Zum 80. Geburtstag von Charles Kalman lud der Lehrgang Klassische Operette zu einer musikalischen Party der besonderen Art. Der Komponist war als Ehrengast persönlich anwesend.
Es war besonders erfreulich, dass Charles Kalman extra anreiste, um im Rahmen des Konzerts, welches in Zusammenarbeit mit der Theodor Kramer Gesellschaft für Exilforschung stattfand, anlässlich seines 80ers persönlich anwesend zu sein. Ein einzigartiger Abend, für den sich der sichtlich gerührte Jubilar dann auch offiziell bei Wolfgang Dosch, dem Leiter des Lehrgangs Klassische Operette und Organisator des Konzerts, beim künstlerischen Leiter Ranko Markovic und allen Mitwirkenden sowie dem begeisterten Publikum bedankte.
Einige der Werke aus dem umfangreichen Repertoire von Kalman wurden an diesem Abend dargeboten. Darunter auch die Uraufführung von A Tribute To Fred Astaire für 2 Klaviere und Schlagzeug, das Charles Kalman erst im Oktober 2009 anlässlich einer Hüftoperation im Krankenhaus geschrieben hat. Kaum saß der Komponist dann selbst am Klavier, war es wunderbar anzusehen, wie er sich magisch um Jahrzehnte verjüngte und - quasi auch als Lektion für Interpretation - eines seiner Chansons selbst interpretierte. Diese Meisterschaft scheint heute eben so verschwunden, wie jene legendäre Zeit Wiens der 1920er Jahre, die er als Kind vor seiner Emigration erleben konnte.
Ein Abend, der die Verbindung herstellte über Zeiten, Grenzen und (Jahrhundert-)Wenden: von Charles Kalmans Vater, dem legendären Operettenmeister Emmerich Kálmán, geboren Ende des 19. Jahrhunderts in Ungarn, über Charles Kalman, geboren 1927 in Wien, emigriert in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts über Frankreich in die USA, zu uns heute zurück ins Wien des 21. Jahrhunderts.
Charles Kalman ist Zeitgenosse und Zeitzeuge.
Als Zeitgenosse komponiert er Orchestermusik und Instrumentalkonzerte, Musicals und Filmmusiken.
Als Zeitzeuge ist er einer der letzten großen Künstler, die noch jenes schillernde, mit Musik und Kunst getränkte "verklungene Wien" der Zwanzigerjahre erlebte, ehe er diese Stadt als Teenager verlassen musste und sie für ihn seither zum Ort einer unstillbaren Sehnsucht wurde.
Im amerikanischen Exil studierte an der Riverdale School of Music in New York Klavier bei Richard Mac Calahan und Harmonielehre bei Tsuya Matsuki und ging dann an die Columbia University, wo sein Bühnenerstling, die Revue Babe in the Woods, uraufgeführt wurde. Er lernte alle großen Musicalautoren der damaligen Zeit wie George Gershwin und Oscar Hammerstein kennen, die seine Werke beeinflussten.
Nach Europa zurückgekehrt, studierte er am - seine große Liebe gilt der Musik von Maurice Ravel - Conservatoire de Paris Komposition bei Jean Rivier und Instrumentation bei André Renault. Seit vielen Jahren lebt Charles Kalman in München und Italien. Seine Musik ist tatsächlich unterschiedlich - wie der Titel eines seiner großen Orchesterwerkes heißt - die eines "Globetrotters": vielseitig und - nicht nur sprachlich - international. Ein Weltbürger mit "Wiener Herz".
Alles erdenklich Gute an Charles Kalman und vielen Dank für den Besuch!