Zum achten Mal finden an der MUK „Gesundheitstage“ für Künstler*innen statt. Als Referent*innen wurden hierfür speziell Künstler*innen eingeladen, die gesundheitliche (Zusatz-)Berufe eingeschlagen und studiert haben. Sie wissen um physische und psychische Belastungen im künstlerischen Alltag aus erster Hand Bescheid und geben Einblicke in die Materie. Nach kurzen Impulsvorträgen folgen Workshops, in denen speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen im Musiker*innenalltag eingegangen wird und Übungen zur Prävention vorgestellt werden.
Die hochkarätigen Gäste widmen sich ganz unterschiedlichen Themen:
Sabine Skopal spricht über Ausstrahlung auf der Bühne.
Leonhard Königseder berichtet von einem Orchesterprojekt in Norwegen, das er gemeinsam mit Mona Smale und Matthias Bertsch in diesem Sommer gesundheitlich und wissenschaftlich begleitet hat.
Astrid Mathy spricht über den Umgang mit Leistungsdruck während des Menstruationszyklus und widment sich auch allgemein dem Thema Energiedefizit und Regeneration.
Joanna Kaniewska setzt ihre Workshopserie aus den Impulstagen Alte Musik fort und widmet sich der richtigen „Balance“ nach einem erfolgreichen oder auch weniger erfolgreichen Auftritt.
Gudrun Waldek präsiertiert vorbeugende physiktherapeutische Übungen für Musiker*innen.
Arbeitsmedizinerin Ulrike Eggenburg referiert über Lärmeinwirkung, Gehörschäden und Vorbeugung. Zudem eröffnet sie interessierten Teilnehmer*innen die Möglichkeit, das eigene Gehör testen zu lassen.
Manfred Greslechner behandelt mit seinem Vortrag die Gefahren von Medikamentenmissbrauch, Betablockern, Energydrinks, u. a.
PROGRAMM — Mo, 7. Oktober:
10.00 Uhr: Jörg Zwicker, Begrüßung und Einführung
10.15—11.45 Uhr: Sabine Skopal, Fake it, till you become it — Powerposing, Affirmationen, QiGong fürs State-Management
12.00—13.30 Uhr: Leonhard Königseder, The Future of Youth Orchestra — Gesundheitliches Orchester-Experiment Norwegen
14.30—16.00 Uhr: Astrid Mathy, Leistungsdruck an guten und weniger guten Tagen, Energiedefizit und Regeneration
16.15—17.45 Uhr: Joanna Kaniewska, Magie nach dem Applaus
Als Musiker_innen wollen wir in unserem besten „State“ performen - aber wie erreichen wir den? Müssen wir hinnehmen, dass uns ein „guter“ oder „schlechter“ Tag „passiert“, oder können wir Einfluss nehmen auf unsere aktuelle Befindlichkeit, Ausgangslage, Stimmung? Unser Organismus hält erstaunliche Wirkmechanismen bereit, die Tun und Sein grundlegend vernetzen und die wir aktiv nutzen können, wenn wir nur wissen, wie. Wir erleben und erlernen in diesem Workshop hilfreiche Tools (Körperübungen, Visualisierungen und Wissensinhalte), die speziell uns Musiker_innen helfen können, den Weg zum Finden und Zentrieren der eigenen Kraft zu erleichtern als Ausgangslage für ein freies, mutvolles und kreatives Spiel, im Idealfall aus unserem besten State heraus.
Inhalt sowie Ziel des Workshops sind daher der Aufbau eines „Mini-Repertoires“ an Übungen, Erfahrungen und Erkenntnissen, die uns in unserem Musiker*innenalltag helfen können. Dafür nutzen wir Erkenntnisse aus der Sozialwissenschaft, Übungen aus dem Qi Gong, der Faszienarbeit und Visualisierungen, wie sie im Mentalen Training angewandt werden.
Mitbringen: Bewegungsfreundliche Kleidung sowie Freude am und Bereitschaft zum entdeckenden Spiel mit Gedanken und Visionen.
