Am 23.11.2007 fand an der Konservatorium Wien Privatuniversität das Symposion zum Thema Zwischen Essay und Laborbericht - Methoden kunstgemäßer Forschung statt.
Die prominente Gäste Konrad Paul Liesman und Christian Tepe sowie die profilierten Universitätsangehörigen Ernst Theis, Gottfried Eisl und Ranko Markovic stellten im Rahmen eines ganztägigen Symposions an der Konservatorium Wien Privatuniversität ihre Thesen zur Diskussion. Künstlerische Beiträge von Grzegorz Stopa (Akkordeon), Jörg Engels (Trompete) und Karlheinz Essl (Elektronik) sowie dem Saxophon-Quartett (Konstanze Ackermann, Fabien Girard, Noemi Schwank, Anja Wenger) ergänzten das Programm.
Inhalte der Vorträge:
Ernst Theis
Vom Gesellen zum Bachelor
Dieser Vortrag behandelte mögliche Wege, von der handwerklichen Instrumentalausbildung zum vertieften Verständis von Kunst und den daraus resultierenden Ausdrucksformen im Zusammenhang mit der Darstellung Musikalischer Werke durchzudringen. Des weiteren die mögliche Rolle der Lehrenden in der Instrumental-, Gesangs- und Tanzausbildung und deren Instrumente, Studierenden jenseits des Erarbeitens von Notentexten Perspektiven zur fundierten selbständigen Gestaltung von musikalischen Kunstwerken zu verschaffen.
Ranko Markovic
Exzellenz, Integration und Emanzipation - Grundtendenzen einer Erneuerung kunstpädagogischen Selbstverständnisses
Die aus der antiken Idee der "septem artes liberales" hervorgegangene "Artistenfakultät" des Spätmittelalters bildet den Ausgangspunkt für die Formulierung einer These zur Erneuerung kunstpädagogischen Selbstverständnisses. Unter den Rahmenbedingungen eines scheinbar konfusen, aber unaufhaltsam voranschreitenden gesellschaftlichen Paradigmenwechsels ist mehr gefordert als nur die kritische Analyse des status quo. Auf die Einsichten von Schopenhauer, Adorno, Bourdieu und Liessmann bezugnehmend schlug Ranko Markovic in seinem mit Musikbeispielen ergänzten Referat eine übergreifend und neu geordnete inhaltliche Konzeption der Universität aus dem Geist des Kunstwerkes vor.
Gottfried Eisl
Strategische Instrumente des F & E (Forschung & Entwicklung) Controllings am Prüfstand der Künste
Aus der Innensicht einer durchaus auch unternehmerisch agierenden Kunstuniversität wird versucht, die Besonderheiten einer Kunstausbildungsstätte aus betriebswirtschaftlicher Sicht darzustellen. Insbesondere geht es dabei um die Frage, welche spezifischen Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit operative und strategische Instrumente der Unternehmensführung für den Bereich der Künste sinnvoll eingesetzt werden können. Da auch im Kunstmanagement der Engpass nicht im Wissens-, sondern im Durchsetzungsbereich liegt, gilt es diese Instrumente auch hinsichtlich ihrer Tauglichkeit zu überprüfen, die Kräfte für die Umsetzung von Konzeptionen im Allgemeinen und Forschungskonzeptionen im Besonderen, positiv zu beeinflussen.
Christian Tepe
Wege zur kunstadäquaten Erkenntnis
Mit Hilfe welcher Kriterien ließe sich eigentlich der Forschungsprozess an einer Kunstuniversität charakterisieren? Die Unvereinbarkeit der wissenschaftlich-technischen Rationalität mit der Individualität künstlerischer Phänomene ist leicht zu zeigen. Wie kann die Reflexion über Musik und Theater jenseits einer allgemeinverbindlichen Methode gleichwohl Durchsichtigkeit, Nachvollziehbarkeit und Verbindlichkeit beanspruchen?
Aufschluss verspricht in dieser Beziehung beispielgebend die literarische Form des Essays, die auch von Künstlern gerne verwendet wird, um sich theoretisch zu äußern. Der Essay ist eine Komposition in Sprache. Der Sinn dieser Komposition kann nun weniger aus linear aufeinander folgenden Aspekten abgeleitet werden. Er wird vielmehr aus der vielgestaltigen Bewegung der Teile eines Ganzen aufgedeckt. So prädestiniert eine experimentelle Anordnung von thematischen Variationen und Kontrasten den Essay für die Diskussion künstlerischer Ausdrucksformen in ihrer wesenhaften Mehrdeutigkeit.
Für die Praxis der Studierenden an einer Universität wirft das die Frage auf, über welche Kenntnisse und Fertigkeiten sie verfügen sollten, wenn es zum Beispiel um die Bewältigung einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit geht.
Konrad Paul Liessmann
Sprechen über Kunst. Über ästhetische Diskurse
Im Vortrag ging es um die Frage, welche diskursiven Formen von Kunst provoziert werden bzw. der Kunst angemessen sind und welche Rolle dabei der Theorie bzw. der Wissenschaft zukommt. Seit Arnold Gehlen von der „Kommentarbedürftigkeit“ vor allem der modernen Kunst gesprochen hat, steht das Sprechen über und Deuten von Kunst immer unter dem Generalverdacht, dass eigentlich zuviel geredet wird. Um die Plausibilität dieses Verdachts einschätzen zu können, muss erst einmal prinzipiell geklärt werden, in welchen Weisen wir überhaupt über ästhetische Formen und Ausdrucksweisen sprechen und schreiben können.