MUK-Studierende erhalten Förderstipendien der Stadt Wien

Fri, 24.05.2024
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Porträt von Luca Bonamore
Luca Bonamore © Hanna Fasching

Jedes Jahr vergibt die Kulturabteilung der Stadt Wien Stipendien für besondere Bachelor- und Masterarbeiten. Dieses Jahr gehen die begehrten Auszeichnungen an Luca Bonamore, Marina Buchberger, Janik Oelsch, Hannah Rang und Karin Blom.

Die wissenschaftlichen Abschlussarbeiten der fünf MUK-Absolvent*innen wurden von der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7), Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft, mit je einem Stipendium im Wert von EUR 1000,— ausgezeichnet.


Über die Preisträger*innen und ihre Arbeiten

Luca Bonamore

NOT-ABOUT-AIDS. Körper, Tanz und Aktivismus: Die Auswirkungen der AIDS-Krise auf die zeitgenössische Tanzszene in New York von den 1980er bis späten 1990er Jahren und ihre gegenwärtige künstlerische Relevanz im deutschsprachigen Raum
Studiengang Zeitgenössische Tanzpädagogik, Bachelorarbeit (Juni 2023)
Betreuung: Univ.-Prof. Nikolaus Selimov

Die weltweite Ausbreitung des AIDS-Virus hatte in ganz vielen Bereichen vor allem soziale und gesellschaftspolitische sowie auch wirtschaftliche Auswirkungen, die bis heute zu spüren sind. In dieser Arbeit richtet sich der Fokus jedoch auf die Auswirkungen auf die zeitgenössische Tanz- und Performanceszene im Zeitraum von 1981 bis 1996 in New York. Dabei werden ausschließlich Werke von männlich gelesenen, schwulen Choreographen analysiert. Es sei jedoch angemerkt, dass im Kampf gegen die AIDS-Krise, viele weiblich gelesene Personen, insbesondere aus der lesbischen Community, politisch aktiv wurden und eine große Stütze gewesen sind.
Wie in David Geres Buch How to make dances in an epidemic/tracking choreography in the age of AIDS wird der Begriff von Choreographie erweitert betrachtet und vor allem auch AIDS-Aktivismus miteinbezogen.
„Choreographierte“ Protestaktionen von ACT-UP auf den Straßen, Performances, die unter Autobahnunterführungen stattfanden, bis hin zu den Werken von Bill T. Jones in Theatern werden in der Arbeit analysiert und der Bezug zueinander erläutert. Wie wurde die Tanz- und Performance Community im Kampf gegen AIDS politisch aktiv? Wie wurde gegen die Stigmatisierung, Homophobie sowie AIDS-Phobie gehandelt? Welche Symbole, Themen kristallisierten sich in den Werken der Künstler heraus?

Luca Bonamore ist ein Tänzer, Choreograf und Performer, der in Rom geboren wurde und als Freiberufler in Wien arbeitet. Er schloss 2023 sein Studium Zeitgenössische Tanzpädagogik mit einem Bachelor ab. Zu seinen jüngsten Kooperationen gehören Labor der Zärtlichkeit bei brut Wien/imagetanz (2022), Lapse für das SPIT Festival im Tanzquartier Wien (2022), I hear you. But don't im Studio Hanniball Berlin (2022), Tanzkonzert im Club Liaison/Wiener Festwochen (2023), Lapse and the Scarlet Sun im Odeon Theater/Impulstanz (2023). Luca tritt in FUGUE FOUR: RESPONSE am Volkstheater Wien auf (auch gezeigt bei 8:tension/Impulstanz 2023) und zeigte seine Soloarbeit Lamentations beim Rakete Festival im Tanzquartier Wien (2023). Luca arbeitet derzeit an seinem neuen Stück Rubberball, das im Januar 2025 im Tanzquartier Wien uraufgeführt wird und wird im Rahmen von 8:tension/Impulstanz 2024 seine Arbeit Silent Lovers im Schauspielhaus zeigen.


