datenschutz und Copyright-Fragen geschult werden: Die künftigen Musikpädagogig*innen sollten darüber hinaus Awareness für Jugend- und Kinderschutzfragen im digitalen Raum entwickeln. […]
Neue Musikzeitung Dezember 2023/Januar 2024, S. 21
Von Wiebke Rademacher (Link)