Fachtagung Ernst Krenek zum 125. Geburtstag

Di, 18.11.2025
  • Wissenschaft und Forschung
MUK-Profesor*innen Andreas Stoeht und Susana Zapke
Andreas Stoehr und Susana Zapke (Konzeption)

Anlässlich des 125. Geburtstags von Ernst Krenek (1900—1991) fand die internationale Fachtagung „I wonder as I wander“ statt, die die Relevanz des wenig bekannten und noch nicht ausreichend gewürdigten Wiener Komponisten in den Mittelpunkt einer kritischen Diskussion über Leben und Werk stellte.

Krenek zählt zu den bedeutendsten und facettenreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er war nicht nur ein herausragender Musiker und Denker, sondern auch ein beachtlicher Literat und Pädagoge. Intensiv diskutiert wurden all diese Facetten seines intellektuellen Schaffens, sowie seine Positionen im kulturpolitischen Kontext des Austrofaschismus, des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit, in der die Exil-Künstler*innen eher abweisenden behandelt wurden. Studierende der MUK brachten eine Auswahl an Werken zur Aufführung, die wenig bis gar nicht bekannt sind, darunter auch „unpublished“.

Susana Zapke, Professorin für Historische Musikgeschichte an der MUK eröffnete die Fachtagung mit einer Reflexion über die kontradiktorischen kulturpolitischen Positionen der Ersten Republik. Dabei wies sie auf die Notwendigkeit einer differenzierten Verortung von Ernst Kreneks Denken und Schaffen vor dem Hintergrund einer sich ständig verändernden, instabilen kulturpolitischen Landschaft hin.

Das erste Panel war dem Thema Ernst Krenek — Polyvalenz als Verhängnis gewidmet. Andreas Stoehr, Professor für Dirigieren an der MUK bezeichnete das kompositorische Schaffen Kreneks als ein sich stets im Übergang befindender Prozess, in dem der Komponist mit immer neuen Techniken, Ästhetiken, Klangformationen und Gattungen experimentiert. Es sei daher schwer, Krenek einer eindeutigen Zuschreibung zu konzedieren. In eine ähnliche Richtung referierte Laurenz Lütteken, Professor für Musikwissenschaft an der Universität Zürich, mit seinem Vortrag über das Ende der Eindeutigkeit als Signum der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Diese zeige sich als pluralistische Fläche von Gleichzeitigkeiten und koexistierenden paradoxen Modellen und weist damit eine neue Form des Pluralismus auf.

Das zweite Panel mit dem Titel Ausgewählte Einblicke in Kreneks Schaffen wurde von Esma Cerkovnik, Privatdozentin an der Universität Zürich und Dirk D’Ase, Professor für Komposition an der MUK gestaltet. Privatdozentin Cerkovnik ging der Frage der Zwölftontechnik in Kreneks Werken nach, während sich Dirk D’Ase anhand einer Auswahl von Opern den vielfältigen Herangehensweisen Kreneks an diese Gattung widmete.

Das dritte und letzte Panel war der Persönlichkeit Ernst Kreneks als Schriftsteller vorbehalten. Die Krenek-Expertin und Germanistin Rebecca Unterberger und der Germanist Johann Sonnleitner zeichneten das weite Feld der literarischen Produktion der Zwischenkriegszeit nach und beleuchteten stilistischen Aspekte in Kreneks literarisches Schaffen als Librettist, als Journalist und als Essayist. 

Student*innen der MUK spielten jeweils am 15. und am 16. Oktober ausgesuchte, wenig bekannte bis gar nicht aufgeführte Werke des Komponisten. Die Moderation beider Konzertabende übernahm Andreas Stoehr. 

 

„I wonder as I wander“
Ernst Krenek zum 125. Geburtstag 

Fachtagung 15.—16. Oktober 2025 an der MUK
Konzeption: Susana Zapke und Andreas Stoehr
Mit finanzieller Unterstützung des Land Niederösterreichs — Abteilung Kunst und Kultur und der MA 7 Stadt Wien/ Wissenschaft

 

Weitere Informationen

Programm der Fachtagung