Marina Buchberger

Die Virelais des Matteo da Perugia in diplomatischer Transkription
Studiengang Alte Musik, Masterarbeit (Juni 2023)
Betreuung: Univ.-Prof. A.o. Univ.-Prof. Dr. Luciano Còntini

Die Masterarbeit ist eine Edition der Virelais von Matteo da Perugia, die im Codex Modena überliefert sind. Dieser Codex zählt zu der Kerngruppe jener Manuskripte des späten 14. Jahrhunderts, die Kompositionen im Stil der Ars Subtilior enthalten. Dabei handelt es sich um einen Musikstil, der in der Fachliteratur lange Zeit vor allem in Bezug auf den Rhythmus und die Notation, als außerordentlich kompliziert und komplex beschrieben wurde. Der Versuch von Editionen des 20. Jahrhunderts, diese Musik in ein modernes, aber für sie ungeeignetes Notationssystem zu übertragen, scheint wesentlich zu dieser Beschreibung beigetragen zu haben.
Da es unerlässlich ist, die Musik der Ars Subitilor unter Berücksichtigung der musiktheoretischen Aspekte und der Notation ihrer Zeit zu betrachten und zu interpretieren, erscheint die hier vorliegende Edition in Form der Diplomatischen Transkription.
Diese Editionsform behält die ursprünglichen Notenformen der Mensuralnotation und die damit verbundenen Regeln zu deren rhythmischer Organisation bei und ermöglicht somit eine möglichst originalgetreue Darstellung der darin enthaltenen Musik, und in weiterer Folge eine künstlerische Interpretation unter Berücksichtigung des ihr zugrunde liegenden Systems. Gleichzeitig bietet die Diplomatische Transkription eine auf die heutige Proben- und Konzertsituation angepasste Alternative zum Faksimile.
Das erste Kapitel der Masterarbeit widmet sich der Beschreibung der Ars Subtilior in der Fachliteratur. Das darauffolgende Kapitel Rhythmus und Notation im 14. Jahrhundert soll einerseits das Musizieren aus der vorliegenden Edition erleichtern, aber andererseits auch zeigen, wie sich die Musiktheorie des 14. Jahrhunderts grundlegend von jener des 21. Jahrhunderts unterscheidet. Dies ist auch für die künstlerische Interpretation von Bedeutung und führte zur Wahl der vorliegenden Methode, die im Kapitel Editionen mittelalterlicher Musik vorgestellt wird. Es folgen die Edition sowie Erläuterungen zu den vorgenommenen Korrekturen.
Die Musik vergangener Jahrhunderte muss in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Das inkludiert neben dem historischen Kontext auch musiktheoretische Aspekte, wie beispielsweise den Kontrapunkt und die Notation. Dabei ist es notwendig die Denkmuster unserer Zeit zu verlassen sich auf dieses neu erscheinende System einzulassen. So können die dieser Musik zugrunde liegenden Konzepte erkundet werden, Wissen und Verständnis dieser Konzepte stets erweitert und die gewonnen Erkenntnisse in Klang umwandelt werden.    

