Von 3. bis 5. November ging an der MUK ein dreitägiger Veranstaltungsschwerpunkt „Barrierefreie MUK — Inklusion an Kunsthochschulen“ über die Bühne. Mit Vorträgen, Panels, Workshops wurden aktuelle Diskurse, Erfahrungen und Best Practice-Beispiele eingebracht, um die MUK Schritt für Schritt barrierefreier zu gestalten und um die Universität inklusionssensibel weiterzuentwickeln.
Mit drei universitätsweiten Aktionstagen zur Inklusion an Kunsthochschulen setzte die Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien in der ersten Novemberwoche ihre diesbezügliche Agenda fort: Impulsvorträge, Workshops, Diskussionsrunden, Performances und Filmscreenings erhellten und exemplifizierten zentrale Aspekte der Thematik. Dies betraf zum einen ideelle, didaktische und pragmatische Aspekte des Lehrbetriebs. Zum andern wurden institutionelle, gesellschaftliche und praktische Fragestellungen im Kontext der konkreten künstlerischen Praxis und des beruflichen Felds erörtert.
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung im MUK.theater betonte Rektor Dr. Mailath-Pokorny „die ureigene Aufgabe der MUK als einer von der Öffentlichkeit finanzierten Bildungsinstitution, allen Menschen die gleichen Möglichkeiten zu bieten“: „Wir bekennen uns dazu, dass die inklusionssensible Weiterentwicklung der MUK ein Prozess ist — ein Prozess freilich, den sämtliche künstlerischen, wissenschaftlichen und administrativen Universitätsangehörigen miteinander gehen und dabei lernen.“
Im gut besetzten Auditorium waren mit GRin Patricia Anderle (Abgeordnete zum Wr. Landtag, Mitglied im Kulturausschuss sowie der Kommission für Inklusion & Barrierefreiheit), Franz Joseph Huainigg (Beauftragter für Barrierefreiheit in der ORF-Abteilung Humanitarian Broadcasting), Univ.-Prof. em. Dr. Germain Weber (Consulting Board für Inklusive Bildung am Bundesministerium für Bildung) sowie KS Clemens Unterreiner (u. a. Präsident des Vereins Hilfstöne — Musik für Menschen in Not) prominente Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft zu begrüßen.
Anschließend thematisierten drei junge Künstler*innen in Erfahrungsberichten sehr konkret, mit welchen Barrieren sie selbst im Zuge von Aufnahmeprüfungen, beim Studium und in der künstlerischen Praxis konfrontiert worden sind. Sie alle — der Posaunist Martin Ortner (mdw) sowie die Schauspielstudierenden Felix Hiebl und Elisa Perlick (MUK) — berichteten von mentalen Barrieren aufseiten von Lehrenden und Kommissionsmitgliedern, aber auch von deren gemeinsamer Überwindung. Die lösungsorientierte Selbstkompetenz von Menschen mit Behinderung sei ernstzunehmen (Martin Ortner), andere Blickwinkel und Voraussetzungen mitzudenken (Felix Hiebl) und vermeintlich selbstverständliche Normen seien zu hinterfragen (Elisa Perlick). Letzteres sei im Rahmen von mixed abled-Gruppenarbeit im Studium sehr gut möglich.
Der Abend des ersten Aktionstags gehörte der All Stars Inclusive Band, dem von Helga Neira-Zugasty an der Universität für Musik und darstellende Kunst (mdw) initiierten und von Marlene Lacherstorfer aufgebauten inklusiv musizierenden Ensemble.
Einen breiten Raum nahmen mehrere Angebote zur Information sowie zur Bewusstseinsbildung ein: So etwa berichtete Angela Müller-Giannetti (EUCREA, Verband Kunst und Behinderung) über das Programm „ARTplus“, das Zugang zu künstlerischer Bildung für Kreative mit Behinderungen erreichen will. Neben einer barrierefreien Infrastruktur bedürfe es einer Willkommenskultur an Hochschulen, Anpassungen von Aufnahmemodalitäten sowie einer institutionellen Struktur zur Ermöglichung von Nachteilsausgleich.
Katharina Pfennigstorf, Leiterin des Universitätslehrgangs Kulturmanagement am IKM sowie Beauftragte für Studierende mit Behinderung und chronischen Erkrankungen an der mdw, konturierte in einem Workshop für Lehrende und administrative Mitarbeiter*innen den Umstand, dass Diversität und Inklusion an Hochschulen kein Addendum, sondern eine Prämisse darstellen. Die Vortragende lud die Teilnehmenden dazu ein, miteinander in Reflexion und Austausch über die „Barrieren im eigenen Kopf“ zu gehen.
Sehr konkret schickte die Choreografin, Performerin, Tanz- und DanceAbility-Trainerin Vera Rosner die Workshopteilnehmenden in Rollstühlen zur buchstäblichen Selbst-Erfahrung der verschiedenen Universitätsstandorte aus. Die Berichte über diese Expedition unter einer gänzlich neuen Perspektive wurden abschließend in Form einer Performance umgesetzt.
Best Practice-Beispiele und Übungen zur inklusiven Musikvermittlung (Helga Neira-Zugasty) bzw. zum inklusiven Ensemblemusizieren (Marlene Lacherstorfer) ergänzten das dichte Programm ebenso wie der Workshop „Anti-Ableismus praktizieren in der Ausbildung der Darstellenden Künste“ (Konrad Wolf) und Grundlegendes zur Theorie und Praxis Leichter Sprache (Mag.a Karoline Körner).
Nicht zuletzt konnte in einem Filmscreening am Beispiel des von der Fakultät Darstellende Kunst der MUK in Kooperation mit dem Burgtheater Wien bereits im zweiten Jahr realisierten Ausbildungsprogramms JETZT! gezeigt werden, wie ein inklusives Ausbildungsformat in der Praxis funktioniert. Das in Österreich einmalige Professionalisierungsprogramm unter künstlerischer Leitung von Constance Cauers (MUK) vermittelt Kompetenzen, die zum Vorsprechen an Schauspiel-Instituten oder bei Casting-Agenturen nötig. Die Initiative zielt zugleich auf einen gesellschaftlichen Umdenkprozess sowie auf eine selbstverständliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf allen Ebenen und in sämtlichen Bereichen der Kulturwirtschaft. Eine mit Thomas Jonigk (Chefdramaturg Burgtheater), Elisabeth Löffler (Performerin), Yuria Knoll (Schauspielerin) sowie Nora Schnabl-Andritsch (ehemalige Dozierende an der MUK) besetzte Podiumsdiskussion erörterte den aktuellen Stand inklusiver Kunstpraxis an Kulturinstitutionen und in der freien Szene.
Die Aktionstage „Barrierefreie MUK — Inklusion an Kunsthochschulen“ wurden von der AG Barrierefreiheit an der MUK in Kooperation mit dem Rektorat realisiert, ein besonderer Dank gilt dem Organisationsteam: Nikolaus Selimov (Projektleiter), Constance Cauers, Thomas List, Hanna Praßl-Wisiak und Barbara Preis.