VERSCHOBEN: Ästhetik-Werkstatt mit Christian Tepe

Fr, 23.03.2007, 13:00‒13:00  Uhr

DIE NÄCHSTE VERANSTALTUNG MUSSTE WEGEN ERKRANKUNG VERSCHOBEN WERDEN. NEUER TERMIN: 25. Mai, 16.00 Uhr.


Ein Seminar nicht nur für Lehrende

Mit der Einführung der Bachelor- und Masterabschlüsse verändert sich das Aufgabenprofil für die Studierenden der Konservatorium Wien Privatuniversität, aber auch auf die Lehrenden kommen neue Herausforderungen zu. Die künstlerisch-musikalische Ausbildung wird anhand der wissenschaftlichen Kunstreflexion vertieft. Zu der praktischen Interpretation, die sich in der Aufführung verwirklicht,  gesellt sich die theoretische Durchdringung, das Zur-Sprache-Bringen von Kunst und Musik.
Selbstverständlich will und muss sich jede Kunstuniversität primär an der schöpferischen Phantasie und der spieltechnischen Brillanz ihrer Absolventinnen und Absolventen messen lassen. Die Einführung der neuen akademischen Grade an der Konservatorium Wien Privatuniversität steht jedoch weder in Konkurrenz zu diesem Auftrag noch beschränkt sie sich auf einen reinen Verwaltungsakt. Vielmehr eröffnet der Bologna-Prozess eine inhaltliche Gestaltungschance für die Institution, um das künstlerische Selbstverständnis der Studierenden herauszubilden und zu festigen.
Dies geschieht zunächst, indem die Qualifikation der Studierenden über Kunst und Musik nachzudenken und zu schreiben entwickelt wird. Das Ziel ist die selbstbestimmte Anfertigung der Examensarbeiten. Dabei werden Zusammenhänge zwischen Theorie und Praxis veranschaulicht und ein tieferes Verständnis ästhetischer Phänomene erreicht. So erweitert sich der Blickwinkel der Studierenden über die Grenzen der eigenen Profession hinaus. Sie lernen außerdem, ihre künstlerische Tätigkeit im gesellschaftlichen Kontext zu reflektieren. Sie erkennen den überragenden Wert der ästhetischen Bildung für eine zunehmend von ökonomischen Zwängen überformte Lebenswelt.
Das Seminar „Ästhetik für MusikerInnen und KünstlerInnen“ stellt an fünf Vormittagen Sujets und Strategien vor, die die Studierenden zu einem kunstgerechten wissenschaftlichen Arbeiten befähigen.

Der Philosoph Christian Tepe zählt zu den herausragendsten Begabungen auf dem Gebiet der philosophischen Ästhetik im deutschen Sprachraum. Er verbindet eine tiefe Einsicht in die Ästhetik als philosophische Disziplin mit einem umfassenden und inneren Verständnis ihres Gegenstandes, der Kunst, wobei sein Interesse hauptsächlich der Musik und dem Musiktheater in all seinen Facetten gilt. Seine anschauliche Art der Darstellung und seine Kompetenz haben ihn, neben seiner Hochschullehrtätigkeit in den Fächern Ästhetik und Ethik, zu einem gefragten Musikjournalisten z.B. für Künstlerportraits und Konzertrezensionen werden lassen. Publikationen (u.a.): „Ästhetik als Freiheitsdenken. Essays über das Schöne“ (Marburg 2001)


Die restlichen Termine, jeweils im Erkersaal (Raum 2.05) um 13.00 Uhr:

4. „Ästhetisches Labor“
für Jazz, Bühnentanz und postmodernes Theater
Freitag, 4. Mai 2007

Selbstverständlich existieren auch künstlerische Phänomene, für welche die Instruktionskraft der philosophischen Ästhetik noch nicht genug Tiefenschärfe ausgeprägt hat. In der letzten Veranstaltung geht es um solche Strukturvergleiche ex negativo, die einen vielversprechenden Raum für künftige Forschungsaktivitäten an der Konservatorium Wien Privatuniversität eröffnen.
Ein Paradebeispiel für die misslungene theoretische Aneignung künstlerischer Praxis stellt Adornos Verkennung des Jazz als „Kulturindustrie“ dar. Durch die Verabsolutierung der klassischen Moderne und der Stellung des Komponisten entgeht Adorno die besondere Qualität der improvisierten Musik: ihr Ereignischarakter. Jazz ist bekanntlich kein statisches Objekt, kein Produkt, sondern eine interaktiv hervorgebrachte Musik mit spontanen wie präformierten Anteilen.
Der ästhetischen Kategorie des Ereignisses kommt - neben einer Theorie des Jazz - für weitere Kunstgattungen eine herausragende Bedeutung zu. So nutzt zum Beispiel der Choreograf William Forsythe die Improvisation nicht allein als Vehikel für den Suchprozess nach tänzerischen Bewegungsformen, sondern er experimentiert mit Aufführungen, bei denen Bewegung und Musik auf eine vorher nicht festgelegte Weise zusammentreffen, um so etwas genuin Neues entstehen zu lassen. Hiermit korrespondieren aktuelle Tendenzen des von der Postmoderne befruchteten, so genannten „postdramatischen Theaters“: Auf der Bühne soll demnach nicht mehr gespielt, sondern gehandelt werden. Die überkommene Einheit des Werkes und die Rollenidentität der DarstellerInnen werden aufgebrochen, damit die auf der Bühne agierenden Personen als direkte Ausdrucksträger eines immer unübersichtlicher werdenden Lebens hervortreten können, das sich durch die meisten historischen Dramenformen nicht mehr abbilden lässt.
Im Plenum sollen - auch in Hinblick auf mögliche Forschungsaktivitäten der Universität - gemeinsam Überlegungen zu diesen von der ästhetischen Theoriebildung bislang eher weniger beachteten Gattungen angestellt werden.


5. Der Philosoph als Musiker:
Theodor W. Adornos Kritische Theorie der Gesellschaft als philosophische Hommage an die Musik der Zweiten Wiener Schule
Freitag, 25. Mai 2007

 
Die maßgeblich von Adorno geprägte „Kritische Theorie“ gehört zu den einflussreichsten philosophischen Strömungen des 20. Jahrhunderts. Betrachtet man ihre Ursprünge, die Auseinandersetzung Adornos mit der Wiener Musikkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ließe sich mit größerem Recht von einer „Wiener Schule“ denn von der „Frankfurter Schule“ sprechen. Im autonomen Künstler der Wiener Avantgarde sieht Adorno das Ideal des freien Individuums.  Die Befreiung der Musik von der Grundtonbezogenheit interpretiert er als das Modell einer gesellschaftlichen Befreiung. Das reicht tief bis in die ungewöhnliche Bauart seiner Texte hinein. Adornos Verzicht auf eine lineare thesenzentrierte Gedankenentfaltung zugunsten einer konstellativen Denkbewegung entspricht dem Vermeiden von tonalen Bezugspolen sowie der Gleichrangigkeit der Töne in der Musik. Wo es in der Musik um eine Emanzipation des Tones von der Determination durch die Tonalität geht, strebt Adorno durch seine hermetische Sprache die Befreiung des Denkens von der alltäglichen Informationssprache und ihren inhaltlichen Begrenzungen an.

Termin
Fr, 23.03.2007, 13:00‒13:00  Uhr
Veranstaltungsort
Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Erkersaal Johannesgasse 4a 1010 Wien
Kartenpreise
verschoben
Christian Tepe
Christian Tepe

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