Geboren 1991 in Wien erhielt Marina Buchberger bis zu ihrem Studium Blockflöten-, Violin- und Violaunterricht bei Hanns Christian Stekel, Klaus Peisteiner und Georg Hamann. Ihre Bachelorstudien an der MUK (Blockflöte/Alte Musik) bei Michael Posch und an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Instrumental- und Gesangspädagogik Blockflöte, Schwerpunkt Elementare Musikpädagogik Doppio) bei Helge Stiegler und Theresia Köck, schloss sie beide mit Auszeichnung ab. Im Zuge ihres Erasmusstudienjahrs am CNSMD Lyon durfte sie mit Pierre Hamon arbeiten und lernte durch Raphaël Picazos die Form der diplomatischen Transkription mittelalterlicher Musik kennen. Das Masterstudium Konzertfach Blockflöte Alte Musik an der MUK rundet ihre Ausbildung ab.
Marina besuchte zahlreiche Meisterkurse u. a. bei Dan Laurin, Han Tol, Lorenzo Cavasanti und Michael Form. Neben Unterrichtstätigkeiten (Blockflöte, EMP, Violine) in Wien, spielte sie in verschiedenen Kammermusikbesetzungen u.a. bei Styriarte — Lunchkonzerte, Entroterre Festival, Tra Bianco e nero, Laus Polyphoniae — International Young Artist’s Presentation, Utrecht Early Music Festival Fringe, Alte Musik St. Ruprecht und den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik.
Ihr Schwerpunkt liegt, sowohl wissenschaftlich als auch künstlerisch, auf der Musik des Mittelalters und im Besonderen der expressiven Musik der Ars Subtilior, die sie mit dem Ensemble Cicchetti Musicali wieder erklingen lässt.


Janik Oelsch

Das Genre Musical in der Kinder- und Jugendtheaterarbeit in den beiden deutschen Staaten von 1969 bis 1989 am Beispiel des Cottbuser Kindermusicals und des GRIPS-Theaters
Studiengang Musikalisches Unterhaltungstheater, Bachelorarbeit (Oktober 2023)
Betreuung: Univ.-Prof.in Mag.a Alexandra Riener

Im Zuge der sogenannten Studentenbewegung ab 1968 entsteht in Westdeutschland eine neue Form des Kinder- und Jugendtheaters. Das „emanzipatorische Theater“ nimmt politische und gesellschaftliche Fragen auf und prangert Missstände an. In der DDR hatten die ideologische Einflussnahme und Zensurpraxis durch den Staat (paradoxerweise) eine Entpolitisierung der Kinder- und Jugend-Musicals zur Folge. Sie werden weiterhin märchenhaft und alltagsfern aufgeführt. Mithilfe zweier beispielhafter Uraufführungen von Musicals für Kinder und Jugendliche, Linie 1 des GRIPS-Theaters in Westdeutschland und Murmelsack des Cottbuser Kindermusicals in der DDR, untersucht diese Arbeit diese verschiedenartigen Entwicklungen des Kinder- und Jugendtheaters im Bereich Musical.

Janik Oelsch wuchs in Cottbus in Brandenburg auf. Am dortigen Konservatorium begann er seine musikalische Ausbildung und spielte in Musicals des Cottbuser Kindermusicals. Nach dem Abitur und einem einjährigen Freiwilligendienst studierte er bis zum Abschluss 2023 Musikalisches Unterhaltungstheater an der MUK. Seit Beginn der Spielzeit 2023/24 ist er fest im Ensemble der Uckermärkischen Bühnen Schwedt.


Hannah Rang

MYTHOS MEDEA – feministisches Aktualisierungspotenzial eines Mythos am Beispiel Medea
Studiengang Schauspiel, Bachelorarbeit (Juli 2023)
Betreuung: Univ.-Prof.in Mag.a Dora Schneider

Wenn der Name Medea fällt, denkt man oft an die kindertötende, eifersüchtige Ehefrau des Euripides. Viele Inszenierungen im deutschsprachigen Raum übernehmen diese Interpretation des Mythos. Diese Arbeit zeigt jedoch, dass es nicht immer so war und auch nicht zwangsläufig so sein muss: Hannah Rang untersucht, wie eine patriarchatskritische Lesart des Mythos Medea aussieht und welches Potenzial in einer feministischen Aktualisierung des Stoffes liegt. Dafür stellt sie zunächst Ansätze aus der Mythostheorie, der écriture féminine, der feministischen Theorie und der Matriarchatshypothese vor, die die Grundlage feministischer Mythenkritik bilden. Indem sie die Tradierungsgeschichte des Mythos analysiert, stellt sie anschließend fest, dass die Figur der Medea im Laufe der Zeit durch misogyne Wertvorstellungen abgewertet wurde. Als patriarchatskritische Adaptionen stellt Hannah Rang Medea.Stimmen von Christa Wolf und Freispruch für Medea von Ursula Haas vor. Abschließend leitet sie aus beiden Werken neue Aktualisierungskategorien ab, die den schauspielerischen Prozess bereichern können.