Mag. Sabine Skopal, Senior Lecturer an der mdw in der Abteilung Musikphysiologie, studierte Musik- und Bewegungspädagogik (Magistra) sowie Klavierpädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst mdw Wien. Sie bildete sich fort in Dispokinesis, Qi Gong, Bioenergetischer Analyse, Atemarbeit sowie Neurolinguistischem Programmieren (NLP). Seit 2002 lehrt sie an der mdw in der Abteilung Musikphysiologie im Bereich Atem- und Bewegungsschulung sowie Konzentrationspraxis und leitet privat einen gemischten Chor.
Mehr als 130 junge Musiker_innen nahmen im August 2024 an einem Sommermusikcamp in Norwegen teil. Im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts das zum Ziel hat, das physische und psychische Wohlbefinden sowie die Gesundheitskompetenz junger Orchestermusiker zu fördern, wurden verschiedene Interventionen durchgeführt und evaluiert. Zudem wurde ein neues Multimedia-Tool entwickelt, um akustische Momente während der Proben neu zu erleben. Interventsionsmaßnahmen waren u. A. Stärkung des Bewusstseins für Gehörschutz, Bereitstellung von Hilfsmitteln zum Aufwärmen und zur Vorbereitung auf effektive Proben oder Auftritte, Einführung von mentalen Trainingstechniken und Optimierung der Übungsroutinen. Geforscht wird zu den Themen Musikalische Leistungsangst (MPA) in Jugendorchestern, Virtual-Reality-Expositionstraining, und auch die Entwicklung eines Dokumentarfilms über Klanglandschaften. In diesem Workshop werde ich das Projekt und auch Interventionsmaßnahmen näher vorstellen.
Leonhard Königseder, Psychologe und Sportpsychologe, war zwölf Jahre lang Schlagwerker und Pauker an der Oper Graz. Neben seinen Lehraufträgen für mentales Training an der Universität für Musik & darstellende Kunst Wien sowie für Schlagwerk und Drumset an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz sowie der MUK arbeitet Leonhard in Einzelcoachings & Workshops mit Musiker*innen & Athleth*innen_innen daran, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Er is Mitglied der Vienna Brass Connection, der österreichischen Gesellschaft für Musik und Medizin, und Gründungsmitglied des m2kollektivs, einer Plattform, die sich der mentalen & körperlichen Gesundheit von Musikschaffenden widmet (www.m2kollektiv.com).
www.leonhard-koenigseder.com
Die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit zwischen männlichen und weiblichen Körpern haben in den letzten Jahren in verschiedensten Bereichen erhöhte Aufmerksamkeit erhalten. Doch welche Einflüsse haben Menstruationszyklus, Hormonpille, etc. auf mentale und körperliche Leistungsfähigkeit? Im Sport hat man begonnen das Training der Spitzensportlerinnen auf ihren Menstruationszyklus abzustimmen und die hormonellen Einflüsse und Beschwerden bei der Vorbereitung auf Wettkämpfe soweit möglich zu beachten. Wie im Leistungssport muss auch in der Musik und im Tanz zu einem bestimmten Zeitpunkt die bestmögliche Performance abgerufen werden. Ein „schlechter Tag“ im eigenen Menstruationszyklus gilt dabei nicht als Ausrede. Es wird versucht bestmöglich mit körperlichen und mentalen Symptomen umzugehen anhand „Zyklustracking“ und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dabei bestehen Diskrepanzen zwischen wissenschaftlichen Empfehlungen und üblichen Anwendungen in der Praxis (Nahrungsergänzungsmittel, Hormoneinnahme etc.). Das junge Forschungsfeld der Zyklusforschung birgt einige Herausforderungen, die in diesem Vortrag behandelt werden.
