Fünf Förderstipendien der Stadt Wien vergeben

Di, 16.03.2021
  • MUK intern
  • InstrumentalsolistInnen
  • Alte Musik
Die diesjährigen Stipendiat*innen
Die diesjährigen Stipendiat*innen

Vivienne Dejon, Felix Erdmann, Ana Inés Feola, Flora Renhardt und Lara Sienczak erhalten für ihre Bachelor- und Masterarbeiten jeweils ein Stipendium der Stadt Wien.

Die wissenschaftlichen Abschlussarbeiten der fünf MUK-Absolvent*innen wurden von der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7), Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft, mit je einem Stipendium im Wert von EUR 1000,- ausgezeichnet.
 

Über die PreisträgerInnen und ihre Arbeiten:

Vivienne Dejon

Musical als moralische Anstalt: Trifft Schillers Bezeichnung des Theaters als moralische Anstalt heute auch auf das Musical im deutschsprachigen Raum zu? (Bachelorarbeit, November 2020)

Studiengang Musikalisches Unterhaltungstheater, Betreuung: Univ. Prof. Dr.in Karoline Exner

Der Vergleich zwischen dem Genre Musical und Aussagen Friedrich Schillers, ist augenscheinlich sehr gewagt. Dass das Musical aber mehr als „nur“ unterhalten kann, und dass unter anderem die Zuordnung des Musicals zum unterhaltenden Genre zum didaktischen Potential des Musicals beiträgt, zeigt Vivienne Dejon in ihrer Bachelorarbeit, die sich Friedrich Schillers Rede „Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet“ von 1784 als Grundlage annimmt. 

Vivienne Dejon wurde 1997 in der deutschen Hauptstadt Berlin geboren. Nachdem sie dort acht Jahre ein Musikgymnasium besuchte, studierte sie Musikalisches Unterhaltungstheater an der MUK und schloss dieses 2020 mit Auszeichnung ab. Während des Studiums sammelte sie Erfahrung als Regieassistentin für Musical und Oper und agierte simultan zu dieser Arbeit auch als Puppenspielerin und Darstellerin. Sie engagierte sich in ihrer Studienzeit außerdem ehrenamtlich in der Studierendenvertretung und war im Studienjahr 2019/2020 Vorsitzende der Hochschüler*innenschaft der MUK. Nachdem sie im Januar 2021 als Musicaldarstellerin an der renommierten Semperoper Dresden hätte Premiere feiern sollen, widmet sie sich nun der Realisierung eigener künstlerischer Projekte. Als Kombination ihrer verschiedenen Interessen, beendete sie im Februar 2021 die Arbeiten zu ihrem ersten animierten Kurzfilm Burned-in, welcher emotionale Gewalt thematisiert. Während man sie derzeit als Moderatorin auf dem YouTube-Kanal „Instadriver“ sehen kann, sind weitere Animationsfilmprojekte mit ihr als Regisseurin in Planung.

Felix Erdmann

Das Nichts auf der Bühne - Reduktion und Abwesenheit dramatischer Elemente zur Steigerung der darstellerisch-narrativen Effizienz. (Bachelorarbeit, November 2020)

Studiengang Schauspiel, Betreuung: Univ.-Prof. Mag. Nicolai Gruninger

Welche Rolle spielt das Nichts in der Kunst? Was kann das nicht Dargestellte erzählen? Der künstlerische Versuch, sich die Wirklichkeit in all ihrer Unfassbarkeit greifbar zu machen, zu modellieren, die unbewussten Tiefen und metaphysischen Höhen zu erforschen und sie in anschauliche Formen zu bannen, ist Thema dieser Arbeit. Der Fokus liegt dabei auf den Darstellungsmöglichkeiten, die das Nichts bietet (oder nicht bietet): Sowohl durch das Reduzieren und gezielte Weglassen dramatischer Elemente wie auch durch das Thematisieren des Nichts an sich. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird schlussendlich ein Konzept für eine Dramatisierung des Romans Das Café der verlorenen Jugend von Patrick Modiano entwickelt.

Felix Erdmann wurde 1997 in Bonn geboren und wuchs in Hilden bei Düsseldorf auf. Von 2016 bis 2020 absolvierte er sein Schauspielstudium an der MUK. Bereits während seines Studiums wirkte er in Produktionen am Wiener Burgtheater und an der Wiener Staatsoper mit und entwickelte einen Audiowalk für ein Projekt des Volkstheaters. Seit Sommer 2020 ist er Ensemblemitglied am mecklenburgischen Landestheater in Neustrelitz/Neubrandenburg.

