100 Jahre Radio, 80 Jahre MUK: Ein glänzendes Double-Feature „on site“ und „on air“

Fr, 11.10.2024
  • Schauspiel
  • Oper/Operette/Lied/Chor
  • Musical/Operette/Singspiel
Rektor Andreas Mailath-Pokorny und Ö1-Chefin Silvia Lahner © ORF/Klaus Titzer

In der wirkungsmächtigen Modalität von zwei Radio-Live-Sendungen wurde eines Doppel-Jubiläums gedacht. Dabei waren nicht nur akustische Leckerbissen aus der (Radio-)Musikgeschichte zu genießen, sondern mit Uraufführungen und faszinierenden Performances von MUK-Studierenden aktuellste Kunstleistungen zu bestaunen. Die betreffenden Sendungen sind übrigens noch einige Zeit lang online abrufbar.

Wie historisches Gedenken und aktuellste künstlerische Performance scheinbar mühelos ineinandergreifen, erwiesen vergangene Woche zwei live aus der MUK gesendete Radio-Broadcasts des Kultursenders Radio Österreich 1: Mit dem Ö1 Klassik Treffpunkt am Samstag, 28. September live aus dem Generationencafé Vollpension im Hochparterre der MUK sowie mit einem Jubiläumskonzert am Dienstag, 1. Oktober live aus dem MUK.theater wurde dem Doppeljubiläum 100 Jahre Radio in Österreich, 80 Jahre MUK Rechnung getragen.


Erstes Funkhaus, Jubiläum am 1. Oktober

Denn das Haus an der Wiener Adresse „Johannesgasse 4a“, wo sich heute die MUK befindet (und zuvor das Kons bzw. das Konservatorium der Stadt Wien), war seit 1926 das erste Radio-Funkhaus Österreichs. Der staatlich konzessionierte Sender namens Radio-Verkehrs-AG (RAVAG) hatte seinen Sendebetrieb am 1. Oktober 1924 gestartet und war mit seinem Musik-, Kultur- und Bildungsprogramm bald äußerst erfolgreich.

Mit einem genau 100 Jahre später angesetzten Jubiläumskonzert, das am 1. Oktober 2024 aus dem MUK.theater live via Radio Österreich 1 auf Sendung ging, wurde mit Zitaten historischer Radiomusik und zeitgemäßen Anverwandlungen ein im besten Sinne „bunter Abend“ quer durch Genres und Zeiten präsentiert.

Dabei wurde historisch Amüsantes — etwa Bert Silvings Wiener Radio-Walzerlied — ebenso wie Anspruchsvolles — etwa Friedrich Wildgans’ komplexe Duo-Sonatine für Violine und Violoncello — geboten. Das Programm des Abends war insbesondere dem Werk jener Komponist*innen gewidmet, die an den Vorgänger-Institutionen der MUK gelehrt hatten, ehe sie infolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten hierzulande alle künstlerischen und musikpädagogischen Wirkungsmöglichkeiten verloren.

Es waren kammermusikalische Piècen von Komponist*innen und Musikpädagog*innen wie Vally Weigl, Hans Gál und Egon Wellesz zu hören, sämtlich aufgeführt von Studierenden der MUK und erhellend kommentiert von den Ö1-Moderator*innen Elke Tschaikner und Christian Scheib.


Spannende Uraufführungen

Ebenfalls von Studierenden der MUK war der zeitgenössische Part des Konzertabends geprägt: Mit drei Uraufführungen von kammermusikalischen Kurzstücken von den Studierenden Valeriia Rymska-Dolhikh, Zeynep Edecan und Ricardo Vendramin Ross wurde in der Ausführung des Koehne Quartett sowie durch atmosphärische Zuspielungen ein Bogen zu der von Marta Cubas, Marko Čuček und Martin Siewert aufgeführten Improvisation mit Live-Elektronik (R.A.V. 24) geschlagen.

Das Gelingen des von großer medialer Aufmerksamkeit begleiteten Abends dankt sich nicht nur der umsichtig geplanten harmonischen Ensembleleistung von Planung, musikalischer Konzeption, technischer Realisation und redaktioneller Arbeit, sondern natürlich insbesondere den beteiligten Studierenden. Einen ganz besonderen Part zum Glücken der musikalischen Uraufführungen und Interpretationen trugen freilich jene Lehrenden bei, die die Uraufführungen gemeinsam mit den jungen Komponist*innen vorbereiteten (Dirk D’Ase) oder die jungen Musizierenden beim Einstudieren betreuten (Michele Friedman, Livia Sellin, Ralf Heiber, Previn Moore, Mikael Rudolfsson, Karl-Heinz Schütz, Evgeny Sinayskiy und Lutz Standop).


Gemütlicher Klassik Treffpunkt

Dem festlichen Jubiläumskonzert ging am 28. September der Ö1 Klassik Treffpunkt im gemütlichen Rahmen des Generationen-Cafes Vollpension im Hochparterre der MUK voraus. Zwischen Vintage-Möbeln und „Torten-Klavier“ plauderte Moderatorin und Ö1-Musik-Chefin Elke Tschaikner mit ihren Gästen, Rektor Dr. Andreas Mailath-Pokorny, der Musikwissenschafterin Susana Zapke sowie mit der MUK-Alumna Flora Geißelbrecht. Besprochen und durch Musikbeispiele wie Hermann Leopoldis Ravagiana (1931) illustriert wurde die wechselvolle Geschichte des Hauses im Konnex zur Historie des Mediums „Radio“. Geplaudert wurde aber insbesondere über die Vielfalt und Breite des künstlerisch-akademischen Studienangebots der MUK nebst prominenten Absolvent*innen. Mit ihrer energischen Live-Performance vollzog die Bratschistin, Performerin und Komponistin Flora Geißelbrecht einen staunenswerten Brückenschlag zwischen Tradition und Avantgarde, Strenge und Heiterkeit, Disziplin und Poesie.


Mediathek

Die genannten Radio-Sendungen sind jeweils 30 Tage online via ORF-Sound abrufbar. Auch die Features der ORF-Seitenblicke vom 2. Oktober 2024 sowie des Wiener Stadtfernsehens W24 sind online archiviert.