Der aufstrebende Schauspieler und MUK-Absolvent Tommy Fischnaller-Wachtler wurde für den prestigeträchtigen NESTROY-Theaterpreis nominiert. Die Nominierung in der Kategorie „Bester Nachwuchs — Schauspiel“ erhielt er für seine herausragende Darstellung als Effi Briest im Stück „Effi Briest“. MUK-Alumna, Tänzerin und Choreografin Doris Uhlich wurde für den populären Publikumspreis nominiert.
Jury-Mitglied Sonja Harter kommentierte die Leistung von Fischnaller-Wachtler in der Inszenierung wie folgt: „Der kleine Theaterraum des Bronski & Grünberg war in der vergangenen Saison Schauplatz einer sehr freien Dramatisierung von Theodor Fontanes Klassiker Effi Briest. Darin setzt Regisseur Moritz Franz Beichl vehement auf den Bruch mit den misogynen Tendenzen des Stoffs. Schillernd im Zentrum dieser queeren Umsetzung steht Tommy Fischnaller-Wachtler als kokette, ihrem männlichen Umfeld weit überlegene Effi Briest. In einer Mischung aus Präzision und Spielfreude demonstriert der 1997 in Brixen geborene Schauspieler, der seine Ausbildung erst im Vorjahr an der Musik und Kunst Privatuniversität Wien abgeschlossen hat, dass er keine Berührungsängste mit radikalen Regiezugriffen hat. Egal ob als Verführerin oder Schmiedin ihres eigenen Schicksals — diese Effi strotzt vor Selbstbestimmung, wobei Fischnaller-Wachtler die Zerbrechlichkeit seiner Figur zu keinem Zeitpunkt verrät.“
Der NESTROY-Theaterpreis ist einer der begehrtesten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum und würdigt außergewöhnliche Leistungen in der österreichischen Theaterszene. Fischnaller-Wachtlers Nominierung bezeugt nicht nur sein bemerkenswertes Talent, sondern auch die Qualität seiner Ausbildung an der MUK.
Auch Tänzerin und Choreografin Doris Uhlich darf sich über eine Nominierung in einer äußerst beliebten Spezialkategorie des NESTROY freuen: Sie ist nominiert für den Publikumspreis, bei dem die Öffentlichkeit die Chance hat, für ihren Liebling der vergangenen Theatersaison abzustimmen. Bis Fr, 3. November kann das Publikum noch unter http://tv.orf.at/orfdrei seine Stimme abgeben, der*die Gewinner*in wird im Rahmen der NESTROY-Preisverleihung am 5. November im Volkstheater Wien bekanntgegeben.
1997 in Brixen, Südtirol geboren und dort aufgewachsen, begann Thomas Fischnaller Wachtler nach seiner Matura ein Lehramtsstudium in Deutsch und Geschichte an der Hauptuniversität Wien. Doch die Schauspielerei rief ihn: 2018 entschied er sich, das Lehramtsstudium abzubrechen und stattdessen an der MUK seine Schauspielausbildung zu beginnen, die er 2022 erfolgreich abschloss.
Bereits 2014 konnte er erste Bühnenerfahrungen beim Jugendtheater „Rotierendes Theater“ sammeln. Es folgten diverse Produktionen in seiner Heimat Südtirol, darunter bei den Vereinigten Bühnen Bozen (2015 in Punk Rock von Simon Stephens) und den Rittner Sommerspielen (2018 in In der Löwengrube von Felix Mitterer).
In Wien war er zuletzt am Theater der Jugend in der Rolle des Amadé Mozart im Stück Amadé und Antoinette von Thomas Birkmeier zu sehen. Neben seiner Bühnenkarriere machte Fischnaller-Wachtler auch auf der Leinwand auf sich aufmerksam. So stand er zuletzt für den Film Bachmann und Frisch von Margarethe von Trotta vor der Kamera.
Die Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen wurde bereits 2019 durch den Gewinn des Fidelio-Wettbewerbs in der Sparte Fidelio.Kreation bestätigt.
Doris Uhlich (geboren 1977 in Oberösterreich) studierte Zeitgenössische Tanzpädagogik an der MUK. Seit 2006 entwickelt sie eigene Projekte. Mit ihren Produktionen stellt sie gängige Formate und Körperbilder infrage: Sie arbeitet mit Menschen mit unterschiedlichen Biografien und körperlichen Einschreibungen, befragt das klassische Ballett auf seine Übersetzbarkeit in zeitgenössische Kontexte hin, öffnet die Tanzfläche für Menschen mit körperlicher Behinderung, zeigt die Potenziale von Nacktheit jenseits von einfacher Erotisierung und Provokation, untersucht auf vielschichtige Weise die Beziehung zwischen Mensch und Maschine oder setzt sich mit der Zukunft des menschlichen Körpers im Zeitalter seiner chirurgischen und genetischen Perfektionierung auseinander.
Im Werk der Choreografin steht oft die Beschäftigung mit Alltagsgesten oder auch, wie in SPITZE (2008) oder Come Back (2012), mit künstlichen Gesten im Zentrum. Ihre Performances setzen sich häufig mit Schönheitsidealen und Körpernormen – so z. B. mehr als genug (2009), auseinander. Seit ihrem Stück more than naked (2013) beschäftigt sich Doris Uhlich in ihren Arbeiten zudem mit der Darstellung von Nacktheit jenseits von Ideologie und Provokation. Dabei nimmt Musik eine wichtige Rolle ein. Mit Habitat bespielte sie mit einem ravenden nackten Ensemble die Dominikanerkirche in Krems, die Fassade der Wiener Secession und die ehemalige Winterreithalle der k.u.k. Monarchie in ihrer bisher größten Performance mit 120 nackten Menschen. Für die Performance Ravemachine (2016) hat sie gemeinsam mit dem Tänzer Michael Turinsky den Nestroy-Spezialpreis für „Inklusion auf Augenhöhe“ gewonnen. Die 2018 im Tanzquartier Wien uraufgeführte Produktion Every Body Electric war 2019 u. a. zur Tanzbiennale in Venedig und zur Bienal Sesc de Dança in São Paulo eingeladen.