Nachbericht über die MUK-Fachtagung „100 Jahre Radio in Österreich“

Do, 14.11.2024
  • Wissenschaft und Forschung
Fachtagung: Speaker Susana Zapke (MUK). Foto © Pauline Petri
Fachtagung: Speaker Susana Zapke (MUK). Foto © Pauline Petri

Im Rahmen des Programmschwerpunkts „100 Jahre Radio in Österreich, 80 Jahre MUK“ fand am 23. und 24. Oktober eine Fachtagung zum Thema „100 Jahre Radio in Österreich: Programmatik und Wirkungsmacht der RAVAG“ im MUK.podium statt. Die von Susana Zapke in Kooperation mit dem DokuFunk Archiv sowie Radio Österreich 1 konzipierte Veranstaltung war der Untersuchung der Frühzeit des neuen Massenmediums „Radio“ gewidmet.

„Hallo, hallo! Hier Radio Wien!“ – Mit diesen Begrüßungsworten begann am 1. Oktober 1924 die mittlerweile 100-jährige Geschichte des österreichischen Rundfunks. Ein Teil dieser Erfolgsgeschichte spielte sich in den Jahren 1926 bis 1938 an der Wiener Adresse „Johannesgasse 4a“ ab – der heutigen Anschrift der MUK.

Aus diesem Anlass fand am 23 und 24. Oktober 2024 im MUK.podium eine wissenschaftliche Fachtagung zur Geschichte der 1924 als erste staatlich konzessionierte Rundfunkanstalt gegründeten RAVAG (Radio-Verkehrs-AG) statt. Die von Prof.in Susana Zapke in Kooperation mit Paulina Petri (DokuFunk Archiv) sowie mit Christian Scheib (Radio Österreich 1) konzipierte Veranstaltung war der Untersuchung der Programmgestaltung und Wirkmacht des jungen Mediums „Radio“ gewidmet. Ziel war eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem vielfältigen Programm und eine vertiefte Untersuchung von bisher wenig beleuchteten Aspekten dieses kulturell und politisch höchst wirksamen Massenmediums der Zwischenkriegszeit.

Namhafte Expert*innen erörterten dabei wesentliche Aspekte der Rundfunkgeschichte. Besprochen wurden Themen wie die politische Relevanz des Mediums, dessen Protagonist*innen und die Quellenlage. Darüber hinaus wurde die Programmatik des Senders im Kontext von kulturpolitischen Intentionen besprochen. Nicht zuletzt boten akustische Zeugnisse aus öffentlichen und privaten Schellack-Sammlungen Einblicke in die Entstehungs- und Konsolidierungsphase des Rundfunks sowohl in der Zwischenkriegszeit als auch in den ersten beiden Jahrzehnten nach 1945.

Die kulturpolitische Ausrichtung des jungen Mediums wurde in Beiträgen von Ernst Theis, Wolfgang Pensold (TMW) und Christoph Hubner (DokuFunk Archiv) thematisiert. Oliver Rathkolb (Universität Wien) und Elias Berner (mdw) berichteten über die politisch polarisierte Medienlandschaft der Besatzungszeit.

Da die Fachtagung im Sinne der Grundlagenforschung konzipiert war, spielte der Leitsatz „Ad Fontes“ eine leitende Rolle. Die Archivar*innen Michael Liensberger (ORF-Archiv) Johannes Kapeller (Österreichischen Mediathek) und Paulina Petri (DokuFunk Archiv) berichteten zum Thema „Archivbestände und Materialverluste“. Neue Erkenntnisse über die Akteur*innen, über die wechselnde Programmatik der Radiosendungen sowie über die Beziehungen der RAVAG zu den Salzburger Festspielen oder den Konservatorien der Stadt Wien wurden von Stefan Benedik und Johannes Pötzlberger (hdgö), Hannes Eichmann (Ö1) sowie Susana Zapke (MUK) präsentiert.

Christian Scheib (Ö1) behandelte in seinem Beitrag die Rolle des Komponisten Friedrich Wildgans im Rundfunk der Zwischenkriegszeit sowie nach 1946, Daniel Gottfried (MUK) informierte über das Orgelmusikprogramm der RAVAG. Christiane Fennesz-Juhasz (Phonogrammarchiv der ÖAW) und Erna Ströbitzer (ÖNB) beleuchtetem in ihrem Beitrag die RAVAG-Reihe „Volksliedersingen“ (1934–1937).

Gerlinde Hnatek und Wolfgang Hirschenberger präsentieren schließlich originale Schellackplatten aus Privatbesitz. Als Moderator*innen haben dankenswert Elias Berner, Christian Scheib, Claus Tieber und Susana Zapke fungiert.

Die Fachtagung wurde vom Publikum gut angenommen, die Diskussionsrunden verliefen anregend. Auch zahlreiche Studierende haben die Fachtagung mit großem Interesse besucht. Die Publikation der Beiträge befindet sich in Vorbereitung.