Die wissenschaftlichen Abschlussarbeiten der drei AbsolventInnen wurden mit jeweils einem Stipendium der Stadt Wien ausgezeichnet.
Heuer erhalten Magdalena Forster, Joanna Kaniewska-Eröd und Lukas Weiss für ihre herausragenden wissenschaftlichen Abschlussarbeiten ein Förderstipendium im Wert von je EUR 1.000 von der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7), Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft.
Magdalena Forster: ‚highly controlled decontrolling of bodyly and emotional controls.‘ Gesellschaftliche Sozialisierung des menschlichen Körpers und dessen Stellenwert im aktuellen Performanceschaffen
Bachelorarbeit, Juni 2018, Studiengang Tanz
Betreuung: Nikolaus Selimov
Magdalena Forster wurde 1989 in Braunau am Inn geboren und schloss 2018 das Bachelorstudium Zeitgenössische Tanzpädagogik an der MUK ab. Während des Studiums war sie u. a. in Stücken von Willi Dorner, Esther Balfe, Nikolaus Selimov und Virginie Roy zu sehen. Nebenher werden eigene Choreografische Arbeiten im Kunstraum Niederösterreich den TQW Studios sowie dem Home!Festival Greifenstein präsentiert. Momentan ist sie als freie Tänzerin und Choreografin und Tanzpädagogin in Wien tätig und vermittelt Tanz im Bereich Tanztherapie sowie Zeitgenössischer Kinder und Jugendtanz. Seit Winter 2018/19 arbeitet sie an einer neuen Produktion, gefördert durch die Play Practice Artist Residency in Bangalore, Indien.
In ihrer Masterarbeit beschäftigt sich Magdalena Forster mit den Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen auf das aktuelle Kunst und Kulturschaffen einer Zeit. Über den Ansatz durch ein Verständnis über die historischen Gesellschaftsentwicklungen das Jetzt und die Zukunft bewusster gestalten zu können und durch Konfrontation mit unserer Körperlichkeit neue Verhaltens- und Handlungsweisen erlernen zu können, versucht die Autorin einen Überblick über diese Entwicklungen zu schaffen. Sie bezieht sich auf Abhandlungen und Zitate von Soziologen, Philosophen und Theaterschaffenden sowie Beispiele aktueller Performanceschaffender, die die Thematik aktueller Werte und Normen der westlichen Gesellschaft in ihren Arbeiten aufgreifen.
Joanna Kaniewska-Eröd: Die Entwicklung des Violinbogens im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit den musikalischen Stilrichtungen der Zeit
Masterarbeit, Januar 2018, Studiengang Alte Musik
Betreuung: Susana Zapke
Joanna Kaniewska-Eröd, geboren in Warschau, schloss in ihrer Heimatstadt das Konzertfachstudium Violine und Instrumentalpädagogik mit Auszeichnung ab. Seit 2006 lebt sie in Wien, hier absolvierte sie ein postgraduales Kammermusikstudium bei Johannes Meisslan der MDW und eine Tanzausbildung für zeitgenössischen Tanz. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Chopin-Universität in Warschau (Promotion 2017) widmete sie sich der Wechselwirkung technischer und stilistischer Aspekte zwischen modernem und historischem Violinspiel. Im Jahr 2018 schloss sie das Masterstudium Barockvioline an der MUK bei Ulrike Engel mit Auszeichnung ab. Bei zahlreichen Meisterkursen konnte sie ihre Kenntnisse und ihr Wissen, sowohl solistisch als auch in der Kammermusik, erweitern. Zudem ist sie Preisträgerin internationaler Musikwettbewerbe und Stipendiatin verschiedener Institutionen. Joanna tritt als Solistin mit unterschiedlichen Orchestern auf, ihre große Leidenschaft gilt aber der Kammermusik. Zwischen 2000 und 2010 war sie als Mitglied des Sandor Quartett und des Alkemia Klaviertrios auf zahlreichen Konzerttourneen. 2012 gründete sie das Duo Joanna&Ewa und 2013 das Ensemble Parnasse, ein Kammermusikensemble für Alte Musik. Seit 2017 ist sie Mitglied der Solisten des Bach Consort Wien mit dem sie international konzertiert. Die Mitwirkung bei verschiedenen Orchestern zeigt ihre stilistische Flexibilität. Parallel dazu konzertiert sie mit Alte Musik-Ensembles wie u. a. dem Bach Consort Wien, der Capella Leopoldina oder Barucco. Joanna unterrichtet regelmäßig bei Meisterkursen sowie an der Anton Stadler Musikschule in Bruck an der Leitha.
Die verschiedenen Instrumente, die in den letzten Jahrhunderten entstanden, waren immer eng verflochten mit den Eigenschaften der Musik ihrer Epoche. In ihrer Masterarbeit behandelt Joanna Kaniewska-Eröd die Entwicklung des Violinbogens im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit den musikalischen Stilrichtungen der Zeit. Eine frappierende Frage, die dabei entsteht, lautet: Beeinflussten die verschiedenen Musikstile direkt den Instrumentenbau, sodass er dem neuen Repertoire angepasst wurde oder ermutigte die Instrumentenentwicklung vielleicht auch kompositorische Experimente und stilistische Entdeckungen?
Lukas Georg Weiss: Das Dokumentartheater als Medium zur politischen Aussage in DDR und BRD anhand des Dokumentartheaterstücks ‚Die Ermittlung‘ von Peter Weiss
Bachelorarbeit, August 2018, Studiengang Schauspiel
Betreuung: Frank Panhans
Lukas Weiss wurde 1994 in Oberösterreich geboren. Von 2014 bis zum Sommer 2018 studierte er an der MUK Wien Schauspiel. Während seines Studiums drehte er Kurzfilme mit Studierenden der Filmakademie Wien und arbeitete mehrmals auf TV-Sets für den ORF. Zuletzt war er in Wien in der österreichischen Erstaufführung von Der große Marsch von Wolfram Lotz (Regie: Martina Gredler), einer Produktion des Wiener Burgtheaters, zu sehen. Seit Beginn der Spielzeit 2018/2019 ist er fixes Ensemblemitglied am Jungen Theater des Landestheaters Linz.
Peter Weiss, ein Autor zwischen den Welten, zwischen BRD und DDR, zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Seine Person und sein Dokumentartheaterstück Die Ermittlung über die Frankfurter Auschwitzprozesse wurden in Ost und West höchst unterschiedlich rezipiert und diskutiert. Wie viel Politik verträgt das Theater? Muss ein Künstler/eine Künstlerin eine klare politische Position beziehen und sich für ein politisches Lager, oder gar eine Partei entscheiden? Ist das Dokumentartheater im 21. Jahrhundert ein probates Mittel für politisch-künstlerische Artikulation? U.a. mit diesen Fragen beschäftigt sich Lukas Weiss’ Arbeit Das Dokumentartheater als Medium zur politischen Aussage in DDR und BRD anhand des Dokumentartheaterstücks ‚Die Ermittlung’ von Peter Weiss.
Wir gratulieren herzlich und bedanken uns bei der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7) für die Zusammenarbeit!