Der österreichische Geiger Toni Stricker ist tot. Der Virtuose hat seine Ausbildung am damaligen Konservatorium der Stadt Wien, einer Vorgängerinstitution der heutigen MUK, absolviert. Stricker begründete die „Pannonische Musik“, eine Stilrichtung, die Volksmusik und Jazz zu verbinden suchte.
Toni Stricker wurde am 4. April 1930 in Wien in eine musikalische Familie geboren. Mit sechs bekam er seinen ersten Geigenunterricht, mit 16 verließ er das Gymnasium, um eine siebenjährige klassische Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien, einer Vorgängerinstitution der heutigen Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, zu absolvieren. Mit 23 stieg er in die Jazzband Vera Auer ein, wo auch Joe Zawinul, Hans Salomon und Attila Zoller musizierten. 1954 gründete Toni Stricker sein eigenes Quintett, mit dem er in diversen Wiener Tanzlokalen auftrat. Stricker war Mitglied der Orchester Carl de Groof, Erwin Halletz und Johannes Fehring. Mitte zwanzig begann Stricker auch zu komponieren und zu arrangieren und wurde bald zum gefragten Partner von Peter Alexander, Paul Kuhn, Michael Heltau, Hans Moser, Paul Hörbiger und vielen anderen Größen.
1976 fing Toni Stricker einen neuen Lebensabschnitt an, mit dem er bis heute identifiziert wird: Stricker kehrte ins Burgenland und damit, wie er in seiner Biografie schreibt, „zu meinem Wurzeln“ zurück.
Pannonische Musik
Sein Haus in Bad Sauerbrunn lag nahe dem Geburtshaus des Vaters. Dort besann sich Toni Stricker auf die „Pannonische Musik“, seine eigene Mischung aus instrumentalen Reflexionen über Natur und menschliche Geschichten. "André Heller hat mich damals dazu ermutigt und gesagt: Wenn es keinen Markt gibt, das ist das Beste, weil dann kann man sich einen schaffen und muss nicht einem Trend nachhatschen", erinnerte sich Stricker einst in einem Interview. 1981 erhielt Toni Stricker für Pannonische Balladen und Wiener Tänze den Deutschen Schallplattenpreis. Die LPs Brot und Wein und Ernte (beide von Heller produziert) standen am Auftakt einer intensiven Schaffensperiode.
Stricker war auch ein viel geschätzter Komponist für Bühnen-, Film- und Fernsehspielmusiken. Er arbeitete mit André Heller, Erika Pluhar, Maximilian Schell, Otto Schenk, Agnes Baltsa und Edita Gruberova zusammen.
Bald erlangte Stricker einen so hohen Bekanntheitsgrad, dass man ihn zu zahlreichen Fernsehshows einlud. Diese Auftritte ebneten ihm den Weg zu einer internationalen Karriere.
Toni Stricker produzierte eine Fülle von CDs mit ausschließlich eigenen Kompositionen, die die Ausdruckswelt des Musikers in immer neuen Facetten zeigten. 2008 komponierte er sein erstes geistliches Werk, die Pannonische Messe. 2010 veranstaltete das Wiener Konzerthaus anlässlich seines 80. Geburtstages eine große Gala. Im Mai 2015 nahm der Musiker Abschied von der Bühne. Am 16. Februar 2022 starb Toni Stricker in seiner Heimatgemeinde Bad Sauerbrunn.