Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat am 1. März 2022 erstmals den Tag der Geschlechterforschung ausgerufen. Dieser soll die gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz dieses Forschungszugangs in Bildungs-, Lehr- und Forschungsinhalten in den Vordergrund rücken und mögliche Beiträge zur Förderung von Exzellenz und Innovation aufzeigen. Die MUK beteiligt sich mit zwei spannenden, prämierten Forschungsprojekten an diesem Aktionstag.
Das Zentrum für Wissenschaft und Forschung der MUK betreute die wissenschaftlichen Abschlussarbeiten von Flora Renhardt und Lara Sienczak, die beide von der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7), Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft, mit mit je einem Stipendium im Wert von EUR 1000,— ausgezeichnet wurden.
„Work!" ist ein Ausruf der Vogue-Community um andere Tänzer*innen anzufeuern. Voguing ist eine Tanzform, die sich aus der Ballroom-Kultur entwickelt hat. Die Sprache des Voguing hat sich ab den 1960er Jahren in Safe Spaces von queeren People of Color formuliert. Anfang der 1990er erlangte der Tanzstil Bekanntheit: durch die Kult-Dokumentation Paris is Burning, und den Song „Vogue“ von Madonna. In der LGBTIQ+-Community hat es sich mittlerweile als queere Tradition etabliert. Auch im Wiener Underground war Voguing bereits in den 1990er-Jahren Teil der urbanen Tanz- und Schwulen-Szene. Auf Initiative von österreichischen Pionier*innen wie Katrin Blantar oder Gregor Krammer wächst die lokale Szene in Wien seit 2012 stetig. Für die Bachelorarbeit begab sich Flora Renhardt auf eine intensive Recherche in die Stadt. Sie zeigt in Form einer Bestandsaufnahme die bisherigen Meilensteine der Wiener Voguing-Szene und beleuchtet den gesellschaftlichen Mehrwert, den die Kultur auf die Stadt-Bewohner*innen ausübt.
Flora Renhardt, geboren 1994, lebt und arbeitet in Wien. 2020 schloss sie ihr Studium für Zeitgenössische Tanzpädagogik an der MUK ab. 2018 besuchte sie im Rahmen eines Austauschsemesters mit dem Mobilitätsprogramm ERASMUS+ den Studiengang Dance & Choreography an der Den Danske Scenekunstskole in Kopenhagen. 2021 graduiert Flora Renhardt im Bachelorstudium der Kunstgeschichte an der Universität Wien. Sie war als Performerin beispielsweise im brut, WUK oder Dschungel Wien zu sehen. Momentan ist Flora als Lehrende für Improvisation in der Tanzausbildung Wien beschäftigt.
Geschlecht ist performativ. Das Spielen einer Figur ist in jedem Fall auch das spielen eines Geschlechts, oder? Was sind die gesellschaftlichen Codes mit denen wir Geschlecht kommunizieren? Und wie können Schauspielende diese als Werkzeug benutzen und sie bewusst auf der Bühne einsetzen, um das binäre Geschlechtermodell zu dekonstruieren? Diesen Fragen stellt sich Lara Sienczaks Bachelorarbeit und untersucht am Beispiel von drei deutschsprachigen Theaterinszenierungen aus den letzten Jahren, wie Darstellungen von Geschlecht jenseits der heteronormativen Norm gelingen können.
Lara Sienczak wurde 1993 in Wuppertal geboren und studierte bis 2019 im Bachelor Schauspiel an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Während des Studiums spielte dey am Theater der Jugend Wien in Die Weiße Rose (Regie/Text: Petra Wüllenweber) die Rolle der Sophie Scholl, wofür dey 2018 mit dem Nestroy in der Kategorie „Bester Nachwuchs” ausgezeichnet wurde. Es folgten Engagements am Schauspielhaus Graz, WERK X, der Neuen Bühne Villach, den Bregenzer Festspielen und am Kosmos Theater Wien.