Frisch, temperamentvoll und fröhlich-charmant ist die „Lange Nacht“ der österreichischen Universitäten für Musik und darstellende Kunst über die Bühne des MUK.theaters im Haus Johannesgasse 4a gegangen: Studierende der acht Universitäten und verschiedenster Studiengänge vermittelten dem begeisterten Publikum einen erfrischenden Eindruck von der Brillanz, Energie und Originalität des künstlerischen Nachwuchses.
Am Freitag, dem 2. Juni ist zum 6. Mal die Veranstaltung TAKE EIGHT — Die lange Nacht der österreichischen Musikuniversitäten über die Bühne des MUK.theaters im Haus Johannesgasse 4a gegangen. In einer einzigartigen Kooperation präsentierten die acht österreichischen Ausbildungsinstitutionen einige Highlights ihrer aktuellen künstlerischen Arbeit.
Viele Genres — viele Zugänge: Schwerpunkt Moderne und Experiment
Die Studierenden der gastgebenden Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien gaben mit Joe Zawinuls Birdland einen grandiosen Opener: Die Brass Section (Christina Lachberger, Stephan Hack, Vadim Tosun, Jonas Friesel, Jordi Roviró, Daniele Giaramita und Clemens Scheibenreif) sowie Drummer Thorsten Seidl gaben gemeinsam mit der Bassistin Anna Reisigl ein energetisches Gruppenbild mit Damen (Einstudierung: Lars Seniuk).
In seiner Rede hob Rektor Dr. Andreas Mailath-Pokorny mit Hinweis auf den berühmten MUK-Absolventen Joe Zawinul die heutige Weltläufigkeit der MUK hervor. Auch die Rektor*innen der Schwesteruniversitäten gaben in kurzen Statements knappe Kommentare zum Programm „ihrer“ Studierenden sowie zur Notwendigkeit einer vorausschauenden Kulturpolitik ab — und akzentuierten solcherart die pointierten Episoden aus Patrick Süskinds Einakter Der Kontrabass, mit denen Nora Wahl, Helena Vogel und Nikolaus Lessky vom MUK-Studiengang Schauspiel als fortgesetzte Trio-Conference zwischen den einzelnen Programmblöcken brillierten.
Bekenntnis zur Zeitgenossenschaft
Mit einem deutlichen Bekenntnis zum Zeitgenössischen trat die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz hervor: Die kammermusikalischen Piècen von Beat Furrer, Noëmi Haffner und Bernhard Lang (unter Verwendung von Texten der österreichischen Autoren Christian Loidl und Dieter Sperl) bestachen durch das vollendete Zusammenspiel von Milica Zakić (Klavier) Gregory Chalier (Flöte) und des komödiantisch versierten Bassbaritons Harald Hieronymus Hein.
Berührende slowenische Lieder
Die Gustav Mahler Privatuniversität für Musik verschaffte ihren Studierenden mit berührenden Adaptationen slowenischer Lieder Gehör: Das Ensemble Intuicije/Intuitions (Klara Veteršek, Urška Supej, Žan Hebar und Gregor Skaza) erwies mit innig-konzentriertem Zusammenspiel, wie Akustisches und Elektronisches, Traditionelles und Zeitgenössisches harmonisch zusammengehen.
Starke Interpretation
Mit einem Bekenntnis zur klassischen Moderne präsentierte die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) zwei Stücke aus Alban Bergs Sieben frühen Liedern sowie eine Volkslied-Adaptation von Gustav Mahler in der starken Interpretation der Mezzosopranistin Helene Feldbauer, begleitet von Elitsa Desseva am Klavier. In kurzfristiger Änderung des Programms sprang der Pianist Dominik Ilisz mit souverän auswendig gespielten Chopin-Etüden ein.
Neun Saxophone
Ausgestattet mit nicht weniger als neun Saxophonen gab Fabio Paolo Müllers Saxophonklasse der Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik eine temperamentvoll-virtuose Ensembleleistung: Das Programm All about Tango Nuevo umfasste Stücke von Mario Herrerías und Astor Piazzolla. Zu hören waren Viktoria Köppl, Emilia-Sophie Mathis, Anna-Sophia Mitscherlich, Sophia Oberhauser, Sophie Renz, Leonardo Nicolas Rosales, Andrin Secco, Matija Vucinovic und Laura Winsauer.
Jazzin’ it up
Robert Unterköflers Arrangement von Don Grolnicks Nothing Personal eröffnete für das Jam Music Lab Private University den zweiten Programmblock nach der Pause als mitreißende und intensive Version des Standards mit viel Platz zur Improvisation. Als Powerballade kam Charles Mingus’ Goodbye Pork Pie Hat zu Gehör, das Finale bildete Unterköflers groovige Back-Beat Eigenkomposition Grotewel aus dem Jahr 2015. Besetzung: Robert Unterköfler (Saxophon), Alan Bartuš (Piano), Andreas Varady (E-Gitarre), Thatiana Gomes (Kontrabass) und Adrian Varady an den Drums.
Stimmig gekürzter Strawinsky
Aus Linz angereist waren die Studierenden der Anton Bruckner Privatuniversität: Sie zeigten eine stimmig gekürzte Fassung von Igor Strawinskys Histoire du soldat (1918) mit Matthias Hacker als Erzähler, Leonie Jacobs als Soldatin und Rebecca Hammermüller als Teufelin. Musikalisch wurde das vom Komponisten als „gelesen, gespielt“ und „getanzt“ konzipierte Stück von Sebastian Neulinger (Klarinette), Lidia Ariza Noqués (Fagott), Andreas Meißl (Trompete), Paul Josef Aichberger (Posaune), Miguel Llorente Gil (Schlagwerk) und Sofia Fasla (Violine).
Lyrischer Schwerpunkt
Einen lyrischen Schwerpunkt brachte die Universität Mozarteum Salzburg mit. Unter dem Titel Open your eyes and tell me what you see trugen die Sopranistin Berenike Tölle und der Bariton John Jeffrey Herminghaus poetische Lieder (nach Texten) von Rose Ausländer, Edmund Rubbra, Maurice Ravel, Kurt Weill und Nick Drake vor — dies in wohltemperierter Begleitung von Chiara Schmidt am Klavier sowie in der Einstudierung von Pauliina Tukiainen und Stephan Genz.
Bunt-turbulente Koda
Das interdisziplinäre Projekt Die berührungslose Zeit mit Studierenden der MUK-Studiengänge Schauspiel, Tanz und Jazz verlieh dem Abend eine bunt-turbulente Koda. Die Schauspielerinnen Julia Mikusch und Olivia Purka agierten singend und dialogisch mit Elisabeth Pester (Zeitgenössischer und Klassischer Tanz) und Hannah Bolldorf (Zeitgenössische Tanzpädagogik), dies instrumentiert von Diego Asensio Martín (Saxophon) und Raffael Auer (Drums).