Für ihre Bachelor- und Masterarbeiten erhalten Antonia Kallenbach, Gideon Maoz, Rebekka Pichler, Lisa Rottensteiner, und Roman Just jeweils ein Stipendium der Kulturabteilung der Stadt Wien.
Die Auswahlkommission bestehend aus Rosemarie Brucher, Michael Posch, Wiebke Rademacher, Alex. Riener und Lars Seniuk hat in ihrer Sitzung im Jänner 2023 entschieden, die wissenschaftlichen Abschlussarbeiten der fünf MUK-Absolvent*innen mit einem Stipendium der MA 7 in der Höhe von je EUR 1.000,00,— auszuzeichnen.
The Triumph of Peace. Hinweise zur Masque aus den Handschriften Bulstrode Whitelockes (1605-1675). (Bachelorarbeit, Jänner 2022)
Fachbetreuung: Univ.-Prof.in Jennifer Harris
Bei „The Triumph of Peace“ handelt es sich möglicherweise um die am besten dokumentierte Masque des englischen Hofes zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Durch die Genauigkeit der 1912 entdeckten Aufzeichnungen/Handschrift Bulstrode Whitelockes steht uns eine bedeutende Originalquelle zur Verfügung, welche Hinweise zur Bezahlung der Musiker, den Aufstellungen im Raum sowie der Besetzung und Instrumentierung gibt. Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sich Antonia Kallenbach eingehend mit den überlieferten Quellen sowie der Frage inwiefern sich die gewonnenen Erkenntnisse auf heutige Konventionen in der Aufführungspraxis auswirken können.
Antonia Kallenbach wurde 1998 in Wien geboren und erhielt ihren ersten musikalischen Unterricht am Violoncello im Alter von sieben Jahren. Seit 2017 studiert sie Viola da Gamba bei Pierre Pitzl an der MUK, wo sie im Juni 2022 den Bachelor mit Auszeichnung abschloss und sich nun ebendort im Masterstudium befindet. Antonia tritt regelmäßig in unterschiedlichen kammermusikalischen Besetzungen in Österreich auf, weitere Konzerte führten sie bisher außerdem nach Deutschland und Italien.
Nation-Building und Theater. Die Rolle des Sprechtheaters in Bezug auf nationale Zuordnungen in Österreich nach 1945. (Masterarbeit, Jänner 2022)
Fachbetreuung: Univ.-Prof.in Dr.in Susana Zapke
Die Masterarbeit untersucht die Verbindung zwischen Theater und Nationalismus am Beispiel des österreichischen Sprechtheaters nach 1945. Nach Betrachtung der historischen Entwicklung des Begriffes Nation in Österreich, wurde die Beziehung des Theaters zu nationalistischen Zuordnungen im Zuge von Nation-Building-Prozessen zu Beginn der Zweiten Republik analysiert. Hierzu wurden drei politische Narrative der Nachkriegszeit — Opferthese, „Nicht-Deutsch-Sein“ und „Mythos Kulturnation“ — unter Berücksichtigung mythentheoretischer Ansätze betrachtet, und ihre Sichtbarwerdung im Theaterkontext näher untersucht. Es konnte aufgezeigt werden, dass Theater unterschiedliche Einflüsse auf politische Diskurse nehmen, gesellschaftliche Debatten und Kategorien ebenso kritisieren wie (re-)produzieren kann. Mit einem Blick auf mögliche Lehren aus der historischen Untersuchung für die Ausbildung von Schauspieler*innen heute, wird eine Verbindung zur zeitgenössischen Kunstvermittlung hergestellt.
Gideon Maoz studierte von 2008 bis 2012 Schauspiel an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz (KUG). Bereits während des Studiums war er am Schauspielhaus Graz und am Theater im Palais tätig. Für seine Diplomarbeit, eine autobiografisch inspirierte Stückentwicklung mit dem Titel Fischfleisch erhielt er ein Sonderstipendium der KUG. Ab 2012 war er Ensemblemitglied am Schauspielhaus Wien und dort für zwei seiner Rollen im Jahr 2014 für den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Bester Nachwuchs“ nominiert. Seit 2015 ist er freischaffend als Schauspieler tätig. Nach dem Studium Master of Arts Education an der MUK ist er vermehrt als Schauspiellehrer und Vermittler tätig. Eine erste Regiearbeit führte ihn an die Deutsche Bühne Ungarn, wo er 2022 gemeinsam mit den Schauspieler*innen eine Stückentwicklung für ein Klassenzimmerstück zum Thema Verschwörungsdenken (Was wir zu wissen glauben/Amit tudni vélünk) erarbeitet.
Mythologisch, musikalisch, androgyn — Reflexionen über Rosalia Chladeks Choreografie „Narcissus”. (Bachelorarbeit, Juni 2022)
Fachbetreuung: Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Amort
Eine Tänzerin, die höchsten Wert darauf legte, dass sich Tanz und Choreografie aus dem Körperinneren entwickeln und nicht an äußeren Formen haften, choreografierte 1936 eine folgenschwere Selbstspiegelung. Wie viel Ovid steckt in Rosalia Chladeks Solo Narcissus? Wo sind die Parallelen zwischen den Worten des Mythos und dessen tänzerischer Verkörperung? Nicht zuletzt ist die Androgynie der Kunstfigur Narcissus etwas, das auch in Chladeks künstlerischer Umsetzung nicht fehlt. Von einer Tänzerin, die in ihrer Stärke als Bühnenpersönlichkeit ihre „Doppelnatur” sieht, interpretiert und an einen Tänzer - Ismael Ivo - weitergegeben, scheint im Solo Narcissus aus dem Körper ein „abstraktes”, androgynes Kunstobjekt zu werden. Kann sich Bewegung vom Geschlecht lösen? Kann sie über Körperlichkeit hinauswachsen und im flüchtigen Moment ihrer Ausführung körperungebunden im Raum existieren?
