Der österreichische Dirigent, Cellist und Musikschriftsteller ist am Wochenende nach schwerer Krankeit im Alter von 86 Jahren verstorben.
Die Musikwelt trauert um Nikolaus Harnoncourt, der am Samstag im Kreis seiner Familie im 87. Lebensjahr verstorben ist. Harnoncourt gilt als Wegbereiter der Aufführungspraxisbewegung und somit auch der Musik im Allgemeinen. Seine Thesen waren nicht immer unumstritten und haben stets polarisiert, haben jedoch eine enorme Entwicklung im Bereich der sogenannten „Alten Musik“ ausgelöst. Er war unermüdlich im Hinterfragen traditioneller Lehrmeinungen, hat es sich nie leicht gemacht und stets nach neuen Quellen und Erkenntnissen geforscht.
Harnoncourt war auch mit unserer Universität und besonders mit dem Studiengang Alte Musik von Anfang an durch zahlreiche persönliche Kontakte verbunden. Am 21. März 1994 feierte der Nestor der Alten Musik (und Harnoncourts Lehrer) Josef Mertin seinen 90. Geburtstag im Konservatorium der Stadt Wien (Vorläufer der heutigen MUK), Harnoncourt hielt die Laudatio: Die Quintessenz dieser Rede war, dass zur professionellen Ausübung von Musik immer eine ausgewogene Balance von Intuition und Wissen Voraussetzung ist. In weiterer Konsequenz war dieser Festakt der Anstoß zur Gründung der Abteilung „Alte Musik“ an unserem Haus unter der Leitung von Marie Wolf. Sie war Lehrende für Blockflöte und Barockoboe am damaligen Konservatorium und gleichzeitig Oboistin in Harnoncourts 1953 gegründetem „Concentus Musicus Wien“, eines der ersten professionellen Originalklangensembles der Nachkriegszeit. In diesem Ensemble spielten auch zahlreiche andere Lehrende unseres Hauses wie Andrew Ackermann, Karl Steininger, Reinhard Czasch, in jüngerer Vergangenheit auch Michael Posch, Ulli Engel und Andreas Helm, auch Jörg Zwicker stand in ständigem Kontakt mit Nikolaus Harnoncourt.
Erst im Oktober 2015 legte Nikolaus Harnoncourt das Dirigat seines „Concentus Musicus“ nieder, seither hat Stefan Gottfried, der auch einige Jahre an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien unterrichtet hat, einige Konzerte mit dem „Concentus Musicus“ dirigiert.
Der Tod Harnoncourts reißt eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Wir sind dankbar für jedes Gespräch und für jede musikalische Anregung, die wir durch ihn erfahren durften.
Reinhard Czasch