Der vielerorts zu spürende "finnische Opernboom" spiegelt sich in gleich drei Projekten wider, die von Konservatorium Wien und von Partnerinstitutionen getragen werden:
DAS SONNENHAUS
Eine Oper über die Zeit und das Erinnern
Tragedia Buffa in zwei Akten
Musik und Libretto: Einojuhani Rautavaara
Österreichische Erstaufführung
Kooperation Musikwerkstatt Wien - Konservatorium Wien
Aufführungsort: JUGENDSTILTHEATER, Wien
Aufführungsdaten: 4., 7., 8., 10. und 12. November 2004, Beginn: 19.30 Uhr
Musikalische Leitung: HUW RHYS JAMES
Regie: PETER PAWLIK
Bühne: BERNHARD HAMMER
Kostüm: SUSANNE ÖZPINAR
Mit: Ingrid Habermann, Foula Dimitriadis, Magdalena Hofmann, Andreas Jankowitsch u. a.
Symphonieorchester des Konservatoriums Wien
KARTEN unter 0676-522 3668
oder per Email an die Musikwerkstatt Wien
INHALT DER OPER:
Der Inhalt der Oper basiert auf einer wahren Begebenheit. Noora und Riina von Sonnig haben ihre Vorbilder in Eleanor und Irene von Thiess, die im Frühling 1987 in Finnland starben. Ihr Fall zog einige Aufmerksamkeit auf sich, da die beiden Schwestern, die am Beginn der Russischen Revolution aus St. Petersburg und ihrem Leben in Wohlstand flohen, in den weiteren 70 Jahren ihres Lebens niemals den Versuch unternahmen, die Sprache ihres neuen Heimatlandes zu lernen oder die Gepflogenheiten dieses Landes anzuerkennen. Nach dem Selbstmord ihres Vaters und ihrer Geschwister und dem Tod der Mutter lebten Eleanor und Irene gemeinsam in Littoinen total isoliert und verstanden nie, dass es keine Rückkehr nach St. Petersburg für sie gab. Sie lebten ein Leben am falschen Platz, ja sogar in der falschen Zeitperiode.
Rautavaara war vom Leben dieser Schwestern fasziniert: „Was mich am meisten faszinierte war, dass diese beiden alten Damen stur fortführen, ein Leben in der Welt von 1917 zu leben. Sie lehnten es konsequent ab zu akzeptieren, dass sich die Welt verändert hatte und dass ihre soziale Klasse nicht länger existierte. Bis in die 80er Jahre des Jahrhunderts hielten sie an ihrer alten Lebensweise fest, und das war extrem seltsam und widersprüchlich.“
weitere Projekte im Schwerpunkt "Der finnische Opernboom":
SYMPOSION "DER FINNISCHE OPERNBOOM"
10. UND 11. NOVEMBER 2004
Teesalon der Wiener Staatsoper
OPER UND KULTURPOLITIK
10.11. 2004, NACHMITTAG (13.00–17.30)
Pekka Hako: Change in 20th Finnish opera life as seen from the perspectives of the most productive Finnish opera composers: Madetoja, Merikanto, Launis, Raitio, Pylkynen, Sallinen and Rautavaara
Peter Revers Vincent: Eine Apotheose - für die Kunst. Anmerkungen zu Einojuhani Rautavaaras gleichnamiger Oper
Mikko Heiniö: Von der Kirche zur Opernbühne
Herman Rechberger: 14 gute Gründe für Kinderopern
MUSIKERZIEHUNG UND OPER
11.11. 2004, VORMITTAG 09:00–13:00
Kalevi Aho Oper und Gesellschaft
Pekka Hako: Musicological, educational and sociological reasons for the “Opera boom” of the 1970s – changes in Finnish society and the "boom".
Michael Pinkerton: The singing actor in training and in performance
Petteri Salomaa_ Gesangs- bzw. Opernausbildung und die Finnischen Opernbooms. Ein Abriss ihrer Wechselwirkungen.
