Das PhD-Programm der MUK im Bereich Artistic Research nimmt Fahrt auf: Am 14. Oktober wurden die adaptierten Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Hauses Bräunerstraße 5 offiziell eröffnet und die derzeit fünf Doktorratsprojekte vorgestellt.
Am 14. Oktober 2024 war es so weit: Die schön adaptierten Räumlichkeiten für das Doktorat und Forschungsprojekte im Haus Bräunerstraße 5 wurden offiziell eröffnet. De facto werden die Erdgeschossräume mit Arbeitsplätzen, Schnittplatz und Medienraum sowie straßenseitigen Labor- und Unterrichtsräumen ja bereits seit dem Sommersemester 2024 rege genutzt (vgl. MUK-News vom 20.06.2024: Doktorat an der MUK: Artistic Research im Fokus).
Entsprechend kam die kleine, indes gut besuchte Eröffnungsveranstaltung am 14. Oktober ohne den obligaten Schnitt durch ein rotes Band aus. Umso herzlicher wurde in den kurzen Reden von Rektor Dr. Andreas Mailath-Pokorny sowie von Vizerektorin PD Dr.in Ass.Prof.in Rosemarie Brucher und Univ. Prof. Joonas Lathinen PhD – den Leitungspersönlichkeiten des Doktoratsstudiums – das Erreichte gewürdigt und die Doktorand*innen willkommen geheißen.
Mit der Implementierung des Doktoratsstudiums hat die MUK einen weiteren entscheidenden Schritt als europäische Universität vollzogen. Vizerektorin Rosemarie Brucher, die seit 2019 das Zentrum für Wissenschaft und Forschung an der MUK leitet, war in den vergangenen Jahren wesentliche Impulsgeberin im Prozess der Akkreditierung des Doktorats: „Forschung ist eine zentrale Aufgabe einer Universität und dies gilt nicht nur für Lehrende, sondern auch für Studierende“, erklärt sie in der nmz: „Forschung und die Möglichkeit zur Promotion sind wesentliche Entscheidungsfaktoren, ob eine tertiäre Bildungseinrichtung in Zukunft den Status einer Universität für sich reklamieren kann.“
An der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien wird seit dem Sommersemester 2024 ein Doktoratsstudium angeboten. Das künstlerisch-wissenschaftliche Qualifikationsprogramm ist ein Meilenstein für die Institution und deren Ruf als etablierte Ausbildungs- und Forschungsstätte der Stadt Wien.
Das sechssemestrige Studium erfolgt im Bereich Artistic Research und bietet die interdisziplinären Forschungsschwerpunkte „Komposition/Musiktheorie“, „Kunst- und Kulturvermittlung“, „Gegenwartstheater“, „Performance Art“, „Zeitgenössischer Tanz“ sowie „Interpretationsforschung“.
In einem informativen Speed-Dating hatten Besucher*innen die Gelegenheit, im persönlichen Gespräch mit den insgesamt fünf Doktorand*innen Näheres über deren künstlerisch-wissenschaftlichen Background sowie über die Forschungsvorhaben zu erfahren.
Zwei Doktoranden sind bereits seit dem Sommersemester 2024 als Pioniere an Bord (vgl. MUK-News, 20.06.2024: Doktorat an der MUK: Artistic Research im Fokus): Saxophonist Philipp Gerschlauer erkundet unter dem Titel „Microtonality and Bebop“ die musikalischen Elemente und Techniken des Genres. Gerschlauer, der in Frankfurt, Mainz und Berlin Jazz studiert hat und über eine differenzierte Erfahrung in der Aufführungspraxis verfügt, hat an der MUK übrigens auch einen Lehrauftrag für Gehörbildung, Jazztheorie und Tonsatz.
Die künstlerische Forschung des griechischen Akkordeonisten Georgios Lolas widmet sich den interpretativen Dimensionen der Aufführung von zeitgenössischer Musik und trägt dem Trend zum mikrotonalen Komponieren Rechnung. Der Akkordeonist untersucht, wie Interpret*innen aktuelle interpretative Entwicklungen in kompositorischen Trends verhandeln und eine eigene Performer*innen-Identität entwickeln können.
Mit Wintersemester 2024/25 neu hinzugekommen ist etwa Sonja Keßner, deren Artistic Research im Bereich Gegenwartstheater sich mit dystopischen Ansätzen politisch engagierter Kunst befasst. Keßner ist Kulturanthropologin, Dramaturgin und ausgebildete Schauspielerin. Analysiert werden u. a. ausgewählte aktuelle Theaterinszenierungen zu den Themen „Klima“, „Krieg“ und „Demokratieverlust“. Die Forschungsergebnisse sollen in eine schriftliche Arbeit sowie in die Entwicklung eines Theaterstücks fließen.
Einen nicht weniger aktuellen Themenkomplex greift Annika Tudeer mit ihrer Künstlerischen Forschung im Bereich Performance auf: Die Gründerin und Protagonistin des experimentellen Performance-Kollektivs Oblivia in Helsinki erkundet die Care-Ethik im Performativen: „Ziel ist es, die radikale Kraft von Fürsorge und gegenseitiger Abhängigkeit zu verstehen und zu ergründen, wie die Ethik der Fürsorge als performativer Akt praktiziert werden kann, um das Nichtmenschliche im Anthropozän zu hören, zu kommunizieren und zu verkörpern.“
Auch der burkinische Kunstforscher, Regisseur, Schauspieler und Gründer des African Artistic Innovation Laboratory (LIAA) Mamadou Soma fokussiert mit seiner Artistic Research auf dem Bereich der Performance. Er promoviert über die Entkolonialisierung theatralischer Praktiken in Burkina Faso auf dem Wege der Umwandlung traditioneller Übergangsriten der Senufo in integrative und partizipatorische Performances. Seine künstlerische Arbeit erforscht die Verschmelzung von Ritualen der Vorfahr*innen und zeitgenössischem Theater mit dem Ziel, Grenzräume zu schaffen, die lokale Gemeinschaften einbeziehen, um individuelle und kollektive Veränderungen zu erleichtern und gleichzeitig den interkulturellen und interdisziplinären Dialog zu fördern.