Nachbericht Krzysztof Penderecki - Carte blanche 2019

Do, 02.05.2019
  • Masterclass/Workshop
  • Zeitgenössische Musik/Kunst

Im Zeichen von „Individualismus in Zeiten der Avantgarde“ wurde die Carte Blanche der MUK dieses Jahr dem polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki gewidmet, dessen 85. Geburtstag heuer gefeiert wird.

Eine Meisterklasse am 27.–28. März und ein internationales Symposium am 28.-29. März bildeten das vielfältige Arbeitsprogramm, zu dem der Komponist, begleitet von seiner Frau Elzbieta Penderecki und seinem Dirigier-Assistent Maciej Tworek persönlich anwesend war.
Die Studierenden hatten im Rahmen der Masterklasse die Gelegenheit, sich mit dem frühen kammermusikalischen Werk von Penderecki zu befassen und sowohl interpretatorische als auch werkimmanente Fragen direkt an den Komponisten zu richten. Die Kammermusik, jene Gattung, bei der man – wie Penderecki selbst betonte „die eigentliche Größe eines Komponisten“ bemessen kann, stand im Mittelpunkt der Masterklassen und des Konzerts im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins. Das musikalisch anspruchsvolle, technisch herausfordernde Programmrepertoire bestand aus den Streichquartetten Nr. 1 von 1960 und Nr. 2 von 1968, dem Quartett für Klarinette und Streichtrio Nr. 1 von 1993 sowie als Höhepunkt dem Sextett für Klarinette, Horn, Violine, Viola, Violoncello und Klavier, einem Auftragswerk der Gesellschaft der Musikfreunde, das im Jahr 2000 im Musikverein uraufgeführt wurde.

Penderecki kommentierte das hohe Niveau der MUK-Studierenden: „Sehr wenige können dieses Repertoire so spielen wie Sie … es gehört zum schwierigsten, was ich je geschrieben habe.“ Mit den Begriffen des „Gestus“ und des „Charakters“ versuchte Penderecki, die richtige Lesart seiner Musik zu vermitteln: „Die Noten sind nicht wichtig“, betonte er bei der Probe des ersten Streichquartettes, wodurch die Studierenden an die spezifische Diktion seiner Musik herangeführt wurden.

Während die Nachmittage des 27. und 28. März der Meisterklasse gewidmet waren, galten die Vormittage des 28. und 29. März der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk Pendereckis. Die Vorträge von Daniel Elphick (Royal Holloway and Goldsmiths, London), Roman Berchenko (Radio Orpheus, State Institute of Arts Studies, Moskau), Aleksander Laskowski (Adam Mickiewicz Institute, Warschau) und Susana Zapke (IWF, MUK) behandelten sowohl Aspekte der Rezeptionsgeschichte als auch der musikalischen Ästhetik und Analyse von Pendereckis frühen kammermusikalischen Werken. Das Symposium endete mit einer Podiumsdiskussion mit Krzysztof Penderecki, die für einen sehr lebendigen Austausch mit Studierenden und Lehrenden der MUK sorgte.

In Zusammenarbeit mit den Studiengängen Saiteninstrumente sowie Musikleitung und Komposition konnte das Institut für Wissenschaft und Forschung mit der diesjährigen Carte blanche à Krzysztof Penderecki eine breite Studierendenschaft erreichen. Meisterklasse, Symposium und Konzert waren durchwegs sehr gut besucht. Die künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Pendereckis Werk wurde von den Studierenden als sehr bereichernd empfunden. Die Veranstaltung bot die einmalige Gelegenheit, sich mit zeitgenössischer Musik in lebendiger Auseinandersetzung mit einem ikonischen Komponisten unserer Zeit zu befassen und wird allen TeilnehmerInnen als ein glänzender Höhepunkt ihrer Ausbildungszeit an der MUK in Wien in Erinnerung bleiben.

Dem Team des Adam Mickiewicz Institut Warschau ist für seine großzügige finanzielle und organisatorische Unterstützung zu danken, ohne welche die Carte blanche à Krzysztof Penderecki nicht hätte realisiert werden können.
Ein aufrichtiger Dank unserer Universität gilt Herrn Penderecki für seine wertvolle, engagierte Arbeit mit den Studierenden sowie auch für das generöse Geschenk zahlreicher Aufnahmen seiner Werke an die Bibliothek der MUK. 

Auch allen KollegInnen, die sich an der diesjährigen Carte blanche proaktiv beteiligt haben – Julia Purgina, Arno Steinwider-Johannsen, Hartmut Pascher und Evgeny Sinayskiy – sei hiermit nochmals ein großes Danke ausgesprochen.

(Susana Zapke)

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