Hannah Rang, geboren 1996 in Frankfurt am Main, sammelte ihre ersten Bühnenerfahrungen im Schultheater und im Jugendclub des Schauspiel Frankfurt. 2017 zog sie nach Wien, um Schauspiel an der MUK zu studieren. Während ihres Studiums arbeitete sie unter anderem mit Regisseuren wie Kay Voges am Burgtheater und Michael Sturminger bei den Salzburger Festspielen zusammen.
2020 war sie Mitbegründerin des feministischen FTZN-Kollektivs. Die beiden Stückentwicklungen der Gruppe wurden in den Spielplan des Kosmos Theaters in Wien aufgenommen. Auch während ihres Auslandsaufenthalts in Spanien an der Escuela de Arte Dramático de Sevilla setzte Hannah Rang ihre Arbeit im Kollektiv fort. Dort spielte sie im Tanztheaterstück Oxígeno mit und führte kollektiv Regie. Zudem stand sie für den österreichischen Science-Fiction-Film Rubikon vor der Kamera und wirkte in zahlreichen Kurzfilmen mit. Seit 2023 ist sie Ensemblemitglied am Theater Lüneburg.


Im Bereich Gender & Diversity:

Karin Blom

Collaborating with an intimacy director in an opera production. Singers' reflections in a qualitative study
Studiengang Gesang und Oper, Bachelorarbeit (September 2023)
Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Edwin Vanecek

Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, zu erforschen und zu verstehen, welchen Einfluss ein*eine Intimitätsregisseur*in auf eine Opernproduktion haben kann und wie seine*ihre Bemühungen dazu beitragen können, ein sicheres und künstlerisch bereicherndes Arbeitsumfeld zu schaffen. Außerdem soll die Bedeutung von Intimitätsregisseur*innen in der Oper aus der Sicht der Sänger*innen untersucht werden. Durch die Durchführung von halbstrukturierten Interviews mit drei Opernsänger*innen, die Erfahrung in der Zusammenarbeit mit einem*einer Intimitätsregisseur*in haben, wird die Studie einen Einblick in die kreative und praktische Dimension ihrer Zusammenarbeit geben und aufzeigen, wie diese die Gesamtqualität der Proben und Aufführungen und insbesondere die intimen Szenen beeinflussen kann. Diese Studie verbessert nicht nur das Verständnis von Intimitätsregie in der Oper, sondern bietet auch wertvolle Einblicke in die Perspektiven von Sänger*innen bei der Zusammenarbeit mit Intimitätsregisseur*innen.

Karin Blom wurde in Stockholm (Schweden) geboren und erhielt ihren ersten musikalischen Unterricht an der Adolf Fredriks Musikschule. Sie studierte von 2017 bis 2019 Lied an der Vadstena Gesang- und Klavierakademie. Seit 2019 studiert sie Sologesang bei KS Linda Watson an der MUK, wo sie im Juni 2023 den Bachelor mit Auszeichnung abschloss und sich nun im Masterstudium befindet. Während ihres Studiums sang sie unter anderem die Rollen der Elisetta in Cimarosas Il matrimonio segreto, Carmen in Carmen für Kinder an der Bühne Baden und die Zweite Dame in Mozarts Die Zauberflöte. In diesem Sommer kann man Karin bei den Vadstena Sommer opera festival in Anna Einarssons Oper Fotografen hören.


Wir gratulieren herzlich und bedanken uns bei der Kulturabteilung der Stadt Wien!

Additional Information

Kulturabteilung der Stadt Wien