Stimme ist ein wichtiger Teil unserer Identität. Eigenschaften von Flüchtigkeit, Vergänglichkeit und Einmaligkeit werden mit der Stimme verknüpft. Sie ist zudem formbar, beweglich und veränderbar. Wir können über den Klang der Stimme sehr differenziert Informationen wahrnehmen bzw. bewerten. Dabei ist die Stimme nicht nur als Medium von Inhalten bedeutend, sondern vielmehr ist der Klang selbst, in dem uns der Inhalt vermittelt wird, Träger von Botschaften, die wir bewusst oder unbewusst dechiffrieren. Stimme ist Teil eines verwobenen zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Systems von Klängen, das Interaktion schafft – ein permanenter Austausch, dem man sich kaum entziehen kann.
Wie wird Stimme wahrgenommen und bewertet? Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Was ist die Bedeutung der natürlichen Stimme und der künstlichen Stimme? Wie kann die Stimme der künstlichen Intelligenz, als performativer Akt authentisch eingesetzt werden? Die Verkörperung der KI ist Stimme, daher ist es notwendig neue Denkansätze über deren Gestaltung und technologischen Einsatz zu entwickeln, die sowohl ethisches Denken, künstlerische Untersuchungen und einen kulturellen Dialog einschließen.
Sound Studies ist ein junges, interdisziplinäres Forschungsfeld, das auch in der künstlerischen Auseinandersetzung immer präsenter wird. In der Theorie der auditiven Kultur beschäftigen wir uns mit der klanglichen Umwelt und deren Einfluss auf gesellschaftliche Strukturen. Im Zentrum steht hier die Wahrnehmung, das Auditive rückt in den Vordergrund. Wir sprechen von einem “Sonic Turn”, also einer Verschiebung von der rein visuellen Wahrnehmung zu dem Verstehen von Kultur, Politik und Gesellschaft auf klanglicher, also auditiver Ebene. Ekheo stellen in ihrem künstlerischen Forschungsprozess die Stimme als Phänomen in den Fokus.
Auch am Beginn ihres Vortrags widmen sie sich dem Phänomen Stimme, der Stimmwirkung und den geschlechtsspezifischen Unterschieden der Physiologie. Anschließend werfen sie die Frage nach der Genderneutralität auf und untersuchen, welche Rolle die künstliche Stimme dabei spielt, welche Werte sich in ihr widerspiegeln und wie Genderstereotypen fortgeschrieben werden. Im dritten Teil des Vortrags zeigen sie anhand des Zugangs von Sound Artist Holly Herndon und mit Soundbeispielen ihres Kollektivs Wege auf, Zuschreibungsmuster kompositorisch und performativ aufzubrechen. Im Anschluss an den Vortrag kann in einem offenen Q&A Setting diskutiert werden.
Aude Gouaux-Langlois und Belinda Sykora gründeten 2016 während ihres Masterstudiums „Sound Studies“ an der UdK Berlin das Künstlerkollektiv Ekheo. Ihre Arbeiten setzen sich spartenübergreifend mit Stimme und Klang auseinander und umfassen u. a. künstlerische Forschung auditiver Kultur, Performance und experimentelle Musik.
Diese Veranstaltung wird an dem oben genannten Termin online via Zoom unter diesem Link zur Verfügung stehen: https://us02web.zoom.us/j/84982565666?pwd=S0xzbjV0UmtiU2FIVE5CWnd5TjFZQT09