ROUNDTABLE
Leitung: Dr. Wilhelm Sinkovics / Musikkritiker der Tageszeitung „Die Presse“, Wien
Teilnehmer: die Vortragenden sowie
Erkki Korhonen, Direktor der Nationaloper Helsinki
Ioan Holender, Direktor der Wiener Staatsoper
Peter Blaha, Dramaturg der Wiener Staatsoper
Univ.-Prof. Dr. Hartmut Krones, Musikuniversität Wien
Veranstalter: Finnische Botschaft in Österreich
Konzept: Dr. Peter Kislinger (ORF/Ö1, Musikredaktion)
Eintritt frei
Anmeldung erbeten an peter.kislinger@formin.fi
KOMPOSITIONSWORKSHOP am Konservatorium Wien mit KALEVI AHO
9. bis 11. 11. 2004
Das Konservatorium Wien hält einen Kompositionsworkshop mit dem renommierten finnischen Komponisten KALEVI AHO ab. Werke des Komponisten werden in Zusammenarbeit mit Studierenden und Lehrenden an diesen Tagen "unter die Lupe genommen".
Ort: Konservatorium Wien, 1010 Wien, Singerstraße 26, Konzertsaal
Programm:
9. November
10.00-12.00:
Einführung zu eigenen Werken des Komponisten mit Musikbeispielen und nachfolgender Diskussion
12.00-13.30 und 14.00-15.30:
Kompositionsunterricht für Studierende des Konservatoriums Wien
16.00-18.00:
Vorlesung: Die Dramaturgie der Komposition (über die dramaturgischen Grundprinzipien der Musik, mit vielen musikalischen Beispielen und nachfolgender Diskussion)
10. November
10.00-12.00: Kompositionsunterricht für Studierende des Konservatoriums Wien
11. November
14.30-16.30
Vorlesung: Der Komponist, der Fortschritt und die Werte (über den Begriff des Forstschritts in der Musik und über die Werte des zeitgenössischen Komponisten)
16.30-18.00
Kompositionsunterricht für Studierende des Konservatoriums Wien
KALEVI AHO darf heute als Finnlands führender Symphoniker gelten. Er und der in Kaustinen lebende, fünf Jahre ältere Pehr Henrik Nordgren sind es, die in dem musikalischen kleinen Land seit dem Verstummen Joonas Kokkonens am fruchtbarsten und originellsten die von Jean Sibelius so grandios aufgerissene symphonische Perspektive erweitern.
KALEVI AHO wurde am 9. März 1949 im südfinnischen Forssa geboren. Seine musikalische Leidenschaft wurde "von meinem Musiklehrer entfacht, der ein Mandolinenorchester gründete, in dem ich als Neunjähriger anfing. Seit ich musiziere, komponiere ich auch. Das war für mich sofort eine natürliche Ausdrucksweise. Zehn Jahre alt, komponierte ich zunächst einstimmige Melodien und stellte mir dann die zweite Stimme dazu vor. So entstanden zweistimmige Sachen, undsofort. Am Anfang bewunderte ich vor allem die großen romantischen Symphoniker – Favoriten waren zum Beispiel Tschaikowskijs Violinkonzert, Brahms’ Vierte und Sibelius’ Vierte Symphonie. Dann kamen allmählich die neueren Meister dazu." Nach dem Abitur war er unsicher, ob er ein genuiner Komponist sein könne, und begann – parallel zur Ausbildung an der Sibelius-Akademie – ein Mathematik-Studium. Doch schon im ersten Studienjahr, als Zwanzigjähriger, schrieb er das Werk, das ihm den Durchbruch vor einem größeren Fachpublikum sichern sollte: seine Erste Symphonie, "und da verstand ich, daß ich das mit der Mathematik sein lassen konnte". Sein Lehrer war Einojuhani Rautavaara, "Rautavaara war ein sehr guter Lehrer. Er ließ mir freie Hand und förderte das, was ich zu sagen hatte. Seine Kritik setzte von meiner Warte aus an, nicht von seiner, indem er versuchte, zu verstehen, was ich ausdrücken wollte. Auch mein anderer Lehrer, Boris Blacher in Berlin, hatte diese Eigenschaft. Zudem verstanden es beide ausgezeichnet, das Technische zu vermitteln. Ich habe mir meine Lehrer nicht ausgesucht. Es war glücklicher Zufall."