Die kontextuelle Erörterung der Entwicklung und Vermittlung unterhaltender Musik im urbanen Raum Wiens und weiterer Umgebung ist der Schwerpunkt der Tanz-Signale 2023 — unterhaltende Musik in ihrem Entstehungsumfeld der letzten 250 Jahre, von Mozart über die Wiener Familie Strauss bis heute, die auch ironische und satirische Züge erkennen lässt.
Vermittelt wird diese Musik sowohl von privaten Orchestern, wie seinerzeit der Strauss-Kapelle während ihres 73-jährigen Bestehens, aber auch — damals wie heute — von Regimentsmusiken. Sie alle spielen nicht nur Tanzmusik oder Märsche. Sie vermitteln bei unentgeltlichem oder erschwinglichem Eintritt „klassisches Repertoire“ aus Konzert, Oper und vielen anderen Genres — und natürlich auch „Tanzmusik auf gehobenem Niveau“.
Nicht nur die Sträusse, auch viele andere Kapellmeister wie Fahrbach sen. und jun., Pfleger, Wacek, Ziehrer etc. — die mehrheitlich sowohl Privatorchester als auch Regimentskapellen leiteten — überlieferten enormes, heute verlorenes Wissen zur Interpretation sowohl „ernster“ als auch „leichter“ Musik anno dazumal. Seinerzeit sogar multikulturelle aber dem heutigen Publikum fremde Anklänge sind in den Kompositionen der Sträusse und ihrer Konkurrenten nachweisbar, ebenso wie die wechselseitige Befruchtung von „ernster Musik“ sowie Volks- und Militärmusik über Jahrhunderte.
Private Orchester und Regimentskapellen tragen als Kooperationspartner oder Konkurrenten auf eine lange Tradition zurückblickend immer noch wesentlich zur Volkskultur von damals wie heute bei — genauso wie neue auf Altes zurückgreifende Kompositionen in jüngster Vergangenheit und Gegenwart, nicht zuletzt auch Stilelemente des Jazz und anderer Musikrichtungen übernehmend.
Im Rahmen eines „Wiener Strauss-Kolloquiums“, musikalisch-künstlerisch sich mit dem Thema befassenden Veranstaltungen, eines eineinhalbtägigen Symposiums, einer „Musikalischen Enquete“ und einer abschließenden Round-Table-Konferenz soll verschollenes Wissen wiederentdeckt, diskutiert und heutiger Musikpraxis nahe gebracht werden — alles zusammen wie immer mit Musikbeispielen.
(Norbert Rubey)
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PROGRAMM
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Do, 16. März 2023, 19.00 Uhr
Casino Zögernitz, Döblinger Hauptstraße 76, 1190 Wien
WIENER STRAUSS KOLLOQUIUM
Eine musikwissenschaftliche und musikalische Kooperation des Wiener Instituts für Strauss-Forschung (WISF) mit der Gardemusik Wien
Begrüßung
Hermann Rauter, Hausherr des Casinos Zögernitz
Oberst Prof. Mag. Bernhard Heher, Heeresmusikchef und Gardekapellmeister
Prof. Dr. Eduard Strauss, Obmann des WISF
Vortrag Norbert Rubey (Wien): Zur Kooperation privater Orchester mit Regimentskapellen im 19. Jahrhundert
Musik Konzert einer Regimentskapelle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Die Gardemusik Wien
Leitung: Oberst Prof. Mag. Bernhard Heher
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Fr, 17. März 2023, 10.00 Uhr
MUK, Vivaldi-Saal im ÖJAB-Haus, Johannesgasse 8, 1010 Wien
VORTRAG UND LECTURE CONCERT
Begrüßung Susana Zapke, MUK
Begrüßung Eduard Strauss, Obmann des Wiener Instituts für Strauss-Forschung (WISF)
Vortrag Susana Zapke (Wien): Im Prater spielt heut Militärmusik – Ein kleiner Beitrag zur Geschichte der Wiener Unterhaltungskultur
Vortrag und Lecture Concert Wolfgang Dosch (Wien): Fatinitza, Nechledil & Co . — Zum Marsch gesungen!
