Der international renommierte Bassbariton Erwin Schrott erklärte sich spontan zu einem Gespräch mit den Studierenden der MUK bereit. An die 30 Studierenden, vornehmlich aus dem Studiengang Gesang und Oper, lauschten gebannt und höchst interessiert den Ausführungen des sympathischen Künstlers.
Erwin Schrott erzählte viel Persönliches über seinen Werdegang, seine Ausbildung in seinem Geburtsland Uruguay, am dortigen Konservatorium und viel Wissenswertes aus seinem bisherigen Sängerberufsleben. Unter anderem auch Geschichten, wie er zum Beispiel im zarten Alter von Mitte 20 neben einem seiner damaligen Idole, Leo Nucci auf der Bühne stehen durfte, der in der Oper Rigoletto die Titelpartie sang und er selbst, als blutjunger Nachwuchssänger die scheinbar unattraktive Rolle des Sparafucile innehatte und wie ihm der bereits arrivierte Kollege, dem er größten Respekt zollte, sehr interessante und hilfreiche Tipps gab, wie man sich mit seinen zur Verfügung stehenden Mitteln, bestmöglich in Szene setzt.
Viele interessante Fragen wurden gestellt, die Schrott gerne und ehrlich in seiner unkomplizierten Art gewissenhaft beantwortete. Etwa, wie er sich selbst unmittelbar vor Auftritten vorbereitet: Er sucht vor jeder Vorstellung die Verbindung zu Musik, zum Komponisten sowie zum Raum, in dem er auftritt und sammelt diese positive Energie in einer Art Meditation. Das gibt fokussierte Energie!
Wichtige Hinweise für die angespannt lauschende Hörerschar der Studierenden: Als Profi-Sänger muss man fit sein, tanzen, sich bewegen, spielen können und vor allem immer über-perfekt studiert sein, um mit der entsprechenden Selbstsicherheit auftreten zu können. So kann man dann mit dem nötigen Selbstvertrauen und Hingabe schwierige Situationen meistern und Vorstellungen durchstehen, auch wenn man nicht top-disponiert ist. Der Sängerberuf darf nie zur Routine werden, man muss immer größtem Respekt vor der Sache behalten, sich nicht unter Druck setzen lassen, auf sich selbst vertrauen und anderen nicht erlauben, die eigene Energie zu zerstören. Schrott empfiehlt, in sich selbst zu ruhen, zu kämpfen und von seinen Vorbildern arbeiten zu lernen, so wie er selbst z.B. von Ruggiero Raimondi, Mirella Freni und Placido Domingo — alles übrigens nette normale Menschen (wie fast alle großen KünstlerInnen). Zu guter Letzt sollte man auch selbst ein gutes Beispiel abgeben. Es ist ein großes Privileg Musik machen zu dürfen — man kann dadurch zwar nicht die Welt verändern, aber das Glück teilen und anderen Menschen durch die Kunst ein bisschen Freude bringen.
Nach knapp zwei Stunden war der offizielle Teil dieses hochinteressanten Künstlergesprächs zu Ende, die Studierenden begeistert und auch Erwin Schrott zeigte sich sehr angetan vom großen Interesse und von den gestellten spannenden Fragen. Am Ende verabschiedete sich der Künstler herzlich mit dem Versprechen wiederzukommen.
Als sich die Menge schon auflöste, ging Schrott im Rahmen eines kleinen Einzelgesprächs noch spontan mit zwei angehenden Bassbaritonkollegen zum Klavier und referierte über die Interpretation des Don Giovanni. Man diskutierte sozusagen unter Kollegen „Coperto ma non coperto“ inklusive funktioneller technischer Demonstration seitens des berühmten Gastes — sehr zur Begeisterung des SängerInnennachwuchses.
Ein besonderer Dank für diesen spontanen Besuch geht an Niels Muus, durch dessen Initiative dieses Treffen zu Stande kam!
Stefanie Kopinits
(Management Masterstudium Oper)