Die österreichische Musikerin und Komponistin hat im Rahmen eines Workshops ihr Stück Zug ins Gelobte mit Studierenden erarbeitet. Ein Nachbericht von Christine Gnigler.
Vier Flöten, ein Tape — fünf Starkstromleitungen, die enorm ineinander verwickelt sind. Musik als Zustand. Strom ist Energie. Wie das Aufladen eines Generators, bis ein kaum noch zu kalkulierender Energiepegel erreicht ist. Wenn das Aufladen des Akkus ein imaginärer Weg wäre: Dann nähmen die vier Instrumente allmählich immer mehr Fahrt auf, bis sie kaum noch zu bremsen sind.
Am 30. März war die österreichische Musikerin und Komponistin Eva Reiter im Rahmen der Reihe vienna.composers@MUK (Konzerte, Vorträge, Meisterklassen und Workshops) zu Gast und hat mit Studierenden ihr Stück Zug ins Gelobte für Blockflötenquartett und Elektronik (Kompositionsauftrag von QNG - Quartett New Generation 2010) erabeitet, im Anschluss wurde das Ergebnis bei einem Gesprächskonzert dem Publikum präsentiert. Vier Paetzoldblockflöten, Vuvuzelas, Superballs, Grammophontrichter und, und, und - zuletzt noch ein alles irritierendes Tape, führen durch einen kaum fassbaren, illusionierenden Klangraum. Wort und Energie kommen am Ende in eine maximale Beschleunigung, die Spieler in ein hitziges Klanggefecht. Implosion oder Explosion? Zunehmendes Beschleunigen, bis die Fahrt ganz plötzlich zu enden scheint, der Klangzug aber tatsächlich in einen — für unser Auge unsichtbaren und unser Ohr unhörbaren — Zustand „höherer Existenz“ entweicht.
Nach intensiver Vorbereitung des Werkes durch die Musikerinnen Lorina Vallaster (MUK-Absolventin, Blockflöte bei Carsten Eckert an der MDW) Eva-Leonie Fegers (als Gast, Blockflöte bei Carsten Eckert an der MDW), Sheng-Fang Chiu (Blockflöte Michael Posch) und Christine Gnigler (Blockflöte bei Thomas List) und unter der tontechnischen Leitung von Alfred Reiter-Wuschko (Lehrender an der MUK) gab der Workshop mit Eva Reiter eine fantastische Möglichkeit, das Werk im Detail zu arbeiten. Sämtliche Grenzen, sowohl musikalische als auch physische, galt es notwendigerweise auszuloten. Durch die pointierten Anregungen und Exempel von Eva Reiter wurde Zug ins Gelobte geformt und geschliffen, bereit, in den Zustand „höherer Existenz“ zu entweichen - und bereit für weitere Aufführungen! Im anschließenden Gespräch mit Dirk D'Ase gab Eva Reiter interessante Einblicke in ihr Schaffen. 2016 erhielt sie den Erste Bank Kompositionspreis und im Herbst 2016 wurden im Rahmen von Wien Modern einige Werke präsentiert
Herzlichen Dank an Eva Reiter für ihre Engagement und an Thomas List für die Organisation!
Christine Gnigler, April 2017