Ana Inés Feola

The Vienna Court Harmonie (1782-c.1837). The History and Repertoire of the Royal Habsburg Wind-Band with a Focus on the Court Oboist’s Biographies (Masterarbeit, Februar 2020)

Studiengang Alte Musik, Betreuung: Univ. Prof. Andreas Helm

Als Kaiser Joseph II im Herbst 1782 seine “Kaiserliche Harmonie“ ins Leben rief, zeigte er sich außerordentlich modebewusst. Bläserharmonien, Ensembles bestehend aus paarweisen Klarinetten, Oboen, Fagotten und Hörnern, hatten im Habsburgerreich Ende des 18. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Beliebtheit erreicht. Das Privatensemble des österreichischen Kaisers gab nicht nur Arrangements beliebter Opern zum Besten, sondern erfreute den Hofstaat und die Gäste der Habsburger bis in die 1830 Jahre auch mit originalen Kompositionen für Harmoniemusik. Für ihre Masterarbeit im Rahmen des Studiums Historische Oboeninstrumente untersuchte Ana Inés Feola Handschriften aus dem österreichischen Staatsarchiv, die sich mit dem Arbeitsalltag dieses besonderen Ensembles befassen. Darunter finden sich Inventarlisten, persönliche Briefe der Musiker und Angestellten der Wiener Hofkapelle, Honorarbelege und Konzertprogramme. Die Masterarbeit stellt die gut dokumentierte Geschichte der Kaiserlichen Harmonie dar und bietet Repertoirelisten sowie biographische Informationen zu den beteiligten Musikern.

Ana Inés Feola wurde in Graz geboren und studierte an der KUG Alte Musik/Blockflöte. Nachdem sie die Barockoboe für sich entdeckte, absolvierte sie an der MUK Wien ein Studium der Historischen Oboeninstrumente und schloß schließlich ihr Masterstudium in Wien und Amsterdam mit Auszeichnung ab. Seit 2017 ist sie als freischaffende Musikerin im In- und Ausland tätig.

Flora Renhardt

Work Vienna! Zur Entwicklung der Voguing-Szene in Wien. Eine Stadterforschung (Bachelorarbeit, November 2020)

Studiengang Zeitgenössische Tanzpädagogik, Betreuung: Univ.-Prof.in Dr.in Andrea Amort

„Work!" ist ein Ausruf der Vogue-Community um andere Tänzer*innen anzufeuern. Voguing ist eine Tanzform, die sich aus der Ballroom-Kultur entwickelt hat. Die Sprache des Voguing hat sich ab den 1960er Jahren in Safe Spaces von queeren People of Color formuliert. Anfang der 1990er erlangte der Tanzstil Bekanntheit: durch die Kult-Dokumentation Paris is Burning, und den Song „Vogue“ von Madonna. In der LGBTIQ+-Community hat es sich mittlerweile als queere Tradition etabliert. Auch im Wiener Underground war Voguing bereits in den 1990er-Jahren Teil der urbanen Tanz- und Schwulen-Szene. Auf Initiative von österreichischen Pionier*innen wie Katrin Blantar oder Gregor Krammer wächst die lokale Szene in Wien seit 2012 stetig. Für die Bachelorarbeit begab sich Flora Renhardt auf eine intensive Recherche in die Stadt. Sie zeigt in Form einer Bestandsaufnahme die bisherigen Meilensteine der Wiener Voguing-Szene und beleuchtet den gesellschaftlichen Mehrwert, den die Kultur auf die Stadt-Bewohner*innen ausübt.

Flora Renhardt, geboren 1994, lebt und arbeitet in Wien. 2020 schloss sie ihr Studium für Zeitgenössische Tanzpädagogik an der MUK ab. 2018 besuchte sie im Rahmen eines Austauschsemesters mit dem Mobilitätsprogramm ERASMUS+ den Studiengang Dance & Choreography an der Den Danske Scenekunstskole in Kopenhagen. 2021 graduiert Flora Renhardt im Bachelor-Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien. Sie war als Performerin beispielsweise im brut, WUK oder Dschungel Wien zu sehen. Momentan ist Flora als Lehrende für Improvisation in der Tanzausbildung Wien beschäftigt.

Lara Sienczak

are you a boy or a girl? - no! Über die Dekonstruktion des binären Geschlechtermodells im Schauspiel (Bachelorarbeit, November 2020)

Studiengang Schauspiel, Betreuung: Ass.Prof. Mag. Dr.phil. Rosemarie Brucher

Geschlecht ist performativ. Das Spielen einer Figur ist in jedem Fall auch das spielen eines Geschlechts, oder? Was sind die gesellschaftlichen Codes mit denen wir Geschlecht kommunizieren? Und wie können Schauspielende diese als Werkzeug benutzen und sie bewusst auf der Bühne einsetzen, um das binäre Geschlechtermodell zu dekonstruieren? Diesen Fragen stellt sich Lara Sienczaks Bachelorarbeit und untersucht am Beispiel von drei deutschsprachigen Theaterinszenierungen aus den letzten Jahren, wie Darstellungen von Geschlecht jenseits der heteronormativen Norm gelingen können.

Lara Sienczak wurde 1993 in Wuppertal geboren, bis 2019 Schauspielstudium an der MUK. Während des Studiums spielte Lara Sienczak am Theater der Jugend Wien in Die Weiße Rose (Regie/Text: Petra Wüllenweber) die Rolle der Sophie Scholl und wurde dafür 2018 mit dem Nestroy in der Kategorie „Bester Nachwuchs” ausgezeichnet. Es folgten Engagements am Schauspielhaus Graz, WERK X, der Neuen Bühne Villach und am Kosmos Theater.
 

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