Eine Lehrende und zwei Studierende der Abteilung Schauspiel nahmen von 10.-18.09.06 am 7. internationalen Workshop des Treffens mediterraner Schauspielschulen in Tel Aviv, Israel, teil. Ein Reisebericht von Bettina Turi-Ostheim
Nach Korsika im vorigen Jahr konnte ich heuer zum zweiten Mal mit 2 StudentInnnen – diesmal Julia Ottermann und Benedict Bauernberger – an dem Workshop OLIVE teilnehmen, dessen Konzept ebenso so einfach wie genial ist: Jede eingeladene Universität (immer ein/e Lehrende/r, 2 Studierende) muss zwei Szenen vorbereiten und auf dem Festival zeigen. Eine Szene soll aus einem Stück eines heimischen Autors stammen und kann ansonsten frei gewählt werden. Diese Szenen werden am ersten Abend gezeigt.
Die zweite Szene wird vom Festival vorgeschrieben, und zwar für mehrere Schulen oder – wie heuer erstmals – sogar für alle Schulen dieselbe Szene. Nach der Präsentation dieser Szene in den unterschiedlichen Interpretationen (2. Abend) werden ab dem 3. Tag neue, internationale Arbeitsgruppen gebildet, in denen an derselben Szene weiter gearbeitet wird, wobei jede/r Studierende in ihrer/seiner Muttersprache weiter arbeitet und spielt. In den neuen internationalen Arbeitsgruppen soll es keine gemeinsame Sprache geben. Nach drei weiteren Arbeitstagen gibt es eine Abschluss-Präsentation der Arbeitsergebnisse.
Thema des diesjährigen Workshops war das Stück „Lysistrate“ von Aristophanes, als heimischen Autor wählten wir Werner Schwab und sein Stück „Der reizende Reigen nach dem Reigen des reizenden Herrn Arthur Schnitzler“.
Die Erfahrungen aus diesen drei Tagen Arbeit in den internationalen Gruppen stimmen mit den Erwartungen überein, die der „Erfinder“ von OLIVE, Prof. Vladimir Jevtovic, Schauspieler, Regisseur und Professor an der Faculty of Dramatic Arts in Belgrad, in die Struktur des Festivals setzt: „Compared to other, existing student festivals, OLIVE differs in its emphasis on meeting in order to share the process of working together, exchanging and combining influences, rather than presenting already completed performances. In this way new possibilities of stage exploration, interaction and experience arise. The basic hypothesis is that working in groups were students deliver texts in their own languages, should be an insurmountable obstacle, but in fact something that strengthens motivation, partner-contact and cooperation and enables the discovery of an exciting stage language which all acting students of all nations share.“
Tatsächlich erarbeiteten und zeigten die TeilnehmerInnen 26(!) Fassungen derselben Szene aus „Lysistrate“, und keine einzige war einer anderen Fassung ähnlich. Die Teilnehmer heuer kamen aus Mailand (2 Universitäten), weiters aus Sofia, Bukarest, Split, Ljubljana, Belgrad, Barcelona, Skopje, Istanbul, Tel Aviv und von der Konservatorium Wien Privatuniversität.. Das ergab ein breites Spektrum an Stilen und Arbeitsweisen, die besonders in den internationalen Kombinationen neue kreative Reibungen ergaben. Unsere Arbeitspartner in den internationalen Arbeitsgruppen kamen aus Italien, Slowenien, Kroatien, Israel und Mazedonien.
Ebenso beeindruckend war die Begegnung mit der einladenden Schule, dem Studio of performing arts unter der Leitung des Gründers Yoram Lowenstein. Alles war perfekt organisiert, die Studierenden des Studios standen als Ansprechpartner in allen Belangen zur Verfügung und wir lernten eine Community kennen, die unter immer wieder schweren Bedingungen – wie überall natürlich die Finanzen, aber in Israel auch die Frage von Krieg und Frieden, die das ausgewählte Stück „Lysistrate“ brennend aktuell werden ließ – hervorragende SchauspielerInnen ausbildet. Ein großer Ehrgeiz der Veranstalter erfüllte sich leider nicht: obwohl es Yoram Lowenstein im Vorfeld gelungen war, zu der jungen Schauspielschule im palästinensischen Ramallah Kontakt aufzunehmen, brach das Gespräch mit Beginn des Libanonkriegs wieder ab.
Dr. Bettina Turi-Ostheim
Abteilung Schauspiel