Mag. Dr. Astrid Mathy Bakk MSc ist Sportwissenschafterin bei Leistungssport Austria, wo sie Elite- und Nachwuchsathletinnen beim Erreichen ihrer sportlichen Ziele unterstützt. Sie forscht und klärt auf über das Wirken des Menstruationszyklus und der Hormone im Sport. Sie unterrichtet seit 2017 an der Universität Wien, wo sie auch den Master in Medizinischer Trainingstherapie und das Doktorat am Institut für Sportwissenschaft abgeschlossen hat. Sie ist ausgebildete Tanzinstruktorin und hält Schulungen für die Nationale Anti-Doping Agentur. Weiters arbeitete sie in einer Post-Doc Anstellung im Fachbereich Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Prävention, publiziert in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und trägt bei internationalen-wissenschaftlichen Kongressen vor. Sie lehrt am Universitätslehrgang Master of Public Health der medizinischen Universität Wien und am Universitätssportinstitut in der Fortbildung Mentaltrainer*in. Als Wissenschaftlerin liegt es ihr am Herzen die Studienlage mit der Praxis zu verbinden und auch außerhalb des Sports mit weiteren Fachbereichen wie Musik und Tanz über neue Erkenntnisse zu erzählen.
Der letzte Ton der Aufführung verklingt, danach erfüllt langer Applaus den Raum… Und jetzt verbeugen, mit Stolz und Freude, dann authentisch und zufrieden Gratulationen annehmen, selbst wenn alles nicht ideal gelaufen ist. Anders gesagt: gut gelaunt und „ready to party“, nicht wahr? Ist es bei Dir auch so?
Oder bist Du vielleicht manchmal verunsichert oder sogar verzweifelt nach manchen Auftritten, ratlos, warum eininge Sachen trotz Vorbereitung nicht geklappt haben, warum Dein „monkey mind“ Deine Gedanken wieder in einen verwirrten Dschungel geführt hat, aus dem Du nicht so leicht rauskommen konntest…
Warum ist das denn so? Weil die Bühne viel mehr als nur Glück verkörpert. Sie ist ein Raum, in dem gleichzeitig Aufregung und Freude stattfinden, Unsicherheit und Zweifel, Klangfluss, Schmerz, Nirwana, Erleuchtung, Erfüllung… Am Podium sind wir mit all diesen Zuständen konfrontiert, können aber die Situation in die Hand nehmen und beeinflussen. Mit wertvollen Körperarbeits- und Mentaltrainings- tools gelingt es auf einmal, sehr viele der Herausforderungen zu meistern.
Bei diesem Workshop wird es vermittelt, wie man sich nach einem Auftritt effektiv entspannen kann, zu einer konstruktiven Selbstreflexion kommt, selbstbewusst Feedback empfängt und sein „GPS“ neu für die nächsten Ziele ausrichtet. Zusätzlich wird eine gemeinsame Diskussion über Themen wie den Umgang mit Fehlern oder Perfektionismus contra Zufriedenheit angeregt.
Dr. Joanna Kaniewska-Eröd schloss ihre Master- und Doktoratsstudien an den Musikunis Warschau und Wien mit Auszeichnung ab. Ihre Konzerttätigkeit führte sie auf fast alle Kontinente. Seit 2020 unterrichtet sie an der F. Chopin Musikuniversität in Warschau (Polen), als Gastdozentin u.a. an der MDW Wien, MUK Wien und KUG Graz. Im Rahmen ihrer Unterrichtstätigkeit setzt sie sich mit dem Bereich von Körperarbeit und Mentaltraining aktiv auseinander. 2013 entwickelte sie ihr eigenes Auftrittstrainings- Programm für Künstler:innen FIVE dynamics, eine Methode, die sie bei internationalen Musik-Meisterkursen sowie an verschiedenen Ausbildungsinstituten präsentiert. In ihrer Privatpraxis begleitet Joanna Musiker:innen und alle, die im Rampenlicht stehen und hilft ihnen ihre Bühnenkompetenz zu steigern und ihr volles Potential auszuschöpfen.
Teilnahme nur für Studierende der MUK
Anmeldung über MUKonline.