Mit dem Universitätslehrgang Klassische Operette der MUK
Musikalische Leitung: Laszlo Gyüker
Programm
12.00 Uhr: Ende der Veranstaltung
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Fr, 17. März 2023, 14.00 Uhr
Casino Zögernitz, Döblinger Hauptstraße 76, 1190 Wien
SYMPOSIUM
Begrüßung Eduard Strauss, Wiener Institut für Strauss-Forschung
Begrüßung Norbert Rubey, Wiener Institut für Strauss-Forschung
Moderation: Susana Zapke, MUK
14.30 Uhr: Vortrag Johannes Leopold Mayer (Baden bei Wien), Haydns Variationen – wie eine Melodie in drei Genres den richtigen Platz findet
15.00 Uhr: Vortrag Thomas Aigner (Wien), Cherubino alla vittoria! Mozarts Figaro-Arie im Kontext der Militärmusik
15.30 Uhr: Kaffeepause
16.00 Uhr: Vortrag Bernhard Heher (Wien), Österreichische Militärmusik in der Zweiten Republik Österreichs
16.30 Uhr: Vortrag Raimund Sulz (Wien), Berührungspunkte zwischen der (ehemaligen) Regimentskapelle „Hoch- und Deutschmeister“ und der Familie Strauss
17.00 Uhr: Kaffeepause
17.30 Uhr: Vortrag Reinhold Nowotny (Wien), Leben, Werk und Vermächtnis des Kapellmeisters Wilhelm Wacek
18.00 Uhr: Vortrag Ingomar Rainer (Wien), Militärmusik in der Parodie
18.30 Uhr: Kaffeepause
19.00 Uhr: Musikalische Enquete Militärmusik in der Parodie mit dem Ensemble Studio da camera (Einstudierung und Leitung: Jocelyne Gibert-Rainer und Ingomar Rainer)
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Sa, 18. März 2023, 14.00 Uhr
Casino Zögernitz, Döblinger Hauptstraße 76, 1190 Wien
FORTSETZUNG SYMPOSIUM
Moderation: Susana Zapke, MUK
10.00 Uhr: Vortrag Elisabeth Anzenberger (Kirchstetten), Die Zusammenarbeit des Wiener Männergesang-Vereins mit Regimentskapellen
10.30 Uhr: Vortrag Günter Stummvoll (Krems), Voller Freud’, voller Schneid! Von der Militärmusikanordnung 1741 zur Strauss-Kapelle
11.00 Uhr: Kaffeepause
11.30 Uhr: Vortrag Friedrich Anzenberger (Kirchstetten), Die Strauss-Familie im Repertoire einer K.(u.)K. Militärmusik, dargestellt am Beispiel des 9. Husaren-Regiments unter Franz Joseph Zinke
12.00 Uhr: Vortrag Peter Kemp (Marlow Bottom), „Dieser verdammte Schallehn“: The ‘missing link’ between the Strauss Orchestra and British Military Music – In memoriam Professor Dr. Norbert Linke
12.30 Uhr: Mittagspause
Moderation: Eduard Strauss, Wiener Institut für Strauss-Forschung
14.00 Uhr: Vortrag Norbert Rubey (Wien), „Vom Instrumentale der Militärmusik“ Mitte des 19. Jahrhunderts
14.30 Uhr: Vortrag Leigh Bailey (Wien), Der Radetzky-Marsch: Seine Entstehung im Revolutionsjahr 1848 in Wien – und wie diese Strauss-Musik zum „Marsch aller Märsche“ wurde
15.00 Uhr: Kaffeepause
15.30 Uhr: Vortrag Isabella Sommer (Wien), Die Popularisierung von Tanzmusik durch mechanische Musikinstrumente und frühe Aufnahmetechniken von 1840 bis 1920
16.00 Uhr: Vortrag Walter Schwanzer (Rohrendorf bei Krems), Wiener Tanzmusik von Ziehrer bis Sousa auf Schellackplatte am Beispiel der Deutschen Grammophon Gesellschaft, Wien
16.30 Uhr: Pause
18.00 Uhr: Konzert Ein Strauss von Strauss mit Kompositionen von Johann Strauss (Vater) und seinen Söhnen mit dem Ensemble Wiener Charme (Leitung: Christian Pollack)
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Sonntag, 19. März 2023, 09.30 Uhr
Casino Zögernitz, Döblinger Hauptstraße 76, 1190 Wien
FORTSETZUNG SYMPOSIUM
9.30 Uhr: Round-Table-Gespräch Blasmusik heute — mehr als Unterhaltung? mit Thomas Aigner (Wien), Friedrich Anzenberger (Kirchstetten), Michael Foltinowsky (Wien), Ingomar Rainer (Wien), Norbert Rubey (Wien) und Susana Zapke (Wien); Moderation: Eduard Strauss (Wien)
11.00 Uhr: Kaffeepause
11.30 Uhr: Die Musik kommt — Ausklang und Ab-Marsch. Musikalische Beiträge zu den Kompositionen von Johann Strauss (Sohn), Oscar Straus, Carl Michael Ziehrer u. a. mit Wolfgang Dosch und Studierenden des Universitätslehrgangs Klassische Operette der MUK, Jacob Baker, Klavier.
12.45 Uhr: Verabschiedung und Ausblick Eduard Strauss (Wiener Institut für Strauss-Forschung)
13.00 Uhr: Ende des Symposiums
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Sonntag, 19. März 2023, 15.30 Uhr
Mozarthaus Vienna, Domgasse 5, 1010 Wien
Cherubino alla vittoria! Mozarts Figaro-Arie im Kontext der Militärmusik
Eine Führung mit Dr. Thomas Aigner MSc, dem Kurator dieser Sonderausstellung
[Ermäßigter Eintrittspreis: nur € 7,- bei Teilnahme an den Tanz-Signalen, statt regulär € 12,-]
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Wiener Institut für Strauss-Forschung (WISF) in Kooperation mit dem Casino Zögernitz/House of Strauss, dem „Ensemble Wiener Charme“, der Gardemusik Wien, dem Mozarthaus Vienna und der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK).
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