Als die westgotische Liturgie zugunsten der fränkisch-römischen Liturgie am 22. März des Jahres 1071 im aragonesischen Kloster von San Juan de la Peña endgültig ersetzt wurde, ging eine millenarische Kultur zugrunde. Diese drastische, vom Papst Gregor dem VII. (Hildebrand von Soana) und König Sancho Ramirez von Aragón und Navarra, getroffenen Entscheidung, sollte jedoch nicht ohne Widerstand umgesetzt werden. Während die monastischen Zentren im Nordspanien – die Königsreiche von Aragón, Kastilien, Asturien sowie die katalanischen Grafschaften – relativ zügig die Reform vorantrieben, wollten die südlichen Zentren, allen voran Toledo als die Hauptstadt des westgotischen Reiches an der Perpetuierung des alten Ritus, d.h. der eigenen Kultur festhalten. Der melancholische und etwas verzerrte Versuch, die Kultur zu bewahren, führte zu einer Neu-Erfindung der eigenen Kultur und zur Mythisierung eines anzestralen Erbes.
Begrüßung: Univ.-Doz.in/PD Dr.in Adelheid Krah, SL
Moderation: Prof. Dr. Friedrich Edelmayer
Univ.-Prof.in Dr.in Susana Zapke studiert Musikwissenschaft und Romanistik in Freiburg und Köln; sie promovierte in Hamburg und habilitierte sich in Salzburg. Seit 2009 ist sie berufene Professorin für Musikwissenschaft an der MUK. Hier war sie von Oktober 2015 bis September 2019 Vorstand des Instituts für Wissenschaft und Forschung. Zu den Spezialgebieten der breit gefächerten Publikationen und Interessen der Mediävistin gehören Kodikologie, Geschichte der Notation und Musik im Kontext von Stadtgeschichte. Frau Zapke ist Spezialistin für die Liturgie der Hispania Vetus des 9. bis 12. Jahrhunderts.