Gesten der Vertretung, Stimmerhebung und Intervention sind verbreitete dramaturgische Strategien in gegenwärtigen Theater- und Tanzperformances geworden. Die Rede ist von szenischen Konstellationen, die die Bühne als einen Raum gesellschaftlichen Engagements erkunden, allerdings immer nur im Modus der Mittelbarkeit und des Übersetzens. Neben Augenzeug*innen und Boten-Figuren treten auf den Bühnen des angehenden 21. Jahrhunderts immer häufiger Übersetzer*innen-Figuren auf, die als nicht immer verlässliche Quellen, aber als gesellschaftlich dennoch engagierte Akteur*innen in Erscheinung treten.
Der Vortrag stellt dekoloniale Inszenierungsweisen vor, die einen Signifikationsprozess jenseits des „(re)enactens“, Wiederholens oder Abbildens einleiten. Mit Gayatri Spivaks Idee der postkolonialen Übersetzung und Fred Motens Konzept von Nonperformance sollen neue dramaturgische Verfahren aufgespürt werden, die jenen Geschichten eine Artikulation zu verleihen vermögen, die sich einer naturalistischen Vergegenwärtigung widersetzen.
Adam Czirak ist Senior Lecturer am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien. Er leitet das FWF-Forschungsprojekt Dramaturgien nach dem postdramatischen Theater.
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