Vortrag von Katrina Daschner: "In meinem Vortrag möchte ich mein achtteiliges Filmprojekt Hiding in the Lights (2012-2020) vorstellen. Insbesondere die verschiedenen Publikumsräume in den Filmen, wie sie im Verhältnis zu den Performenden stehen, erscheinen mir spannend im Kontext der MUK zu besprechen.
Was eröffnen oder auch verunmöglichen die diversen Theaterarchitekturen zwischen dem Publikum und den Performenden auf der Bühne, könnte also eine konkrete Frage lauten der wir im Anschluss an meine Präsentation mit den Studierenden nachgehen. Oder welche Rolle spielt Rhythmus bei der Montage. Kann ein Film musikalisch sein ohne Musik zu verwenden? Je nach Zusammensetzung der Studierenden werden sich unterschiedliche Interessen ergeben in welche Richtung wir die Filme im Anschluss diskutieren können.
Hiding in the Lights ist eine filmische Serie, die aus insgesamt 8 Teilen besteht. Das Drehbuch zu dieser Serie von 8 Kurzfilmen basiert in fragmentarischer Weise auf der
„Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler. In der Traumnovelle wird von einem scheinbar harmonischen Ehepaar erzählt, das über die
vielen Jahre geschwisterliche Züge bekommen hat. Die 8 Kurzfilme beleuchten in der Serie unterschiedliche Momente dieses Paares. Bei meinen filmischen Variationen ist dieses Ehepaar ein queeres Frauenpaar, das sich in einem ähnlichen Entfremdungsmoment innerhalb ihrer langjährigen Beziehung befindet, wie das Ehepaar in der Traumnovelle. Die einzelnen Teile stellen unterschiedliche Fantasien, Begierden und Zustände der beiden dar und zeigen Reisen in dieses flüchtige Selbst. Es bleibt - wie im Buch - offen ob diese Erlebnisse erträumte Gedanken oder real gelebte Träume sind. Gleichzeitig öffnen sich in der Serie auch verschiedene theatralische und filmische Räume (konkrete Bühnen- und Kinoräume), in denen die Handlungen situiert sind.
Die beiden Hauptpersonen begeben sich in die Performance- und (sexualisierten) Gedankenräume und kommen sich letztlich durch das Visualisieren ihrer Fantasien wieder
näher. Gezeigte (Bühnen-)räume, Objekte und Kulissen werden insbesondere durch die Montage zu gleichwertig agierenden Protagonist*innen des Films, zu handelnden Objekten und Oberflächen. Hiding in the Lights ist auch eine Serie von Kurzfilmen über das Eigenleben von Bühnenräumen. Jeder Kurzfilm wird in einer anderen Bühnenarchitektur gefilmt, wobei der Fokus auf dem Publikumsraum im Verhältnis zur Bühne liegt. In den verschiedenen Zeiten und Stilen der Bühnen werden die unterschiedlichsten Vorstellungen über diese (Macht-) Beziehung zwischen Publikum und Performer_in erzählt. Diese Konstellationen stehen in enger Wechselwirkung zu den Choreografien der Performer_innen im Film. Durch die Montage verschmelzen die Ebenen, so dass nicht nur über die Projektionen eines Paares und ihre Fantasien erzählt wird, sondern genauso über das Verhältnis von Publikum und Bühne und über die symbiotische Liaison zwischen Farben, Formen, Rhythmus und Texturen."
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Lehrveranstaltung Wissenschaftliches Kolloquium statt.
Katrina Daschner wurde in Hamburg geboren. Sie lebt seit über 20 Jahren als Künstlerin und Filmemacherin in Wien, wo sie auch mehrere Performance Salons gründete. Zuletzt hostete sie den queeren CLUB BURLESQUE BRUTAL (2009-2014) im brut Theater. Von 2005 – 2010 lehrte sie an der Akademie der bildenden Künste Wien. 2010 erhielt sie den Otto-Mauer-Preis. 2016 bekam sie den Hauptpreis beim Drehbuchwettbewerb" If she can see it she can bei it" (ausgelost vom Drehbuchforum und dem ÖFI). Für ihren Kurzfilm Pferdebusen erhielt sie 2017 den „Diagonale Preis für Innovatives Kino“. 2018 erhielt sie den „Outstanding Artist Award für experimentellen Film“ vom BKA. 2017 – 2019 war sie Teil des Theorie Kuratoriums im Tanzquartier Wien.
In ihren Arbeiten, die sie international in Ausstellungen und bei Filmfestivals zeigt, beschäftigt sie sich u.a. mit (genderspezifischen) Machtstrukturen und der Darstellung von queerer Sexualität sowie dem Transfer von Bühnensprache in den Ausstellungs- und Filmkontext.
Teilnahme nur für Studierende der MUK
(Anmeldung unter MUKonline).
Kein Zutritt für externes Publikum.
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