Rebekka Pichler schloss 2022 ihr Studium der zeitgenössischen Tanzpädagogik an der MUK ab. Es folgte ein halbjähriges, von Erasmus+ gefördertes Praktikum bei der zeitgenössischen Tanzcompany ATOM Theatre in Sofia. Als Mitglied der Company wirkte sie an verschiedenen Projekten mit, entwickelte und performte ihr eigenes Stück The big creation und tanzte in der Choreografie Betweenthedevilandthedeepbluesea von Stefaniya Georgieva. Außerdem unterrichtete sie Open classes im Studio Dance Station Bulgaria. Derzeit ist sie Tänzerin in dem von Andrea Amort künstlerisch und wissenschaftlich geleiteten Performance-Projekt Glückselig. War gestern, oder? Eine Aneignung., das sich mit dem Tanzstil Grete Wiesenthals - einer österreichischen Pionierin des modernen Tanzes - beschäftigt und im brut nordwest im März 2023 uraufgeführt wurde.
Das prämenstruelle stimmliche Syndrom. Eine Untersuchung von Einflüssen des weiblichen Zyklus auf die Stimme von Frauen, welche ohne die Einnahme oraler Kontrazeptiva verhüten, unter besonderer Berücksichtigung der Gesangsstimme von Sängerinnen. (Bachelorarbeit, Mai 2022)
Fachbetreuung: Univ.-Prof. Dr. Edwin Vanecek
Welchen Einfluss übt der weibliche Zyklus auf die Gesangsstimme von Sängerinnen aus? Gibt es ein prämenstruelles stimmliches Syndrom mit damit einhergehender prämenstrueller Dysphonie und wie äußert sich dieses? Wie viele Sängerinnen sind davon betroffen und gibt es Unterschiede in der Selbst- und Fremdwahrnehmung hinsichtlich der Gesangsstimme in der prämenstruellen Phase? Anhand von zehn ausgewählten englischsprachigen Studien wird der Versuch unternommen, die hormonellen Einflüsse des weiblichen Zyklus im Hinblick auf prämenstruelle Symptome, Veränderungen des Kehlkopfes, Auswirkungen auf Atemstrom und Lungenkapazität, sowie die Eigen- und Fremdwahrnehmung von Sprech- und Gesangsstimme darzustellen. Neben der Darstellung der Ergebnisse wird weiters die Frage aufgeworfen, inwiefern die Diskussion über das prämenstruelle Syndrom in der gesamtgesellschaftlichen Öffentlichkeit aufgegriffen werden sollte.
Lilly Rottensteiner wurde 1997 in Judenburg, in der Steiermark geboren. Das Studium Musikalisches Unterhaltungstheater an der MUK schloss sie 2022 mit Auszeichnung ab. Bereits während dem Studium spielte sie am Gärtnerplatztheater in München und bei den Vereinigten Bühnen Wien, an beiden Häusern ist sie auch in der Spielzeit 2022/23 engagiert.
Im Bereich Gender &/oder Diversity wurde folgende Arbeit ausgezeichnet:
Untersuchung des Einflusses der Fremd- und Muttersprache bei der schauspielerischen Arbeit. (Bachelorarbeit, Oktober 2022)
Fachbetreuung: Univ.-Prof.in Steffi Hofer
In der Arbeit geht es darum, ob und inwiefern die Mutterprache die schauspielerische Arbeit beeinflusst. Es geht um die Unterschiede zwischen dem Spiel in der eigenen Muttersprache und dem Spiel in einer Fremdsprache. Es wird untersucht, ob die Qualität des Spiels von der jeweiligen Sprache abhängt oder ob es doch überwiegend auf andere Faktoren, wie z. B. das schauspielerische Handwerk, Sprecherziehung, etc. ankommt. Roman Just, in Kasachstan geboren und im Alter von neun Jahren nach Deutschlang umgezogen, ist daher selbst zweisprachig aufgewachsen und sagt, dass ihm die russische Sprache bis heute auf emotionaler Ebene verbundener ist. Das war auch für seine schauspielerische Arbeit von Beginn an ein großes Thema, weshalb er dieses Thema für seine Bachelorarbeit gewählt hat.
Roman Just ist in Kasachstan geboren und aufgewachsen, im Alter von neun Jahren zog er mit seinen Eltern nach Deutschland. Die Schauspielerei habe ich für mich im Schultheater entdeckt. Nach dem Abitur im Jahr 2013 habe ich zunächst Regie und Kamera in Berlin studiert und nach dem Abschluss zwei Jahre in der Film- und TV-Branche hinter der Kamera gearbeitet. Da mich die Arbeit vor der Kamera und die Bühne doch sehr angezogen hat. Von 2018 bis 2022 studierte er Schauspiel an der MUK. Seither ist er festes Ensemblemitglied am Stadttheater in Kempten und steht nebenbei als freiberuflicher Schauspieler vor der Kamera für diverse Film- und TV-Produktionen. Momentan befindet er sich in Theaterproben für HEIDI, wo er den Geißenpeter spielt.
Wir gratulieren herzlich und bedanken uns bei der Kulturabteilung der Stadt Wien!